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Foundation 02: Die Stahlhöhlen

Foundation 02: Die Stahlhöhlen

Titel: Foundation 02: Die Stahlhöhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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mußte die
Sonne am Morgen und am Nachmittag tief am Himmel stehen. Nur mittags
konnte sie hoch stehen.
    Aber diese logische Erkenntnis konnte ein ganzes Leben
gegenteiliger Erfahrung nicht verändern. Er wußte,
daß es so etwas wie Nacht gab, und hatte es sogar schon erlebt
– die Zeitperiode, wo die ganze Dicke eines Planeten sich sicher
zwischen einen Menschen und die Sonne geschoben hatte. Er
wußte, daß es Wolken gab und ein schützendes Grau,
das das Schlimmste des Draußen verbarg. Und doch, wenn er an
Planetenoberflächen dachte, drängte sich ihm stets ein Bild
flammenden Lichts mit einer Sonne hoch am Himmel auf.
    Er sah sich um, ganz schnell, so, daß er gerade ein
flüchtiges Bild der Sonne erhaschen konnte, und fragte sich,
für den Fall, daß er sich plötzlich
entschließen sollte, zum Haus zurückzukehren, wie weit
dieses wohl entfernt war.
    Gladia deutete auf das andere Ende der Steinbank.
    »Das ist aber hübsch nah bei Ihnen, nicht wahr?«
sagte Baley.
    Sie spreizte ihre kleinen Hände mit nach oben gerichteten
Handflächen. »Langsam gewöhne ich mich daran.
Wirklich!«
    Er setzte sich und sah sie an, um den Blick auf die Sonne zu
vermeiden.
    Sie lehnte sich nach hinten zum Wasser und zog eine kleine,
schalenförmige Blume zu sich heran, die außen gelb und
innen weißgefleckt war und keineswegs besonders eindrucksvoll.
»Das ist eine Pflanze, die hier zu Hause ist«, sagte sie.
»Die meisten Blumen stammen ursprünglich von der
Erde.«
    Wasser tropfte von dem abgebrochenen Stiel der Blume, als sie sie
Baley entgegenstreckte.
    Baley griff vorsichtig danach. »Sie haben sie
getötet«, sagte er.
    »Es ist doch nur eine Blume. Davon gibt es noch
Tausende.« Plötzlich, ehe seine Finger den gelben
Blütenkelch berühren konnten, riß sie sie weg, und
ihre Augen funkelten. »Oder wollen Sie andeuten, daß ich
ein menschliches Wesen töten könnte, weil ich eine Blume
abgerissen habe?«
    »Ich wollte gar nichts andeuten«, sagte Baley
besänftigend. »Darf ich sie sehen?«
    Eigentlich wollte Baley die Blume nicht berühren. Sie war im
nassen Boden gewachsen und hatte immer noch die Ausdünstung von
Schlamm an sich. Wie konnten diese Leute, die im Kontakt mit
Erdenmenschen und selbst untereinander so penibel waren, in ihren
Kontakten mit ganz gewöhnlichem Schmutz so unvorsichtig
sein?
    Er hielt den Blumenstengel vorsichtig zwischen Daumen und
Zeigefinger und sah ihn an. Der Blütenkelch bestand aus einigen
dünnen Stücken eines papierdünnen Gewebes und
wölbte sich aus der Mitte nach oben. Innen war eine weiße,
konvexe Schwellung, feucht und von dunklen Härchen umgeben, die
leicht im Wind zitterten.
    »Riechen Sie es?« fragte sie.
    Und im gleichen Augenblick wurde sich Baley des Geruchs
bewußt, der von der Pflanze ausging. »Das riecht wie das
Parfüm einer Frau«, sagte er.
    Gladia klatschte vergnügt in die Hände. »Typisch
Erdenmensch! In Wirklichkeit meinen Sie doch, daß das
Parfüm einer Frau wie das hier riecht.«
    Baley nickte etwas betrübt. Ihm reichte es jetzt. Er hatte
genug vom Draußensein. Die Schatten wurden länger, und das
Land verdüsterte sich. Und doch war er fest entschlossen, nicht
nachzugeben. Er wollte, daß jene grauen Wände aus Licht,
die sein Porträt verdunkelten, entfernt wurden. Das war zwar
unsinnig, aber er empfand jedenfalls den Wunsch.
    Gladia nahm ihm die Blume weg. Er leistete keinen Widerstand.
Langsam zog sie die Blütenblätter auseinander. »Ich
kann mir vorstellen, daß jede Frau anders riecht«, sagte
sie.
    »Das kommt auf das Parfüm an«, sagte Baley
gleichgültig.
    »Ich stelle mir gerade vor, wie es sein muß, wenn man
sich so nahe ist, daß man das feststellen kann. Wir verwenden
gewöhnlich kein Parfüm, weil niemand nahe genug ist. Nur
jetzt. Aber ich kann mir vorstellen, daß Sie oft Parfüms
riechen, die ganze Zeit. Auf der Erde ist Ihre Frau doch immer bei
Ihnen, oder?« Sie konzentrierte sich jetzt ganz auf die Blume
und runzelte die Stirn, während sie sie langsam
zerpflückte.
    »Sie ist nicht immer bei mir«, sagte Baley. »Nicht
jeden Augenblick.«
    »Aber die meiste Zeit. Und immer, wenn Sie wollen,
daß…«
    Baley unterbrach sie: »Warum glauben Sie wohl, daß Dr.
Leebig sich solche Mühe gegeben hat, Ihnen Robotik
beizubringen?«
    Die zerpflückte Blume bestand jetzt aus dem Stengel und der
inneren Schwellung. Gladia drehte sie zwischen den Fingern und warf
sie dann achtlos ins Wasser, wo sie dahintrieb. »Ich denke, er
hatte den

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