Foundation 02: Die Stahlhöhlen
R. Daneel.
»Warum nicht?«
»Ich war die ganze Zeit mit Ihnen beisammen,
Elijah.«
»Das waren Sie nicht!« explodierte Baley.
»Ich war eine reichliche halbe Stunde im Personal, ehe wir in
meine Wohnung gingen. Während der Zeit hatten wir beide
keinerlei Kontakt miteinander, und das war der Zeitpunkt, an dem Sie
mit Ihrer Gruppe in der City Verbindung aufnahmen.«
»Mit welcher Gruppe?« fragte Fastolfe.
Und Commissioner Enderby rief wie ein Echo fast gleichzeitig:
»Welche Gruppe?«
Baley erhob sich aus seinem Stuhl und wandte sich dem Trimensic
zu. »Commissioner, ich möchte, daß Sie jetzt sehr gut
zuhören. Sagen Sie mir, ob sich das nicht alles zusammenreimt.
Ein Mord wird gemeldet. Und der Zufall will es, daß sich der
Mord genau in dem Augenblick ereignet, in dem Sie Spacetown betreten,
um dort eine Verabredung mit dem Ermordeten einzuhalten. Man zeigt
Ihnen die Leiche von etwas, das angeblich ein Mensch war. Aber
inzwischen ist die Leiche bereits beseitigt worden und steht für
eine nähere Untersuchung nicht zur Verfügung.
Die Spacer beharren darauf, daß ein Erdenmensch den Mord
begangen hat, obwohl man eine solche Anklage nur unter der
Voraussetzung aufrecht erhalten kann, daß ein Mann aus der City
die City verlassen hat und allein und nachts über Land nach
Spacetown gegangen ist. Sie wissen verdammt genau, wie
unwahrscheinlich das ist.
Als nächstes schicken sie einen angeblichen Roboter in die
City; tatsächlich bestehen sie sogar darauf, ihn zu
schicken. Das erste, was der Roboter tut, ist, daß er eine
Menschenmenge mit einem Blaster bedroht. Anschließend setzt er
das Gerücht in Umlauf, daß sich ein Spacer-Roboter in der
City aufhalte. Tatsächlich ist das Gerücht so deutlich,
daß Jessie mir sagte, es sei bekannt, daß dieser Roboter
mit der Polizei zusammenarbeite. Das bedeutet, daß über
kurz oder lang auch herauskommen wird, daß es der Roboter war,
der die Menschen mit dem Blaster bedroht hat. Vielleicht ist im
Hefe-Land und in den Hydroponik-Fabriken auf Long Island jetzt schon
das Gerücht im Umlauf, daß ein Killer-Roboter ausgebrochen
ist.«
»Das ist unmöglich! Unmöglich!« stöhnte
Enderby.
»Nein, das ist es nicht! Das ist genau das, was in
diesem Augenblick geschieht, Commissioner. Sehen Sie das denn nicht?
Es gibt tatsächlich eine Verschwörung in der City, aber sie
geht von Spacetown aus. Die Spacer wollen einen Mord melden
können. Sie wollen Krawalle. Sie wollen, daß
Spacetown angegriffen und bedrängt wird. Je mehr sich die Lage
zuspitzt, desto besser für ihre Pläne. Und dann landen
Spacer-Schiffe und besetzen die Cities der Erde.«
Fastolfe sagte mit milder Stimme: »Bei den Sperren-Krawallen
vor fünfundzwanzig Jahren hätten wir den Vorwand doch
gehabt.«
»Damals waren Sie noch nicht soweit. Jetzt sind Sie
es.«
Baley schlug das Herz bis zum Hals.
»Sie unterstellen uns da ein recht kompliziertes Komplott,
Mr. Baley. Wenn wir die Erde besetzen wollten, könnten wir uns
das viel einfacher machen.«
»Vielleicht doch nicht, Dr. Fastolfe. Ihr sogenannter Roboter
hat mir gesagt, daß die öffentliche Meinung bezüglich
der Erde auf Ihren Äußeren Welten keineswegs einheitlich
ist. Ich glaube jedenfalls, daß er damit die Wahrheit gesagt
hat. Vielleicht würden die Leute zu Hause nicht soviel von einer
ausgesprochenen Besetzung halten. Vielleicht brauchen sie einen
Zwischenfall. Einen richtigen, erschütternden, guten
Zwischenfall.«
»Wie einen Mord beispielsweise – meinen Sie das? Sie
geben doch sicherlich zu, daß es ein vorgegebener Mord sein
müßte. Sie wollen doch sicher nicht andeuten, hoffe ich,
daß wir wirklich einen von uns töten würden, nur um
den Zwischenfall zu schaffen.«
»Sie haben einen Roboter gebaut, der wie Dr. Sarton aussieht,
haben den Roboter niedergestrahlt und die Überreste Commissioner
Enderby gezeigt.«
»Und dann«, sagte Dr. Fastolfe, »nachdem wir R.
Daneel dazu benutzt hatten, um Dr. Sartons Rolle in dem falschen Mord
zu spielen, müssen wir jetzt Dr. Sarton dazu benutzen, um die
Rolle R. Daneels in den falschen Ermittlungen des falschen Mordes zu
spielen.«
»Genau. Ich sage Ihnen das in Anwesenheit eines Zeugen, der
nicht körperlich zugegen ist und den Sie nicht einfach
niederstrahlen können und der wichtig genug ist, daß man
ihm sowohl in der City-Regierung als auch in Washington Glauben
schenken wird. Wir werden auf Sie vorbereitet sein, und wir wissen,
worin Ihre Absichten bestehen. Wenn nötig, wird
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