Foundation 02: Die Stahlhöhlen
daß Beobachter in der Stadtverwaltung (oder vielleicht sogar Agenten innerhalb der Stadtverwaltung) Baley, R. Daneel oder sogar beide entdecken würden, ehe zuviel Zeit verstrich. Daß ihnen das innerhalb von vierundzwanzig Stunden gelungen war, war keineswegs überraschend. Es hätte sogar noch schneller gehen können, wenn Baley nicht den größten Teil seiner Zeit in Spacetown und unterwegs verbracht hätte.
R. Daneel hatte seine Mahlzeit beendet. Er saß ruhig da und wartete: Seine perfekten Hände ruhten leicht auf der Tischplatte.
»Sollten wir nicht etwas unternehmen?« fragte er.
»Hier in der Küche sind wir sicher«, sagte Baley. »Jetzt überlassen Sie das mir, bitte.«
Baley blickte vorsichtig in die Runde, und plötzlich war ihm, als sähe er zum ersten Mal eine Küche.
Menschen! Tausende von Menschen. Welche Kapazität hatte eine durchschnittliche Küche eigentlich? Er hatte die Zahl einmal gesehen: Zweitausendzweihundert, dachte er. Diese hier war etwas größer als der Durchschnitt.
Angenommen, jemand stieße jetzt plötzlich den Ruf Roboter! aus. Angenommen, man würfe ihn den Tausenden hin wie einen…
Ihm fiel kein passender Vergleich ein, aber das hatte nichts zu besagen. Es würde nicht dazu kommen.
Es konnte überall zu spontanen Krawallen kommen; in der Küche ebenso wie in den Korridoren oder in den Aufzügen. Leichter vielleicht. Bei den Mahlzeiten herrschte weniger Zurückhaltung, eine Art von Gelockertheit, die sich beim geringsten Anlaß zu etwas viel Schlimmerem entwickeln konnte.
Aber ein geplanter Krawall würde etwas anderes sein. Hier in der Küche würden die Anstifter selbst in einem großen, vom Mob erfüllten Raum gefangen sein. Sobald einmal Teller flogen und Tische zerbrachen, würde ihnen der Fluchtweg versperrt sein. Sicherlich würden Hunderte sterben, und sie selbst könnten leicht dazugehören.
Nein. Ein sicherer Krawall würde irgendwo draußen geplant werden, in irgendeiner relativ engen Passage. Panik und Hysterie würden sich langsam ausbreiten, und das würde den Anstiftern die schnelle, vorbereitete Flucht ermöglichen, durch irgendeinen Seitengang oder vielleicht auch durch ein paar unauffällige Schritte zum nächsten Localway, der sie nach oben, auf eine höhere Etage bringen würde, wo sie dann verschwinden konnten.
Baley hatte das Gefühl, sich in einer Falle zu befinden. Draußen warteten wahrscheinlich weitere. Man würde Baley und R. Daneel zu einem geeigneten Punkt folgen, und die Falle würde zuschnappen.
»Warum verhaften wir sie nicht?« fragte R. Daneel.
»Damit würde der Ärger nur noch früher anfangen. Sie kennen ihre Gesichter doch, oder? Sie werden sie nicht vergessen?«
»Ich bin außerstande, etwas zu vergessen.«
»Dann schnappen wir sie uns ein andermal. Jetzt werden wir ihr Netz zerreißen. Folgen Sie mir! Tun Sie genau das, was ich tue!«
Er stand auf, drehte seinen Teller um und stellte ihn sorgfältig auf die bewegliche Scheibe, unter der er aus dem Tisch herausgekommen war. Die Gabel legte er in die Vertiefung zurück. R. Daneel beobachtete ihn und tat es ihm gleich. Teller und Bestecke verschwanden.
»Jetzt stehen die auch auf«, sagte R. Daneel.
»Gut. Ich habe das Gefühl, daß sie uns nicht zu nahe kommen werden. Nicht hier.«
Die beiden reihten sich jetzt in die Schlange ein, bewegten sich auf einen Ausgang zu, wo das Klick-klick-klick der Marken rituell tönte, wobei jedes Klicken den Verbrauch einer Rationseinheit aufzeichnete.
Baley blickte durch den Dunst und den Lärm zurück und erinnerte sich plötzlich, ohne sagen zu können, weshalb, an einen Besuch im City-Zoo, den er vor sechs oder sieben Jahren mit Ben gemacht hatte. Nein, acht; Ben hatte damals gerade seinen achten Geburtstag gehabt. (Jehoshaphat! Wo war die Zeit hin?)
Es war Bens erster Besuch, und er war sehr aufgeregt gewesen. Schließlich hatte er vorher niemals eine Katze oder einen Hund zu sehen bekommen, geschweige denn einen Vogel! Selbst Baley, der die Volieren schon ein Dutzend mal gesehen hatte, war gegenüber der Faszination, die von ihnen ausging, nicht immun.
Das erste Mal Lebewesen zu sehen, die sich durch die Luft bewegen können, hat etwas unvergleichbar Verblüffendes an sich. Im Sperlingskäfig war Fütterungszeit, und ein Wärter war damit beschäftigt, Haferkörner in einen langen Trog zu werfen. (Menschliche Wesen hatten sich an Ersatzprodukte aus Hefe gewöhnt; aber Tiere, die in ihrer Art konservativer waren, bestanden auf
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