Foundation 02: Die Stahlhöhlen
etwas verlegen: Was Jessie wohl dazu sagen würde?
Daneels Stimme unterbrach ihn. »Wäre es möglich, Mrs. Delmarre, das Fenster, das wir hier sehen, zu polarisieren oder einen Vorhang vorzuziehen? Meinen Partner stört der Anblick des Tageslichts. Wie Sie vielleicht gehört haben, ist auf der Erde…«
Die junge Frau (Baley schätzte sie auf fünfundzwanzig. Und dann kam ihm in den Sinn, wie sehr man sich bei Spacern täuschen konnte.) griff sich mit beiden Händen an die Wangen und sagte: »Ach, du liebe Güte, ja! Ich weiß das doch. Wie albern von mir. Verzeihen Sie mir, bitte. Es dauert nur einen Augenblick. Ich lasse einen Roboter kommen…«
Sie trat aus dem Trockenraum, die Hand ausgestreckt, um den Sensor zu berühren, und redete dabei weiter. »Ich denke mir die ganze Zeit schon, daß ich in diesem Raum mehr als einen Rufsensor haben sollte. Ein Haus taugt einfach nichts, wenn man nicht überall, wo man geht und steht, einen Kontakt in Reichweite hat – sagen wir fünf Fuß entfernt. Es ist einfach… Was ist denn?«
Sie starrte Baley verblüfft an, der von seinem Stuhl aufgesprungen war, und bis zum Haaransatz rot geworden sich hastig abgewandt hatte. Der Stuhl fiel hinter ihm krachend zu Boden.
Daneel sagte ruhig: »Es wäre besser, Mrs. Delmarre, wenn Sie, nachdem Sie den Roboter gerufen haben, wieder in die Duschzelle zurückkehren oder andernfalls Kleidung anlegen würden.«
Gladia blickte überrascht an ihrer Nacktheit hinunter und sagte: »Aber natürlich!«
5
EIN VERBRECHEN WIRD BESPROCHEN
»Es war doch nur Sichten, verstehen Sie?« Sie hatte sich in etwas gehüllt, das die Arme und Schultern freiließ. Eines ihrer Beine war bis zum Schenkel sichtbar. Aber Baley, der sich inzwischen völlig erholt hatte und sich wie ein vollendeter Tölpel vorkam, ignorierte den Anblick mit stoischer Ruhe.
»Es war die Überraschung, Mrs. Delmarre…«, sagte er.
»Oh, bitte! Sie können Gladia zu mir sagen, wenn… wenn das nicht gegen Ihre Sitten ist.«
»Gut. Also Gladia. Es ist schon in Ordnung. Ich möchte Ihnen nur versichern, daß nichts Abstoßendes an Ihnen ist, verstehen Sie? Nur die Überraschung.«
Schlimm genug, daß er sich so tölpelhaft benommen hatte, dachte er, ohne daß die junge Frau auch noch annehmen mußte, er fände ihren Anblick unangenehm. Tatsächlich war es ziemlich… ziemlich…
Nun, er wußte nicht, wie er es ausdrücken sollte; aber er wußte auch ganz sicher, daß er niemals mit Jessie würde darüber sprechen können.
»Ich weiß, daß ich Sie beleidigt habe«, sagte Gladia, »aber das wollte ich nicht. Ich habe einfach nicht nachgedacht. Natürlich ist mir klar, daß man mit den Sitten und Gebräuchen anderer Planeten vorsichtig sein muß. Aber manchmal sind diese Sitten so komisch – nein, nicht komisch«, fügte sie hastig hinzu, »komisch habe ich nicht gemeint. Ich meine seltsam. Wissen Sie, man vergißt das so leicht. So, wie ich vergessen hatte, die Fenster abzudunkeln.«
»Es ist schon gut«, murmelte Baley. Sie war jetzt in einem anderen Zimmer, und alle Fenster waren verhängt, und das Licht wirkte auf subtile Art anders, hatte eine behagliche Künstlichkeit an sich.
»Aber was das andere betrifft«, fuhr sie ernsthaft fort, »es ist doch schließlich nur Sichten, verstehen Sie? Schließlich hat es Ihnen doch nichts ausgemacht, mit mir zu sprechen, als ich in der Trockenkabine war. Und da hatte ich auch nichts an.«
»Nun«, sagte Baley und wünschte sich, sie würde mit diesem Thema endlich zu Ende kommen, »es ist eine Sache, Sie zu hören, und eine ganz andere, Sie zu sehen.«
»Aber genau das ist es doch. Es geht hier nicht ums Sehen.« Sie wurde rot und sah zu Boden. »Ich hoffe, Sie glauben nicht, daß ich je so etwas tun würde – ich meine, einfach aus dem Trockner treten, wenn jemand mich sieht. Es war nur Sichten.«
»Das ist doch dasselbe, oder?« sagte Baley.
»Ganz und gar nicht dasselbe. Im Augenblick sichten Sie mich. Sie können mich nicht berühren, nicht wahr, oder mich riechen oder sonst etwas? Das könnten Sie, wenn Sie mich sehen würden. Im Augenblick bin ich mindestens zweihundert Meilen von Ihnen entfernt. Wie kann es also dasselbe sein?«
Baley hörte ihr interessiert zu. »Aber ich sehe Sie doch mit meinen Augen.«
»Nein, Sie sehen mich nicht; mein Bild sehen Sie. Sie sichten mich.«
»Und das macht einen Unterschied?«
»Und ob! Einen größeren gibt es gar nicht.«
»Ich verstehe.« In gewisser Weise tat
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