Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
allein, in
einem roboterfreien Raum. Schließlich sagte Fastolfe: »Ich
weiß nicht, was ich Ihnen sagen sollte. Aber lassen Sie mich
ein paar Jahrzehnte zurückgreifen. Ich habe zwei Töchter.
Sie wissen das vielleicht. Sie sind von zwei verschiedenen
Müttern…«
»Hätten Sie lieber Söhne gehabt, Dr.
Fastolfe?«
Fastolfe sah ihn überrascht an. »Nein, ganz und gar
nicht. Die Mutter meiner zweiten Tochter wollte, glaube ich, einen
Sohn, aber ich war nicht bereit, einer künstlichen Besamung mit
ausgewähltem Sperma zuzustimmen – nicht einmal mit meinem
eigenen Sperma –, sondern bestand darauf, die genetischen
Würfel so fallen zu lassen, wie der Zufall es wollte. Ehe Sie
mich fragen, warum – das liegt daran, daß ich dem
natürlichen Wirken des Zufalls im Leben den Vorzug gebe und weil
ich, glaube ich, insgesamt die Chance wollte, eine Tochter zu haben.
Verstehen Sie, ich hätte einen Sohn akzeptiert, aber ich wollte
die Chance nicht aufgeben, eine Tochter zu haben. Irgendwie mag ich
Töchter. Nun, mein zweites Kind wurde eine Tochter. Und das war
vielleicht einer der Gründe dafür, daß die Mutter
kurz nach der Geburt die Ehe auflöste. Andererseits wird ohnehin
nach einer Geburt eine beträchtliche Anzahl von Ehen
aufgelöst, also brauche ich vielleicht gar nicht nach besonderen
Gründen zu suchen.«
»Ich nehme an, sie hat das Kind mitgenommen.«
Fastolfe sah Baley verblüfft an. »Warum sollte sie das
tun? – Aber ich vergesse, daß Sie von der Erde sind. Nein,
natürlich nicht. Das Kind wäre in einem Kinderheim
aufgezogen worden, wo man natürlich angemessen für sie
hätte sorgen können. Aber tatsächlich…«
– er rümpfte die Nase, als wäre ihm die eigenartige
Erinnerung irgendwie peinlich –, »man hat sie nicht dorthin
gebracht. Ich entschied mich dafür, sie selbst
großzuziehen. Das war gesetzlich durchaus zulässig, aber
sehr ungewöhnlich. Ich war natürlich sehr jung, noch nicht
einmal hundert Jahre alt, aber ich hatte es in der Robotik bereits zu
etwas gebracht.«
»Haben Sie es geschafft?«
»Sie meinen, sie erfolgreich großzuziehen? O ja. Sie
ist mir sehr lieb geworden. Ich habe sie Vasilia genannt. Sehen Sie,
das war der Name meiner Mutter.« Er lächelte wehmütig
bei der Erinnerung. »Manchmal habe ich so seltsame sentimentale
Empfindungen – wie meine Zuneigung zu meinen Robotern.
Natürlich habe ich meine Mutter nie kennengelernt, aber ihr Name
stand in meinen Karten. Und soweit mir bekannt ist, lebt sie noch,
ich könnte sie also sehen – aber ich denke, jemanden
kennenzulernen, in dessen Leib man sich einmal befunden hat, hat doch
– wie soll ich sagen? -… äh… etwas ziemlich
Unangenehmes an sich. – Wo war ich stehengeblieben?«
»Sie haben Ihre Tochter Vasilia genannt.«
»Ja – und ich habe sie großgezogen und sie im Lauf
der Zeit tatsächlich liebgewonnen, sehr lieb sogar. Ich konnte
durchaus verstehen, daß es etwas Anziehendes an sich hatte, so
etwas zu tun, aber für meine Freunde war das natürlich sehr
peinlich, und ich mußte sie immer wegbringen, wenn es zu
Kontakten kam, sei es nun gesellschaftlich oder beruflich. Ich
erinnere mich, einmal…« Er machte eine Pause, dann fuhr er
fort: »Das ist etwas, woran ich seit Jahrzehnten nicht mehr
gedacht habe. Sie kam herausgerannt, weinte aus irgendeinem Grund und
warf sich in meine Arme, als Dr. Sarton bei mir war und mit mir eines
der frühesten Konstruktionsprogramme für humaniforme
Roboter besprach. Sie war damals, glaube ich, erst sieben Jahre alt,
und ich habe sie natürlich an mich gedrückt, sie
geküßt und mich einfach nicht um meine Geschäfte
gekümmert, was natürlich unverzeihlich war. Sarton ging
weg, hustend und würgend – und höchst verstimmt. Es dauerte eine ganze Woche, bis ich den Kontakt mit
ihm wiederherstellen und unsere Überlegungen wieder von vorne
beginnen konnte. Kinder sollten wohl keine solche Wirkung auf Leute
haben, aber es gibt so wenig Kinder, und man begegnet ihnen so
selten.«
»Und Ihre Tochter – Vasilia – hat sie Sie auch
gemocht?«
»O ja – zumindest bis… sie hat mich sehr gemocht.
Ich kümmerte mich um ihre Ausbildung und sorgte dafür,
daß ihr Geist Gelegenheit bekam, sich im vollsten Maße
auszuweiten.«
»Sie sagten, sie hätte Sie gemocht, bis – irgend
etwas. Sie haben den Satz nicht zu Ende gesprochen. Es kam also ein
Zeitpunkt, an dem sie Sie nicht mehr mochte. Wann war das?«
»Sie wollte ihre eigene Niederlassung haben, als sie
dafür
Weitere Kostenlose Bücher