Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
kann daher den
Hindernissen selbsttätig ausweichen, selbst wenn ich
unerklärlicherweise in meiner Aufgabe versagen sollte. Das Radar
war gestern in Betrieb, als wir sehr behaglich reisten, obwohl
sämtliche Fenster verdunkelt waren.«
»Partner Elijah«, sagte Daneel und lenkte das
Gespräch wieder von dem nahenden Gewitter ab, »haben Sie
denn die Hoffnung, daß uns Dr. Amadiro tatsächlich
behilflich sein könnte?«
Giskard brachte den Schweber auf einer weiten Rasenfläche vor
einem breiten, aber nicht besonders hohen Gebäude zum
Stillstand. Die Fassade des Bauwerks hatte ein kompliziertes Muster,
war sichtlich neu und vermittelte den Eindruck, als solle damit etwas
sehr Altes imitiert werden.
Baley wußte, daß sie sich vor dem
Verwaltungsgebäude befanden, ohne daß ihm das jemand zu
sagen brauchte. Er beantwortete Daneels Frage: »Nein, Daneel,
ich vermute, daß Amadiro viel zu intelligent ist, um uns auch
nur die geringste Handhabe zu liefern, an der wir ihn packen
könnten.«
»Und was beabsichtigen Sie in diesem Falle als nächsten
Schritt?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Baley, der
plötzlich das Gefühl hatte, das alles schon einmal erlebt
zu haben, »aber ich werde versuchen, mir etwas einfallen zu
lassen.«
54
Als Baley das Verwaltungsgebäude betrat, war seine erste
Empfindung die der Erleichterung darüber, die unnatürliche
Beleuchtung hinter sich zu lassen, die Draußen herrschte. Die
zweite war eine leichte Amüsiertheit.
Hier auf Aurora waren die Niederlassungen – wie man hier die
privaten Wohnstätten nannte – durch und durch auroranisch.
Wenn er in Gladias Wohnzimmer saß oder in Fastolfes
Speisezimmer frühstückte oder in Vasilias Arbeitszimmer
redete oder Gremionis’ trimensionales Sichtgerät benutzte,
hätte er nie glauben können, sich auf der Erde zu befinden.
Alle vier unterschieden sich voneinander, aber alle fielen doch in
eine gewisse Kategorie, die sich völlig von der der
Untergrundapartments der Erde unterschied.
Das Verwaltungsgebäude jedoch verbreitete einen Hauch von
Amtlichkeit, und der ging über die gewöhnliche menschliche
Vielfalt hinaus. Dieses Gebäude gehörte nicht der gleichen
Kategorie an wie die Wohnstätten auf Aurora, ebensowenig wie ein
Amtsgebäude in Baleys City einem Apartment in den Wohnsektoren
glich – dafür herrschte zwischen den zwei Amtsgebäuden
auf den zwei Welten, die sich sonst so grundsätzlich voneinander
unterschieden, eine seltsame Ähnlichkeit.
Dies war der erste Ort auf Aurora, wo Baley sich einen Augenblick
lang hätte vorstellen können, er befände sich auf der
Erde. Hier waren dieselben langen, kalten, nackten, Korridore,
derselbe kleinstmögliche gemeinsame Nenner in Entwurf und
Dekoration, wobei jede Lichtquelle so konstruiert war, um sowenig
Menschen wie möglich zu reizen und einigen wenigen Freude zu
bereiten.
Es gab ein paar Kleinigkeiten, die auf der Erde gefehlt
hätten – zum Beispiel da und dort hängende Töpfe
mit Pflanzen, die im Licht gediehen und mit Geräten ausgestattet
waren (wie Baley vermutete), die eine kontrollierte und automatische
Wässerung garantierten. Diese Andeutung von Natur fehlte auf der
Erde, und daß es sie hier gab, erweckte in ihm keineswegs
Freude. War es nicht möglich, daß solche Töpfe
manchmal herunterfielen? War es nicht möglich, daß sie
Insekten anzogen? Oder daß das Wasser heruntertropfte?
Andere Dinge fehlten hier. Wenn man sich auf der Erde im Inneren
einer City befand, gab es dort immer das allgegenwärtige warme
Summen von zahllosen Menschen und Maschinen – selbst wenn ein
Verwaltungsbau noch so kalt und amtlich war. Man nannte es ›das
Summen und Brummen gutnachbarlicher Freundschaft‹, um eine
Formel zu verwenden, die sich die Politiker und Journalisten der Erde
angewöhnt hatten.
Hier hingegen herrschte Stille. In den Niederlassungen, die er an
diesem Tag und dem davor besucht hatte, war Baley diese Stille nicht
besonders aufgefallen, da ihm dort alles so unnatürlich
vorgekommen war, daß eine weitere Seltsamkeit seiner
Aufmerksamkeit entgangen war. Tatsächlich war ihm das leichte
Summen des Insektenlebens Draußen oder das Rascheln des Windes
in der Vegetation mehr aufgefallen als das Fehlen des
gleichmäßigen ›menschlichen Brummens‹ (eine
weitere populäre Formulierung).
Hier jedoch, wo eine gewisse Verwandtschaft mit der Erde zutage
trat, war das Fehlen des ›Brummens‹ ebenso beunruhigend wie
die deutlich orangefarbene Tönung der
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