Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
in mir sehen, als… als was ich eben bin?«
»Sie sind jung.« Herbies stählerne Faust krachte auf den mit einem Kunststoff überzogenen Tisch. »Hören Sie mich an!«
Aber Susan Calvin fuhr jetzt auf ihn los, und der quälende Schmerz in ihren Augen verwandelte sich in ein wildes Feuer. »Warum sollte ich? Was weißt denn du von all dem – du – du… du Maschine. Für dich bin ich einfach ein sonderbares Exemplar einer bestimmten Rasse – ein interessanter Käfer mit einem eigenartigen Gehirn, das vor dir ausgebreitet daliegt, damit du es studieren kannst. Bin ich nicht ein recht feines Muster einer enttäuschten Frau? Fast so gut, wie es in deinen Büchern geschildert wird!« Ihre Stimme ging in einem trockenen Schluchzen unter.
Der Robot schien sich vor ihrem Ausbruch zu ducken. Bittend schüttelte er den Kopf. »Würden Sie mir nicht vielleicht doch zuhören? Bitte! Ich könnte Ihnen helfen, wenn Sie es nur erlaubten.«
»Wie?« Ihre Lippen kräuselten sich. »Mit gutem Rat?«
»Nein, das meine ich gar nicht… sondern einfach, weil ich doch weiß, was andere Menschen denken… zum Beispiel auch was Milton Ashe denkt.«
Eine lange Stille folgte. Susan Calvin hatte die Augen gesenkt. »Ich will nicht wissen, was er denkt«, flüsterte sie. »Sei still!«
»Ich glaube aber, daß Sie es wissen sollten!«
Ihr Kopf blieb nach vorne geneigt, aber ihr Atem kam jetzt schneller. »Du redest Unsinn«, sagte sie.
»Warum sollte ich das tun? Ich versuche zu helfen. Milton Ashes Gedanken über Sie…« Er machte eine Pause.
Und dann hob die Psychologin den Kopf. »Nun?«
Der Robot sagte gelassen: »Er liebt sie.«
Eine ganze Minute lang sagte Susan Calvin nichts. Sie starrte einfach vor sich hin. Dann: »Du irrst dich. Du mußt dich irren. Warum sollte er mich lieben?«
»Aber er tut es. So etwas kann man nicht verbergen – zum mindesten nicht vor mir.«
»Aber ich bin so… so…«, stotterte sie, und dann brach sie ab.
»Er schaut nicht aufs Äußere eines Menschen. Was er an anderen bewundert, ist Verstand. Milton Ashe ist nicht die Art von Mann, der einen Kopf mit hübschen Haaren und schönen Augen heiratet.«
Susan Calvin mußte blinzeln, um wieder klar sehen zu können. Ehe sie weitersprach, verstrichen ein paar Sekunden. Selbst dann zitterte ihre Stimme noch immer. »Dennoch hat er niemals in irgendeiner Weise gezeigt, daß…«
»Haben Sie ihm je die Gelegenheit gegeben?«
»Wie hätte ich das gekonnt? Ich dachte doch niemals, daß er…«
»Genau.«
In Gedanken versunken schwieg die Psychologin. Dann schaute sie plötzlich auf. »Vor einem halben Jahre empfing er hier in der Fabrik den Besuch eines Mädchens. Ich glaube, sie war hübsch – blond und schlank. Natürlich hatte sie nicht viel Verstand. Vermutlich konnte sie kaum zwei und zwei addieren. Den ganzen Tag ging er mit geschwollener Brust herum, während er der Gans zu erklären versuchte, wie man einen Robot zusammensetzt.« Ihre Härte war zurückgekehrt. »Nicht daß sie etwa ein Wort von dem, was er sagte, verstanden hätte. Wer war sie?«
Herbie antwortete, ohne zu zögern. »Ich kenne die betreffende Person. Sie ist seine Kusine, und ich kann ihnen versichern, daß er sich in keiner Weise für dieses Mädchen interessiert.«
Susan Calvin stand mit fast mädchenhafter Lebhaftigkeit auf. »Ist das nicht eigenartig? Genau das hab ich manchmal mir selbst vorgemacht, obwohl ich eigentlich nie daran geglaubt habe. Dann muß also alles wahr sein.«
Sie rannte zu Herbie und packte seine kalte schwere Hand mit ihren beiden Händen. »Ich danke dir, Herbie.« Ihre Stimme war eindringlich und fast flüsternd. »Sag niemand was von dieser Sache! Es soll unser Geheimnis sein… und nochmals – ich danke dir.« Damit und mit einem krampfhaften Druck auf Herbies gefühllose Finger verließ sie den Raum.
Langsam wandte sich Herbie wieder seinem Roman zu. Leider gab es keinen, der seine Gedanken hätte lesen können.
Milton Ashe räkelte sich, daß seine Gelenke knackten, während aus seinem Munde eine Art von Stöhnen kam. Dann starrte er Dr. phil. Peter Bogert an.
»Hör mal«, sagte er, »ich habe mich nun eine volle Woche mit dieser Geschichte beschäftigt, fast ohne die nötige Zeit zum Schlafen zu finden. Wie lange soll das eigentlich so weitergehn? Ich meine, du hättest gesagt, das positronische Bombardement in der Vakuumkammer D wäre die Lösung?«
Bogert gähnte und betrachtete dann mit nachlässigem Interesse seine
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