Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
darüber sprechen.«
Ich wartete und siehe da, sie änderte ihre Meinung. »Warum eigentlich nicht?« sagte sie. »Nun kann’s mir nicht mehr schaden. Nicht einmal die Erinnerung daran kann mir noch was anhaben. Ich war sehr töricht damals, junger Mann. Würden Sie das heute glauben?«
»Nein«, sagte ich.
»Ich war’s aber. Aber Herbie war ein gedankenlesender Robot.«
»Was?«
»Nur einen hat es jemals von dieser Sorte gegeben. Ein Fehler… irgendwo…«
Ein Lügner
Alfred Lanning zündete umständlich seine Zigarre an, aber seine Finger zitterten ein wenig. Seine grauen Augenbrauen waren zusammengepreßt, als er schließlich zu sprechen begann.
»Das Ding ist ein Gedankenleser – daran ist überhaupt kein Zweifel. Aber wieso?« Seine Augen richteten sich auf Peter Bogert, den Mathematiker. »Na?«
Bogert strich sich mit beiden Händen sein schwarzes Haar glatt.
»Dies ist das 34. Modell des Typs RB, Lanning. Alle anderen waren vollkommen nach Schema F.«
Der dritte Mann am Tische runzelte die Stirn. Milton Ashe war der jüngste Direktor der U.S. Robot and Mechanical Men Comp. und stolz auf seine Stellung.
»Hören Sie mal, Bogert. Während der ganzen Produktion dieses Modells ist alles wie am Schnürchen gelaufen. Da hat’s keinen Fehler gegeben. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
Bogerts dicke Lippen verzogen sich zu einem verlegenen Lächeln. »Wirklich? Wenn Sie für alle Mann am laufenden Band garantieren können, dann werde ich Sie für eine Beförderung vorschlagen. Genau gezählt, sind zur Herstellung eines positronischen Gehirns 75.234 Operationen notwendig, wobei jede einzelne, um richtig durchführbar zu sein, eine ganze Reihe von Faktoren zur Voraussetzung hat. Die Anzahl dieser Faktoren schwankt ihrerseits zwischen fünf und hundertundfünf. Geht einer davon ernstlich schief, so ist das ›Gehirn‹ ruiniert. Ich zitiere hier Ihre eigenen Feststellungen, Ashe, und zwar aus Ihren eigenen Aufzeichnungen.«
Milton Ashe errötete, aber eine vierte Stimme schnitt ihm die Antwort ab, die er gerade geben wollte.
»Wenn wir hier versuchen sollten, den einen oder anderen verantwortlich zu machen, dann gehe ich.« Susan Calvins Hände lagen fest gefaltet in ihrem Schoß. Die kleinen Linien um ihren Mund herum hatten sich vertieft. »Wir stehen hier vor dem Faktum, daß wir einen gedankenlesenden Robot besitzen, und es kommt mir darauf an, herauszufinden, warum er das tut. Dazu werden wir aber niemals kommen, wenn wir uns einfach hinstellen und rufen: ›Ihr Fehler! Ihr Fehler!‹«
Ihre kalten Augen wanderten zu Ashe, und dieser grinste.
Auch Lanning grinste, und wie immer in solchen Augenblicken sah er mit seinem langen weißen Haar und seinen kleinen schlauen Augen aus wie ein biblischer Patriarch. »Dr. Calvin hat recht.«
Seine Stimme wurde plötzlich kühl und geschäftsmäßig. »Ich will hier alles noch einmal in konzentrierter Form darstellen. Wir haben ein positronisches Gehirn hergestellt, das scheinbar dem regulären und ganz alltäglichen Typus zugehört. Dieses Gehirn besitzt jedoch die bemerkenswerte Fähigkeit, sich in die Gedanken anderer einzuschalten. Wüßten wir, wie das möglich ist, so würde diese Tatsache den bedeutendsten Fortschritt der Robotik in den letzten zehn Jahren bedeuten. Wir wissen es jedoch nicht und wir müssen’s herausfinden. Ist das klar?«
»Dürfte ich vielleicht einen Vorschlag machen?« fragte Bogert.
»Schießen Sie los!«
»Ich möchte anregen, daß wir, bis wir hinter die Gründe dieser Schweinerei kommen – und als Mathematiker muß ich annehmen, daß es sich um eine solche handelt –, die Existenz dieses RB 34 geheimhalten. Auch gegenüber unseren anderen Mitarbeitern. Als Abteilungsleiter sollte die Lösung dieses Problems für uns keine unüberwindlichen Schwierigkeiten bieten, und je weniger davon wissen, desto…«
»Bogert hat recht«, sagte Dr. Calvin. »Seitdem die interplanetarischen Regeln< dahingehend abgeändert wurden, daß sie eine Erprobung von Robots vor dem Versand in den Weltraum innerhalb der Fabriken gestatten, hat sich die Anti-Robot-Propaganda ungeheuer verschärft. Wenn nun bekannt wird, daß ein Robot existiert, der Gedanken lesen kann, so kann aus dieser Tatsache – solange wir nicht imstande sind, dieses Phänomen zu erklären und es nach unserem Willen zu kontrollieren – ungeheures Kapital geschlagen werden.«
Lanning zog an seiner Zigarre und nickte besorgt. Er wandte sich an Ashe.
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