Foundation 02: Die Stahlhöhlen
gleichmäßiges Hintergrundgeräusch bildete.
Am anderen Ende des Raums stand ein Mann auf und schickte sich an, seine Schürze auszuziehen. Er war mittelgroß, und sein Gesicht war trotz seiner Jugend von scharfen Falten gezeichnet; sein Haar begann bereits zu ergrauen. Er hatte große Hände, die er eben an einem Zelltex-Handtuch abwischte.
»Ich bin Francis Clousarr«, sagte er.
Baley warf R. Daneel einen kurzen Blick zu, worauf der Roboter nickte.
»Okay«, sagte Baley. »Können wir uns hier irgendwo unterhalten?«
»Vielleicht«, sagte Clousarr langsam. »Aber meine Schicht ist gerade zu Ende. Wie wär’s mit morgen?«
»Bis morgen ist noch eine Menge Zeit. Machen wir’s lieber jetzt.« Baley klappte die Brieftasche auf und zeigte sie dem Hefefarmer.
Aber Clousarrs Hände hielten nicht inne, sondern er fuhr fort, sie an dem Handtuch abzuwischen. Er meinte kühl: »Ich weiß nicht, wie das bei der Polizei ist, aber hier sind die Essenszeiten genau abgezirkelt, ohne viel Spielraum. Ich esse zwischen siebzehn Uhr und siebzehn Uhr fünfundvierzig oder gar nicht.«
»Schon gut«, sagte Baley. »Ich werde veranlassen, daß man Ihnen Ihr Abendessen bringt.«
»So, so«, sagte Clousarr finster. »So wie ein Aristokrat oder ein C-Klasse-Bulle. Was kommt als nächstes? Ein Privatbad?«
»Sie beantworten uns jetzt ein paar Fragen, Clousarr«, sagte Baley, »und sparen sich Ihre Witze für Ihre Freundin. Wo können wir reden?«
»Wenn Sie reden wollen, wie wär’s dann mit dem Waagen-Raum? Ich hoffe, das paßt. Ich hab’ ohnehin nichts zu sagen.«
Baley schob Clousarr in den Waagen-Saal. Er war quadratisch und antiseptisch weiß und hatte eine Klimaanlage, die von dem größeren Raum unabhängig war (und besser funktionierte). Seine Wände waren von empfindlichen elektronischen Waagen gesäumt, jede einzelne in einer Glaskammer und nur mit Hilfe von Kraftfeldern zu handhaben. Baley hatte während seiner Ausbildung billigere Modelle benutzt. Ein Typ, den er aus der Zeit wiedererkannte, war imstande, auch noch eine Milliarde Atome zu wiegen.
»Ich nehme an, hier wird nicht gleich jemand kommen«, sagte Clousarr.
Baley brummte etwas und wandte sich dann zu Daneel und sagte: »Würden Sie hinausgehen und veranlassen, daß man eine Mahlzeit hierherbringt? Und wenn es Ihnen nichts ausmacht, warten Sie draußen darauf.«
Er sah R. Daneel zu, wie der hinausging, und sagte dann zu Clousarr: »Sie sind Chemiker?«
»Zymologe, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
»Was ist das für ein Unterschied?«
Clousarr blickte Baley hochmütig an. »Ein Chemiker rührt in der Suppe herum, und was er treibt, stinkt. Ein Zymologe ist jemand, der mithilft, ein paar Milliarden Menschen am Leben zu erhalten. Ich bin Spezialist für Hefekulturen.«
»Verstanden«, sagte Baley.
Aber Clousarr fuhr fort: »Dieses Labor hier hält New York Hefe in Gang. Kein Tag vergeht, ja nicht einmal eine Stunde, in der nicht neue Kulturen jeder einzelnen Hefeart in der ganzen Firma in unseren Töpfen heranwachsen. Und wir sorgen dafür, daß sie richtig wachsen und sich vermehren. Wir verdrehen die Gene, setzen die neuen Kulturen an, sortieren sie und passen sie an.
Als die New Yorker vor ein paar Jahren außerhalb der Saison Erdbeeren bekamen, waren das keine Erdbeeren, guter Mann, das war eine spezielle, zuckerreiche Hefekultur mit dominanter Farbe und einem Klacks Geschmacksbeimengung. Entwickelt wurde das Ganze hier in diesem Raum.
Vor zwanzig Jahren war Saccharomyces olei Benedictae Makulatur mit einem lausigen Talggeschmack und zu nichts zu gebrauchen. Es schmeckt immer noch nach Talg, aber sein Fettgehalt ist von fünfzehn Prozent auf siebenundachtzig hochgezüchtet worden. Wenn Sie heute den Expreßway benutzt haben, dann denken Sie daran, daß er ausschließlich mit S. O. Benedictae, Typ AC-7 geschmiert wird. In diesem Raum entwickelt.
Nennen Sie mich also bitte nicht Chemiker. Ich bin Zymologe.«
Baley spürte, wie der Stolz des Mannes ihn beeindruckte.
Und dann sagte er abrupt: »Wo waren Sie gestern abend zwischen achtzehn und zwanzig Uhr?«
Clousarr zuckte die Achseln. »Spazieren. Ich mache nach dem Abendessen gern einen kleinen Spaziergang.«
»Haben Sie Freunde besucht? Oder ein Subäther?«
»Nein. Ich war nur spazieren.«
Baleys Lippen preßten sich zusammen. Ein Besuch in einem Subäther hätte ein Loch in Clousarrs Rationsscheibe bedeutet. Ein Besuch bei Freunden hätte bedeutet, daß er einen Mann oder eine Frau
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