Foundation 02: Die Stahlhöhlen
geöffnete Wageninnere strömte das grelle, weiße Licht der Sonne Solanas.
Baley wollte im ersten Schrecken die Augen schließen, kämpfte aber gegen das Gefühl an. Mit offenen Augen sah er in die ungeheure Fülle aus Blau und Grün, unglaublich viel davon. Er spürte das ungehinderte Einströmen von Luft, konnte aber von nichts Einzelheiten erkennen. Etwas, das sich bewegte, huschte vorbei. Vielleicht war es ein Roboter oder ein Tier oder irgendein unbelebtes Etwas, das der Luftstrom erfaßt hatte. Er konnte es nicht sagen; dafür fuhr der Wagen zu schnell daran vorbei.
Blau, grün, Luft, Lärm, Bewegung – und über allem, gnadenlos wild auf ihn einschlagend, beängstigend, das weiße Licht, das von einem Ball im Himmel ausging.
Einen flüchtigen Augenblick lang legte er den Kopf in den Nacken und starrte kurz Solarias Sonne an. Er starrte sie an, ohne daß das getönte Glas der obersten City-Etagen, wo die Sonnenräume lagen, ihn schützte. Er starrte die nackte Sonne an.
Und in dem Augenblick spürte er, wie Daneels Hände seine Schultern packten. Alles drängte in diesem unwirklichen Augenblick auf ihn ein; ein Wirbel von Gedanken. Er mußte sehen! Er mußte alles sehen, was er sehen konnte. Und Daneel mußte da sein, um zu verhindern, daß er etwas sah.
Aber ganz sicherlich würde ein Roboter es nicht wagen, Gewalt gegen einen Menschen anzuwenden. Dieser Gedanke beherrschte alles andere. Daneel konnte ihn nicht gewaltsam hindern. Und doch spürte Baley, wie die Hände des Roboters ihn zurückdrückten.
Baley hob die Arme, um die fleischlosen Hände von sich zu schieben, und verlor jegliche Empfindung.
3
EIN OPFER WIRD BENANNT
Jetzt befand sich Baley wieder in Sicherheit, wie sie nur umschlossener Raum bieten konnte. Daneels Gesicht schwebte vor seinen Augen, und dunkle Flecken überzogen es, die rot wurden, als er blinzelte.
»Was ist geschehen?« fragte Baley.
»Ich bedaure«, sagte Daneel, »daß Sie trotz meiner Anwesenheit Schaden erlitten haben. Die direkten Strahlen der Sonne sind für das menschliche Auge schädlich. Aber ich glaube, daß der Schaden, der in der kurzen Zeit angerichtet worden ist, nicht von Dauer sein wird. Als Sie nach oben blickten, war ich gezwungen, Sie herunterzuziehen, und Sie haben die Besinnung verloren.«
Baley schnitt eine Grimasse. Damit blieb die Frage offen, ob er nun aus Erregung (oder Furcht?) ohnmächtig geworden war, oder ob man ihn bewußtlos geschlagen hatte. Er betastete sein Kinn und seinen Kopf und empfand keinen Schmerz. Er verzichtete darauf, die Frage direkt zu stellen. Irgendwie wollte er es nicht wissen.
»Es war nicht so schlimm«, sagte er.
»Aus Ihren Reaktionen, Partner Elijah, sollte ich schließen, daß Sie es als unangenehm empfunden haben.«
»Ganz und gar nicht«, sagte Baley hartnäckig. Die roten Flecken vor seinen Augen begannen jetzt zu verblassen, und seine Augen tränten auch nicht mehr so. »Es tut mir nur leid, daß ich so wenig gesehen habe. Wir haben uns zu schnell bewegt. Sind wir an einem Roboter vorbeigekommen?«
»An einigen. Wir fahren über das Kinbald-Anwesen, das von Obstgärten bedeckt ist.«
»Ich werde es noch einmal versuchen müssen«, sagte Baley.
»In meiner Anwesenheit dürfen Sie das nicht«, sagte Daneel. »Unterdessen habe ich das getan, was Sie verlangt haben.«
»Was ich verlangt habe?«
»Sie erinnern sich doch, Partner Elijah, daß Sie mir, ehe Sie dem Fahrer den Befehl gaben, das Wagendach zu öffnen, den Befehl erteilt hatten, den Fahrer zu fragen, wie weit es noch bis zu unserem Bestimmungsort wäre. Wir sind jetzt zehn Meilen entfernt und werden in etwas sechs Minuten eintreffen.«
Baley verspürte Lust, Daneel zu fragen, ob er zornig wäre, weil er ihn übertölpelt hatte, und wäre es nur, um zu sehen, wie jenes vollkommene Gesicht unvollkommen wurde, ließ es dann aber sein. Natürlich würde Daneel einfach mit Nein antworten, ohne Ärger und ohne verstimmt zu sein. Er würde ruhig und würdevoll dasitzen wie immer, ungestört und unstörbar.
»Trotzdem«, meinte Baley ruhig, »ich werde mich daran gewöhnen müssen, wissen Sie, Daneel.«
Der Roboter sah seinen menschlichen Partner an. »Worauf beziehen Sie sich jetzt?«
»Jehoshaphat! Auf das… das Draußen. Sonst gibt es doch auf diesem Planeten gar nichts.«
»Es wird nicht notwendig sein, sich nach draußen zu begeben«, sagte Daneel. Und dann fügte er hinzu, als wäre das Thema damit abgeschlossen: »Wir verlangsamen
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