Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Besuch in Dallas überreden lassen, und erst als das leise Surren des atombetriebenen Flugkörpers etwas lauter geworden war und der Pilot zur Landung angesetzt hatte, war ihm das Foto wieder eingefallen.
Er hatte sich daran erinnert, daß Anthony in Dallas lebte und am Projekt Merkur arbeitete. Peinlich, äußerst peinlich.
3
Anthony hatte auf dem Dach gewartet, um den speziell eingeflogenen Experten zu begrüßen. Natürlich nicht allein. Er war Mitglied einer stattlichen Delegation gewesen und hatte zu denen gehört, die in der hintersten Reihe standen. Man hatte ihn lediglich deshalb aufgefordert, beim Empfang dabeizusein, weil er ursprünglich den Vorschlag gemacht hatte.
Beim Gedanken daran war ihm alles andere als wohl gewesen. Er hatte sich damit aus der Anonymität hervorgehoben. Man hatte ihm gratuliert, aber immer wieder betont, daß es seine Idee gewesen sei. Falls sich diese Idee als Fiasko erwiese, hatte er immer wieder gedacht, rettet sich jeder aus der Schußlinie, und ich stehe auf weiter Flur allein da.
Später hatte er manchmal darüber nachgedacht und die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß ihn die vage Erinnerung an einen Bruder, der auf dem Gebiet der Homologie tätig war, auf die Idee gebracht hatte. Das mochte der Grund sein, er wußte es aber nicht mit Sicherheit. Der Vorschlag war so unvermeidlich gewesen, daß er ihn auch gemacht haben würde, wenn sein Bruder zum Beispiel ein völlig unbekannter Romanschreiber gewesen wäre oder er überhaupt keinen Bruder gehabt hätte.
Das Problem waren die inneren Planeten.
Der Mond und der Mars waren kolonisiert. Die größeren Asteroiden und die Satelliten des Jupiters waren erforscht, die Vorbereitungen für eine bemannte Reise zum Titan, dem größten Satelliten des Saturns, machten Fortschritte. Obwohl Menschen auf eine Reise in das äußere Sonnensystem geschickt werden sollten, die über sieben Jahre dauerte, bestand aus Angst vor der Sonne noch nicht die geringste Aussicht auf eine bemannte Fahrt zu den inneren Planeten.
Die Venus war die weniger attraktive der beiden Welten innerhalb der Umlaufbahn der Erde. Der Merkur dagegen…
Anthony hatte noch nicht zu dem Team gehört, als es Dimitri Large gelungen war, den Weltkongreß so zu beeindrucken, daß das Projekt Merkur genehmigt wurde.
Anthony hatte sich die Tonbandaufzeichnung der Rede Dimitris angehört. In ihr war bereits alles festgelegt gewesen, was später im Projekt Merkur in die Tat umgesetzt worden war.
Das Hauptgewicht hatte Dimitri auf die Behauptung gelegt, daß es falsch sei, zu warten, bis die Technologie soweit fortgeschritten wäre, eine bemannte Expedition ungefährdet in die sonnennahe Strahlenhölle zu schicken. Der Merkur sei einzigartig lehrreich in seinen Gegebenheiten, und von der Oberfläche dieses Planeten aus könne man Sonnenbeobachtungen anstellen, die sonst nirgends möglich seien.
Unter der Voraussetzung natürlich, daß ein Substitut des Menschen – sprich ein Robot – auf dem Planeten abgesetzt werde.
Ein Robot mit den nötigen physischen Voraussetzungen könne gebaut werden. Weiche Landungen, sanft wie ein Handkuß, seien kein Problem. War jedoch ein Robot gelandet, was sollte er dann tun?
Er konnte Beobachtungen anstellen und seine Aktionen nach diesen Beobachtungen richten, aber die Projektleitung wünschte, daß seine Aktivitäten gezielt und bedacht waren, zumindest potentiell, aber man hatte zunächst einmal keine Ahnung, welche Beobachtungen der Robot überhaupt machen würde.
Um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein, müsse der Robot mit einem Computer ausgestattet sein (in Dallas nannte man diese Computer mit Vorliebe ›Gehirn‹, ein Ausdruck, den Anthony haßte – vielleicht, wie er sich später manchmal überlegte, weil das Gehirn das Fachgebiet seines Bruders war). Dieser Computer müsse so komplex und vielseitig sein wie das Gehirn eines Säugetiers…
Soviel zu der Rede, die Dimitri Large vor dem Weltkongreß gehalten hatte.
Es hatte sich jedoch herausgestellt, daß ein so ausgestatteter Robot zwar auf den Merkur geschafft und dort sanft abgesetzt werden konnte, aber nicht beweglich genug gewesen wäre, um sinnvoll arbeiten zu können. Vielleicht würden die positronischen Geräte, an denen die Robotiker arbeiteten, eines Tages den gewünschten Erfolg bringen, aber der Tag war noch fern.
Es war nur eine Möglichkeit geblieben: Der Robot mußte jede Beobachtung, die er verzeichnet hatte, sofort zur Erde
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