Foundation 02: Die Stahlhöhlen
Commissioner ging weiter und trat
durch die Tür seines Einzelbüros, dem Symbol seiner
Position.
Baley sah ihm nach und dachte: Er hat wohl heute nacht
geschlafen, dann wandte er sich wieder dem Routinebericht zu, den er
als eine Art Tarnung für die eigentlichen Aktivitäten der
letzten zwei Tage schrieb; aber die Worte, die er getippt hatte,
tanzten ihm vor den Augen. Langsam wurde ihm bewußt, daß
neben seinem Schreibtisch etwas stand.
Er hob den Kopf. »Was willst du?«
Es war R. Sammy. Julius’ privater Lakai, dachte Baley. Es
lohnt sich schon, Commissioner zu sein.
R. Sammy sagte mit seinem ausdruckslosen Grinsen: »Der
Commissioner will Sie sprechen, Lije. Er sagt, Sie sollen gleich
kommen.«
»Er ist doch gerade hier vorbeigekommen«, sagte Baley
mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Sagen Sie ihm, ich komme
später.«
»Er hat aber gesagt, sofort«, insistierte R. Sammy.
»Na schön. Na schön. Verschwinde!«
Der Roboter entfernte sich rückwärts und sagte:
»Der Commissioner will Sie sofort sprechen, Lije. Sofort, hat er
gesagt.«
»Jehoshaphat!« stieß Baley zwischen den
Zähnen hervor. »Ich komme ja schon. Ich komme!« Er stand auf und ging auf das Büro zu, und R. Sammy
verstummte.
Als er eintrat, sagte Baley: »Verdammt noch mal,
Commissioner, schicken Sie mir bloß nicht wieder dieses Ding,
ja?«
Aber der Commissioner ging darauf gar nicht ein, sondern sagte
nur: »Setzen Sie sich, Lije. Setzen Sie sich!«
Baley setzte sich und starrte den Commissioner an. Vielleicht
hatte er dem alten Julius unrecht getan. Vielleicht hatte der Mann
auch nicht geschlafen. Ziemlich ausgepumpt sah er ja aus.
Der Commissioner tippte auf ein Blatt Papier, das vor ihm lag.
»Da ist ein Beleg über ein Gespräch, das Sie über
Isolierstrahlen mit einem Dr. Gerrigel in Washington geführt
haben.«
»Das stimmt, Commissioner.«
»Das Gespräch selbst ist natürlich nicht
registriert, da Sie ja über Isolierleitung gesprochen haben. Um
was geht es denn?«
»Ich bin auf der Suche nach
Hintergrundinformationen.«
»Er ist doch Robotiker, oder?«
»Das stimmt.«
Der Commissioner schob die Unterlippe vor und sah plötzlich
wie ein schmollendes Kind aus. »Aber was soll das denn? Welche
Informationen suchen Sie denn?«
»Genau weiß ich das nicht, Commissioner. Ich habe das
Gefühl, daß in einem Fall wie diesem Informationen
über Roboter hilfreich sein könnten.« Und dabei
ließ Baley es bewenden. Weitere Einzelheiten würde er
nicht liefern. Und damit war der Fall für ihn erledigt.
»Ich würde das nicht tun, Lije. Ich nicht. Ich glaube
nicht, daß das klug ist.«
»Und was haben Sie dagegen einzuwenden,
Commissioner?«
»Je weniger Leute von dieser ganzen Geschichte erfahren,
desto besser.«
»Ich werde ihm so wenig wie möglich sagen. Ganz
natürlich.«
»Trotzdem halte ich es nicht für klug.«
Baley war jetzt so gereizt, daß er die Geduld verlor.
»Dann erteilen Sie mir also den Befehl, ihn nicht zu
empfangen?«
»Nein. Nein. Tun Sie, was Sie für richtig halten. Sie
leiten diese Ermittlungen. Nur…«
»Nur was?«
Der Commissioner schüttelte den Kopf. »Nichts. – Wo
ist er? Sie wissen schon, wen ich meine.«
Das wußte Baley. »Daneel ist immer noch im
Archiv«, antwortete er.
Der Commissioner machte eine Pause und sagte dann: »Sehr
große Fortschritte haben wir ja bis jetzt nicht gemacht, das
wissen Sie doch.«
»Überhaupt keine. Trotzdem – das kann sich ja
ändern.«
»Na gut. Also in Ordnung«, sagte der Commissioner, aber
dabei sah er nicht so aus, als meinte er wirklich, daß alles in
Ordnung sei.
R. Daneel wartete an Baleys Schreibtisch, als er
zurückkehrte.
»Nun, und was haben Sie gefunden?« fragte Baley
mürrisch.
»Ich habe meine erste, ziemlich flüchtige Untersuchung
der Archive beendet, Partner Elijah, und habe zwei von den Leuten
gefunden, die uns gestern abend zu verfolgen versuchten und die
darüber hinaus bei dem ersten Zwischenfall an dem
Schuhgeschäft beteiligt waren.«
»Lassen Sie sehen!«
R. Daneel legte die kleinen, etwa briefmarkengroßen Karten
vor Baley auf den Tisch. Sie waren mit winzigen Punkten
übersät, die als Code dienten. Dann holte der Roboter einen
tragbaren Decoder heraus und schob eine der Karten in einen Schlitz
des Gerätes. Die Punkte waren von anderer elektrischer
Leitfähigkeit als die Karte im ganzen. Deshalb wurde das
elektrische Feld in besonderer Weise verzerrt, und der drei mal sechs
Zoll große Bildschirm über dem
Weitere Kostenlose Bücher