Foundation 02: Die Stahlhöhlen
nehmen.«
Einen Augenblick lang war Baley erschüttert. Dann erinnerte er sich, mit wem er zusammen war, und murmelte: »Das wären schlechte Manieren. Essen Sie nur.«
Baley aß emsig, aber ohne die Entspannung, die einem erst den völligen Genuß am Essen bringt. Gelegentlich warf er R. Daneel einen Blick zu. Der Roboter aß mit exakten Bewegungen seiner Kinnladen. Zu exakt. Es sah gar nicht natürlich aus.
Seltsam! Jetzt, wo Baley sicher wußte, daß R. Daneel wahrhaftig ein Roboter war, fielen ihm alle möglichen Kleinigkeiten auf. Zum Beispiel bewegte sich sein Adamsapfel nicht, wenn R. Daneel schluckte.
Aber es machte ihm nichts aus. Begann er sich an das Geschöpf zu gewöhnen? Angenommen, die Leute fingen auf einer neuen Welt von vorne an (seltsam, wie ihm das immer wieder durch den Kopf ging, seit Dr. Fastolfe es erwähnt hatte): angenommen, Bentley würde beispielsweise die Erde verlassen; würde es dann wohl dazu kommen, daß es ihm eines Tages nichts mehr ausmachte, mit Robotern zusammenzuleben und zusammenzuarbeiten? Warum nicht? Die Spacer selbst taten es ja auch.
R. Daneel sagte: »Elijah, ist es unhöflich, jemand anderen beim Essen zu beobachten?«
»Wenn Sie damit meinen, ihn direkt anzustarren, dann selbstverständlich. Das sagt einem doch der gesunde Menschenverstand, oder? Ein Mensch hat schließlich das Recht darauf, in Ruhe gelassen zu werden. Ein gewöhnliches Gespräch ist durchaus in Ordnung. Aber man starrt einen anderen Menschen nicht an, während er schluckt.«
»Ich verstehe. Wie kommt es dann, daß mir acht Leute auffallen, die uns sehr scharf beobachten, sehr scharf?«
Baley legte die Gabel weg. Er blickte in die Runde, als suchte er das Salz. »Ich sehe aber nichts Ungewöhnliches.«
Aber er sagte das ohne Überzeugung. Die vielen Speisenden rings um ihn machten ihm einen chaotischen Eindruck. Und als R. Daneel seine unpersönlichen braunen Augen auf ihn richtete, argwöhnte Baley in unbehaglicher Weise, daß das, was er sah, keine Augen waren, sondern Kameraobjektive, die mit fotografischer Genauigkeit und in Bruchteilen von Sekunden das ganze Panorama aufnehmen konnten.
»Ich bin ganz sicher«, sagte R. Daneel ruhig.
»Na schön. Und was ist dann? Es ist sehr unhöflich, aber was beweist das?«
»Das kann ich nicht sagen, Elijah. Aber ist es ein Zufall, daß sechs der Leute, die uns so beobachten, gestern abend in der Menge waren, die sich vor dem Schuhgeschäft versammelt hatte?«
11
FLUCHT ÜBER DIE STREIFEN
Baley packte unwillkürlich seine Gabel fester. »Sind Sie ganz sicher?« fragte er automatisch und war sich, noch während er es aussprach, der Unsinnigkeit seiner Frage bewußt. Man fragt einen Computer nicht, ob er sich mit der Antwort sicher ist, die er ausspeit. Nicht einmal einen Computer mit Armen und Beinen.
»Absolut«, sagte R. Daneel.
»Sind sie in unserer Nähe?«
»Nicht in unmittelbarer Nähe. Sie sitzen verstreut.«
»Also gut.« Baley wandte sich wieder seiner Mahlzeit zu, und seine Gabel bewegte sich mechanisch. Hinter seiner mürrischen Miene arbeitete sein Verstand fieberhaft.
Angenommen, der Zwischenfall gestern abend war von roboterfeindlichen Fanatikern organisiert worden; angenommen also, es hatte sich gar nicht um eine spontane Aktion gehandelt, wie es gestern den Anschein gehabt hatte. Zu einer solchen Gruppe von Agitatoren konnten leicht auch Männer gehören, die sich näher mit dem Studium von Robotern befaßt hatten – mit der Intensität, wie sie aus tiefem Abscheu erwächst. Einer von ihnen könnte R. Daneel als das, was er wirklich war, erkannt haben. (Der Commissioner hatte das in gewisser Weise angedeutet. Verdammt, man durfte den Mann wirklich nicht unterschätzen.)
Das Ganze ließ sich durchaus logisch nachvollziehen. Wenn man einmal davon ausging, daß sie gestern abend nicht so hatten handeln können, wie sie gerne gewollt hätten, so wären sie dennoch imstande gewesen, Pläne für die Zukunft zu machen. Wenn sie einen Roboter wie R. Daneel als solchen erkennen konnten, dann konnten sie sicherlich auch erkennen, daß Baley Polizeibeamter war. Ein Polizeibeamter in der ungewöhnlichen Begleitung eines humanoiden Roboters würde höchstwahrscheinlich in der Organisation einen hohen Rang einnehmen. (Jetzt, wo er sich auf den Standpunkt der Gegenseite einstellte und sein eigenes Wissen nutzen konnte, bereitete es Baley gar keine Schwierigkeiten, einer solchen Argumentation zu folgen.)
Daraus folgerte dann,
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