Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
Vorwand, ihr freundlich
gesonnen zu sein. Und das zumindest ist mir bislang erspart
geblieben.«
Baley war erschüttert. Er spürte, wie ihm die Kinnlade
heruntersank und seine Stimme in ein Stottern überging.
»Aber die würden doch ganz sicher nicht…«
»Doch würden sie das! Sie selbst waren vor gar nicht
langer Zeit wenigstens zur Hälfte dazu geneigt, so zu
denken.«
»Aber doch nur als äußerste…«
»Meine Gegner würden das gar nicht so unwahrscheinlich
empfinden und würden es jedenfalls nicht so
darstellen.«
Baley wußte, daß sich sein Gesicht gerötet hatte.
Er spürte die Aufwallung von Wärme und hatte das
Gefühl, Fastolfe nicht in die Augen sehen zu können. Er
räusperte sich und sagte: »Sie haben recht. Ich habe mir
einen Ausweg gesucht ohne nachzudenken, und ich kann Sie nur um
Verzeihung bitten. Ich schäme mich zutiefst –
wahrscheinlich gibt es keinen anderen Ausweg als die Wahrheit, wenn
wir sie finden können.«
»Verzweifeln Sie nicht«, sagte Fastolfe. »Sie haben
bereits jetzt in Verbindung mit Jander Ereignisse aufgedeckt, von
denen ich nie geträumt habe. Vielleicht decken Sie noch mehr
auf, und am Ende wird sich möglicherweise das, was uns jetzt wie
ein Geheimnis erscheint, aufklären lassen und für uns
offenkundig werden. Was beabsichtigen Sie als nächsten
Schritt?«
Aber Baley schämte sich über sein Fiasko so, daß
er zu keinem klaren Gedanken fähig war. »Ich weiß es
wirklich nicht«, sagte er niedergeschlagen.
»Nun, es war auch ziemlich unfair von mir, das zu fragen. Sie
haben einen langen Tag hinter sich, einen Tag, der nicht leicht
für Sie war. Es überrascht nicht, daß Ihr Gehirn
jetzt schon etwas träge ist. Warum ruhen Sie sich nicht aus,
sehen sich einen Film an, schlafen? Morgen fühlen Sie sich
bestimmt wohler.«
Baley nickte und murmelte: »Vielleicht haben Sie recht. Aber
im Augenblick hatte er nicht das Gefühl, daß er sich am
Morgen wohler fühlen würde.«
30
Das Zimmer war kalt, nicht nur was die herrschende Temperatur
anging. Baley fröstelte ein wenig. Eine so niedrige Temperatur
im Innern eines Raums verlieh ihm das unangenehme Gefühl,
Draußen zu sein. Die Wände waren in einem gebrochenen
Weiß gehalten und – was für Fastolfes Niederlassung
ungewöhnlich war – nicht dekoriert. Vom Ansehen her wirkte
der Boden, als bestünde er aus glattem Elfenbein, aber für
die bloßen Füße fühlte er sich wie mit Teppich
belegt an. Das Bett war weiß, und die glatte Decke fühlte
sich kalt an.
Er setzte sich auf den Matratzenrand und stellte fest, daß
die Matratze unter seinem Gewicht etwas nachgab.
Er sagte zu Daneel, der mit ihm eingetreten war: »Daneel,
stört es dich, wenn ein menschliches Wesen lügt?«
»Mir ist bewußt, daß menschliche Wesen
gelegentlich lügen, Partner Elijah. Manchmal kann es sein,
daß eine Lüge nützlich ist, ja sogar erforderlich.
Mein Empfinden bezüglich einer Lüge hängt vom
Lügner, den Umständen und dem Grund ab.«
»Kannst du es immer feststellen, wenn ein menschliches Wesen
lügt?«
»Nein, Partner Elijah.«
»Scheint es dir, daß Dr. Fastolfe oft
lügt?«
»Ich hatte nie den Eindruck, daß Dr. Fastolfe
lügt.«
»Selbst im Zusammenhang mit dem Tod Janders nicht?«
»Soweit ich das feststellen kann, spricht er in jeder
Hinsicht die Wahrheit.«
»Vielleicht hat er dir Anweisung gegeben, das zu sagen –
falls ich fragen sollte?«
»Das hat er nicht, Partner Elijah.«
»Vielleicht hat er dir auch Anweisung gegeben, das zu
sagen.«
Er hielt inne. Wiederum – welchen Nutzen hatte es, einen
Roboter ins Kreuzverhör zu nehmen? Und in diesem besonderen Fall
forderte er doch geradezu zu endlosem Rückzug auf.
Plötzlich wurde ihm bewußt, daß die Matratze
langsam unter ihm nachgegeben hatte, bis sie jetzt seine Hüften
halb umfing. Er stand plötzlich auf und sagte: »Gibt es
eine Möglichkeit, das Zimmer wärmer zu bekommen,
Daneel?«
»Es wird sich wärmer anfühlen, wenn Sie unter der
Decke sind und das Licht ausgeschaltet ist, Partner Elijah.«
»Ah.« Er blickte argwöhnisch in die Runde.
»Würdest du das Licht ausschalten, Daneel, und dann im Raum
bleiben?«
Das Licht ging fast im selben Augenblick aus, und Baley erkannte,
daß seine Annahme, der Raum sei undekoriert, falsch gewesen
war. Sobald es dunkel geworden war, hatte er das Gefühl,
Draußen zu sein. Er meinte das weiche Rascheln des Windes in
den Bäumen zu hören und das schläfrige Murmeln
irgendwelcher weit
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