Foundation 02: Die Stahlhöhlen
sowohl meiner Instruktionen als auch meiner eigenen persönlichen Erfahrung ist mir klar, daß Sie Schaden erleiden würden, wenn Sie sich in großen, freien Räumen befänden. Ich kann deshalb nicht zulassen, daß Sie sich solchem aussetzen.«
Baley spürte, wie sein Gesicht sich von einer plötzlichen Aufwallung rötete und spürte doch gleichzeitig auch, wie völlig nutzlos sein Zorn war. Das Geschöpf war ein Roboter, und Baley kannte das erste Gesetz der Robotik gut.
Es lautete: Ein Roboter darf keinem menschlichen Wesen Schaden zufügen oder durch Untätigkeit zulassen, daß einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.
Alles andere im Positronengehirn eines Roboters – dem eines jeden Roboters auf jeder Welt in der Galaxis – mußte sich jener ersten vorrangigen Festlegung beugen. Natürlich mußte ein Roboter Befehle befolgen, aber nur unter einer bedeutenden, allwichtigen Einschränkung. Daß Befehle befolgt werden mußten, war das Zweite Gesetz der Robotik.
Es lautete: Ein Roboter muß den Befehlen gehorchen, die ihm von menschlichen Wesen erteilt werden, es sei denn, diese Befehle stünden im Widerspruch zum Ersten Gesetz.
Baley zwang sich dazu, ruhig und vernünftig zu sprechen. »Ich glaube, ich werde es auf kurze Zeit ertragen können, Daneel.«
»Ich empfinde da anders, Partner Elijah.«
»Lassen Sie das mich entscheiden!«
»Wenn das ein Befehl ist, Partner Elijah, dann kann ich ihn nicht befolgen.«
Baley ließ sich in den weichgepolsterten Sitz zurücksinken. Die Anwendung von Gewalt gegen den Roboter würde natürlich völlig sinnlos sein. Wenn Daneel seine Kräfte in vollem Maße einsetzte, so würden diese hundertmal stärker als die von Fleisch und Blut sein. Er würde durchaus imstande sein, Baley im Schach zu halten, ohne ihm auch nur eine Verletzung zuzufügen.
Baley war bewaffnet. Er könnte seinen Blaster auf Daneel richten. Aber abgesehen vielleicht von einem kurzem Augenblick des Gefühls, ihn zu beherrschen, würde das nur noch zu größerer Enttäuschung führen. Einem Roboter gegenüber war die Drohung, ihn zu vernichten, nutzlos. Selbsterhaltung war nur das Dritte Gesetz.
Es lautete: Ein Roboter muß seine eigene Existenz schützen, solange er dabei nicht mit dem Ersten oder Zweiten Gesetz in Widerspruch gerät.
Daneel würde es nichts ausmachen, zerstört zu werden, falls die Alternative darin bestand, das Erste Gesetz zu brechen. Und Baley wollte Daneel nicht zerstören; ganz eindeutig wollte er das nicht.
Und doch wollte er aus dem Wagen hinaussehen. Langsam war daraus ein fast zwanghaftes Bedürfnis geworden. Er durfte diese Kindergartenschwesternhaltung nicht zulassen. Einen Augenblick lang dachte er daran, den Blaster auf die eigene Schläfe zu richten. Öffne das Wagendach – oder ich töte mich selbst. Das würde bedeuten, einer Anwendung des Ersten Gesetzes eine größere, unmittelbarere entgegenstellen.
Baley wußte, daß er dazu nicht imstande sein würde. Irgendwie würdelos. Das Bild, das der Gedanke in ihm erzeugte, war ihm unsympathisch.
Erschöpft sagte er: »Würden Sie den Fahrer fragen, wie weit es noch bis zu unserem Ziel ist?«
»Sicher, Partner Elijah.«
Daneel beugte sich vor und legte den Schalter um. Aber in dem Augenblick lehnte auch Baley sich vor und rief: »Fahrer! Öffnen Sie das Wagendach!«
Und dabei zuckte seine Hand schnell an den Schalter und legte ihn wieder um. Und hielt ihn fest.
Vor Anstrengung etwas keuchend, starrte Baley Daneel an.
Eine Sekunde lang war Daneel völlig reglos, so als wären seine Positronenbahnen aus dem Gleichgewicht geraten, als hatte die Mühe, sich der neuen Lage anzupassen, ihn zu sehr beansprucht. Aber das ging schnell vorbei, und dann bewegte sich die Hand des Roboters wieder.
Damit hatte Baley gerechnet. Daneel würde seine Hand vom Schalter entfernen (ganz sachte, ohne sie zu verletzen), die Sprechanlage wieder einschalten und die Anweisung widerrufen.
»Sie werden meine Hand hier nicht wegbekommen, ohne mich zu verletzen«, sagte Baley. »Ich warne Sie. Wahrscheinlich werden Sie mir den Finger brechen müssen.«
Das war nicht so. Baley wußte das. Aber Daneel hielt in der Bewegung inne. Ein Schaden gegen den anderen. Das Positronengehirn mußte die Wahrscheinlichkeiten abwägen und sie in gegenläufige Potentiale übersetzen. Das bedeutete weiteres Zögern.
Und Baley sagte: »Jetzt ist es zu spät.«
Er hatte das Rennen gewonnen. Das Dach glitt nach hinten, und in das zum Himmel
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