Foundation 02: Die Stahlhöhlen
wiederzugeben, das
er gehört hatte, ganz gleich, wie lang es war. Unter anderem war
der Roboter ein Recorder, der wie ein Mensch redete und ging.
Ob Gruer das wußte? Der Blick, mit dem er Daneel bedachte,
hatte jedenfalls etwas Verstohlenes an sich.
»Nein, ich könnte nicht sagen, daß das unbekannt
ist«, meinte er. »Tatsächlich kann es nur eine einzige
Person geben, die die Möglichkeit hatte, das Verbrechen zu
begehen, und die daher der Täter sein muß.«
»Sind Sie sicher, daß Sie damit nicht sagen wollten,
nur eine Person kann wahrscheinlich die Tat verübt haben?«
Baley hielt nichts von Übertreibungen und mochte die
Lehnstuhllogiker nicht, die glaubten, aus logischen Schlüssen
Sicherheit anstatt nur Wahrscheinlichkeit beziehen zu
können.
Aber Gruer schüttelte den kahlen Schädel. »Nein. Es
gibt nur eine mögliche Person. Jeder andere scheidet aus.
Scheidet völlig aus.«
»Völlig?«
»Das versichere ich Ihnen.«
»Dann haben Sie kein Problem.«
»Im Gegenteil: Wir haben ein Problem: Jene Person kann
es ebenso unmöglich getan haben.«
Baley sagte ruhig: »Dann hat es niemand getan.«
»Und doch ist die Tat verübt worden. Rikaine Delmarre
ist tot.«
Das ist schon etwas, dachte Baley. Jehoshaphat! Ich habe
wenigstens etwas. Ich habe den Namen des Opfers!
Er holte sein Notizbuch heraus und schrieb sich den Namen mit
einer fast feierlichen Geste auf; zum Teil aus einem unbestimmten
Drang heraus, seinen Gesprächspartnern zu zeigen, daß er
wenigstens ein Quentchen an Fakten aufgespürt hatte, und zum
Teil, um nicht deutlich zu machen, daß er neben einer Maschine
saß, die alles aufzeichnete und daher keine Notizen
brauchte.
»Wie schreibt man den Namen des Opfers?« fragte er.
Gruer buchstabierte.
»Und welchen Beruf übte er aus?«
»Fötologe.«
Baley schrieb das nach Gehör und ging nicht weiter darauf
ein. Vielmehr fragte er: »Wer könnte mir einen
persönlichen Bericht der Umstände des Mordes liefern?
Möglichst aus erster Hand.«
Gruer lächelte grimmig, und sein Blick wanderte wieder zu
Daneel hinüber und dann wieder zu Baley zurück. »Seine
Frau, Detektiv.«
»Seine Frau…«
»Ja. Ihr Name ist Gladia.« Gruer betonte die zweite
Silbe des Namens.
»Kinder?« Baleys Blick war auf sein Notizbuch gerichtet.
Als keine Antwort kam, blickte er auf. »Irgendwelche
Kinder?«
Aber Gruer hatte den Mund verzogen, als hätte er etwas Saures
geschmeckt. Er sah richtig krank aus. Schließlich sagte er:
»Das würde ich wohl kaum wissen.«
»Was?« fragte Baley.
Und Gruer fügte hastig hinzu: »Jedenfalls bin ich der
Ansicht, daß es besser wäre, wenn Sie irgendwelche
Aktivitäten bis morgen verschieben würden. Ich weiß,
daß Sie eine anstrengende Reise hinter sich haben, Mr. Baley,
und daß Sie müde und wahrscheinlich hungrig
sind.«
Baley, der schon im Begriff gewesen war, das in Abrede zu stellen,
erkannte plötzlich, daß der Gedanke an Essen in diesem
Augenblick ungewöhnlich anziehend auf ihn wirkte. So sagte er:
»Werden Sie sich uns beim Essen anschließen?« Er
rechnete nicht damit, daß Gruer das tun würde, da er doch
schließlich ein Spacer war. (Aber immerhin hatte er sich soweit
überwunden, ›Mr. Baley‹ zu sagen, statt ›Detektiv
Baley‹ oder einfach nur ›Detektiv‹, und das war auch
schon etwas.)
Gruer sagte, wie erwartet: »Das ist wegen einer
geschäftlichen Verabredung leider unmöglich. Es tut mir
leid, ich werde gehen müssen.«
Baley stand auf. Die Höflichkeit würde erfordern,
daß er Gruer zur Tür begleitete. Zum einen war er jedoch
überhaupt nicht darauf erpicht, sich der Tür und damit dem
ungeschützten Draußen zu nähern. Und zum zweiten war
er gar nicht so sicher, daß er die Tür finden
würde.
Also blieb er unsicher stehen.
Gruer lächelte und nickte. »Ich werde Sie wiedersehen.
Ihre Roboter werden die Kombination kennen, falls Sie mit mir
sprechen wollen.«
Und dann war er verschwunden.
Baley gab einen erstaunten Laut von sich.
Gruer und der Stuhl, auf dem er gesessen war, waren einfach nicht
mehr da. Die Wand hinter Gruer und der Boden unter seinen
Füßen veränderten sich mit geradezu explosiver
Plötzlichkeit.
Daneel erklärte ruhig: »Er war nicht körperlich
hier. Das war ein trimensionales Bild. Mir schien, Sie würden
das wissen. Sie haben auf der Erde auch solche Dinge.«
»Nicht so«, murmelte Baley.
Ein trimensionales Bild auf der Erde war von einem
würfelförmigen Kraftfeld umschlossen, das vor
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