Foundation 02: Die Stahlhöhlen
faulen
anfangen, und man würde es dann riechen.«
R. Daneel legte zwei Finger unter eine seiner Brustwarzen und
drückte auf ganz bestimmte Art, worauf seine Brust sich der
Länge nach öffnete. R. Daneel griff in die so entstandene
Öffnung und entnahm einem Gewirr aus blitzenden Metallrohren und
Gelenken einen dünnen, durchsichtigen Beutel, der teilweise
gefüllt war. Er öffnete ihn, während Baley, von
Widerwillen erfüllt, zusah.
R. Daneel zögerte. Dann sagte er: »Das Essen ist
völlig sauber. Ich sondere weder Speichel ab, noch kaue ich. Ich
habe es durch Saugwirkung in mich aufgenommen, müssen Sie
wissen. Das ist noch eßbar.«
»Schon gut«, sagte Baley ungerührt. »Ich habe
keinen Hunger. Sehen Sie zu, daß Sie es loswerden!«
R. Daneels Nahrungsbeutel bestand offenbar aus einer Art Polyamid,
schätzte Baley. Wenigstens klebten die Speisen nicht daran, sie
kollerten heraus, und R. Daneel beförderte sie Stück
für Stück in den Müllschlucker. Trotzdem
Verschwendung, dachte er.
Er setzte sich auf ein Bett und zog das Hemd aus. Dann meinte er:
»Ich schlage vor, wir fangen morgen schon sehr früh
an.«
»Hat das einen bestimmten Grund?«
»Unsere Freunde kennen diese Wohnung noch nicht. Zumindest
hoffe ich das. Wenn wir früh weggehen, sind wir um so sicherer.
Sobald wir dann einmal im Verwaltungsgebäude sind, müssen
wir uns entscheiden, ob unsere Partnerschaft noch einen Sinn
hat.«
»Sie meinen, das sei vielleicht nicht so?«
Baley zuckte die Achseln und meinte mürrisch: »Wir
können das schließlich nicht jeden Tag
durchexerzieren.«
»Aber mir scheint…«
Das rote Lichtzeichen des Türsignals unterbrach R.
Daneel.
Baley stand lautlos auf und zog seinen Blaster. Wieder blitzte das
Türsignal.
Er trat ohne ein Geräusch zu machen an die Tür, legte
seinen Daumen auf den Kontakt des Blasters und drückte
gleichzeitig den Schalter, der den Türspion freigab. Der
Türspion taugte nicht viel; er war klein und verzerrte das Bild
etwas; aber das Bild war gut genug, um Ben zu erkennen, der vor der
Tür stand.
Baley handelte blitzschnell. Er riß die Tür auf, packte
Ben brutal am Handgelenk, als der gerade zum dritten Mal
signalisieren wollte, und riß ihn herein.
Es dauerte eine Weile, bis der erschreckte, verwirrte Ausdruck aus
Bens Gesicht verschwunden war, während er immer noch atemlos an
der Wand lehnte, gegen die sein Vater ihn geschleudert hatte. Er rieb
sich das Handgelenk.
»Dad!« sagte er mit beleidigter Stimme. »So
hättest du mich nicht zu packen brauchen.«
Baley starrte durch den Spion in der inzwischen wieder
verschlossenen Tür. Soweit er das erkennen konnte, war der
Korridor leer.
»Hast du dort draußen jemanden gesehen, Ben?«
»Nein. He, Dad, ich wollte doch bloß nachsehen, ob bei
dir alles in Ordnung ist.«
»Warum sollte es das nicht sein?«
»Weiß ich nicht. Es ist nur wegen Mom. Sie hat die
ganze Zeit geheult. Sie hat gesagt, ich soll dich suchen. Sonst
wollte sie selbst gehen. Und sie hat gesagt, sie wüßte
nicht, was dann passieren würde. Sie hat mich gezwungen, daß ich gehe, Dad.«
»Und wie hast du mich gefunden?« wollte Baley wissen.
»Hat deine Mutter denn gewußt, wo ich bin?«
»Nein, hat sie nicht. Ich hab’ bei dir im Büro
angerufen.«
»Und die haben es dir gesagt?«
Die Heftigkeit seines Vaters schien Ben zu verblüffen. Seine
Stimme war jetzt ganz leise. »Sicher. Hätten die das nicht
sollen?«
Baley und Daneel sahen einander an.
Jetzt erhob sich Baley fast schwerfällig. »Wo ist deine
Mutter jetzt, Ben?« fragte er. »Zu Hause?«
»Nein. Wir waren zum Abendessen mit Oma und sind danach zu
ihr gegangen. Ich soll jetzt wieder dorthin zurück. Ich meine,
wo bei dir ja alles in Ordnung ist, Dad.«
»Du bleibst hier. Daneel, haben Sie sich gemerkt, wo das
Telefon draußen im Flur ist?«
»Ja«, antwortete der Roboter. »Haben Sie vor, den
Raum zu verlassen, um es zu benutzen?«
»Muß ich doch. Ich muß Jessie Bescheid
sagen.«
»Darf ich vorschlagen, daß es logischer wäre, das
Bentley tun zu lassen. Das ist in gewisser Weise riskant, und er ist
nicht so wertvoll.«
Baley starrte ihn an. »Sie verdammter…«
Und dann dachte er: Jehoshaphat, worüber rege ich mich
eigentlich auf?
Und dann fuhr er, ruhiger geworden, fort: »Das verstehen Sie
nicht, Daneel. Bei uns ist es nicht üblich, daß ein Mann
seinen Jungen in die Gefahr hinausschickt, selbst wenn es logisch
ist.«
»Gefahr!« rief Ben mit einer Mischung von
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