Foundation 02: Die Stahlhöhlen
nun einmal so sind, für
klüger, dieses Haus bauen zu lassen…«
»Bauen!« Baley starrte Daneel verblüfft an.
»Sie meinen, man hat das für mich gebaut? Alles das?
Ganz speziell?«
»Eine durch und durch robotisierte Wirtschaft…«
»Ja, ich weiß schon, was Sie sagen wollen: Was wird man
mit dem Haus machen, wenn das alles vorbei ist?«
»Ich denke, man wird es abreißen.«
Baley preßte die Lippen zusammen. Natürlich! Es
abreißen! Da baute man ein riesiges Gebäude, ganz speziell
für den Gebrauch durch einen einzigen Erdenmenschen, und
riß dann alles ab, was er berührt hatte. Und
anschließend würde man den Boden sterilisieren, auf dem
das Haus gestanden hatte! Man würde die Luft reinigen, die er
geatmet hatte! Die Spacer mochten stark erscheinen; aber auch sie
hatten ihre närrischen Ängste.
Daneel schien seine Gedanken zu lesen oder zumindest seinen
Gesichtsausdruck zu interpretieren. Er meinte: »Ihnen mag es so
erscheinen, Partner Elijah, daß sie das Haus zerstören
werden, um Ansteckung zu vermeiden. Wenn das Ihre Gedanken sind, dann
würde ich empfehlen, daß Sie davon Abstand nehmen,
darüber Unbehagen zu empfinden. Die Furcht vor Krankheiten, wie
sie die Spacer empfinden, ist keineswegs so extrem. Es ist nur so,
daß die Mühe, derer es bedarf, um das Haus zu bauen,
für sie nur sehr gering ist. Und die Verschwendung, die darin
besteht, es nachher wieder abzureißen, scheint ihnen auch nicht
groß.
Und nach dem Gesetz, Partner Elijah, kann man nicht zulassen,
daß man dieses Haus stehenläßt. Es befindet sich auf
dem Anwesen von Hannis Gruer. Und auf jedem beliebigen Anwesen kann
es dem Gesetz nach nur eine Wohnung geben, nämlich die des
Besitzers. Dieses Haus ist auf eine spezielle Dispens hin für
einen ganz bestimmten Zweck erbaut worden. Es soll dazu dienen, uns
eine bestimmte Zeitlang Unterkunft zu bieten, nämlich bis unser
Auftrag erfüllt ist.«
»Und wer ist Hannis Gruer?« wollte Baley wissen.
»Der Leiter der solarianischen Sicherheitsbehörde. Wir
werden ihn bei unserer Ankunft treffen.«
»Werden wir das? Jehoshaphat, Daneel! Wann fängt man
einmal an, mich über irgend etwas hier zu informieren? Ich
arbeite in einem Vakuum, und das mißfällt mir. Ebensogut
könnte ich zur Erde zurückkehren. Ebensogut könnte
ich…«
Er spürte, wie er zornig wurde, und hielt inne.
Doch Daneel schien überhaupt nichts bemerkt zu haben. Er
wartete einfach, bis er Gelegenheit zum Sprechen bekam. Dann sagte
er: »Ich bedaure, daß Sie verstimmt sind. Mein
Allgemeinwissen über Solaria scheint umfangreicher als das Ihre
zu sein. Mein Wissen bezüglich des Mordfalles selbst ist ebenso
beschränkt wie das Ihre. Agent Gruer wird uns sagen, was wir
wissen müssen. Das hat die solarianische Regierung
veranlaßt.«
»Nun, dann wollen wir zu diesem Gruer gehen. Ist es
weit?« Baley zuckte innerlich bei dem Gedanken zusammen, noch
einmal reisen zu müssen, und er verspürte wieder das
vertraute Zerren in seiner Brust.
»Es bedarf keiner Reise, Partner Elijah«, sagte Daneel.
»Agent Gruer erwartet uns im Gesprächsraum.«
»Auch ein Raum für Gespräche?« murmelte Baley
benommen. Dann, etwas lauter: »Jetzt erwartet er uns?«
»Ich glaube schon.«
»Dann wollen wir zu ihm gehen, Daneel.«
Hannis Gruer war kahl, und zwar ohne jede Einschränkung. Er
hatte nicht einmal einen Haarkranz um den Schädel. Er war
völlig nackt.
Baley schluckte und versuchte aus Höflichkeit, den
Schädel nicht anzustarren, schaffte es aber nicht. Auf der Erde
akzeptierte man die Spacer so, wie sie sich selbst bewerteten. Die
Spacer waren ganz ohne Frage die Herren der Galaxis; sie waren
hochgewachsen, hatten bronzefarbene Haut und ebensolches Haar, sahen
gut aus, waren groß, kühl und aristokratisch. Kurz gesagt,
sie waren alles das, was R. Daneel Olivaw war, nur daß sie
zusätzlich noch Menschen waren.
Und die Spacer, die man zur Erde schickte, sahen häufig so
aus; vielleicht wählte man sie sogar bewußt aus diesem
Grunde aus.
Aber hier war ein Spacer, der dem Aussehen nach ebensogut ein
Erdenmensch hätte sein können. Er war kahl. Seine Nase war
auch mißgestaltet; nicht sehr zwar, aber an einem Spacer war
selbst eine kleine Asymmetrie schon bemerkenswert.
»Ich wünsche einen schönen Nachmittag, Sir«,
sagte Baley. »Es tut mir leid, wenn wir Sie haben warten
lassen.«
Höflichkeit konnte nicht schaden. Schließlich
würde er mit diesen Leuten zusammenarbeiten müssen.
Einen Augenblick
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