Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
wurde?«
»Von Susan Calvin, ja. Ich verstehe! Sie bauen Ihr Szenario
auf jener alten Legende auf. Sehr geschickt, Mr. Baley, aber so geht
es nicht.«
»Warum nicht? Als Sie sagten, daß nur Sie in Jander
einen Mentalblock herbeiführen konnten, hatten Sie doch nicht
die leiseste Ahnung, daß er so tief in eine so unerwartete
Situation verwickelt war. Das läuft doch genau parallel zu der
Susan-Calvin-Situation.«
»Wir wollen einmal annehmen, daß die Geschichte
über Susan Calvin und den gedankenlesenden Roboter nicht
ausschließlich eine gut erfundene Geschichte ist. Wollen wir
sie einmal ernst nehmen. Trotzdem würde es zwischen jener
Geschichte und der Jander-Situation keine Parallele geben. Im Falle
Susan Calvins hätten wir es mit einem unglaublich primitiven
Roboter zu tun, einem, der heute nicht einmal als Spielzeug zu
gebrauchen wäre. Ein solcher Roboter könnte mit solchen
Dingen nur qualitativ befaßt sein: A erzeugt Leid –
Nicht-A erzeugt Leid; deshalb Mentalblock.«
»Und Jander?« fragte Baley.
»Jeder moderne Roboter – jeder Roboter des letzten
Jahrhunderts – würde solche Dinge quantitativ abwägen.
Welche der beiden Situationen A oder Nicht-A würde das meiste Leid erzeugen? Der Roboter würde zu einer schnellen
Entscheidung gelangen und sich für das Minimum an Leid
entscheiden. Die Wahrscheinlichkeit, daß er die beiden sich
gegenseitig ausschließenden Alternativen so einschätzen
würde, daß sie ein exakt gleiches Maß an Leid
erzeugen würden, ist gering, und selbst wenn sich erweisen
sollte, daß dies der Fall wäre, so verfügen moderne
Roboter über einen Zufallsgenerator. Wenn A und Nicht-A nach
seinem Urteil exakt gleiches Leid erzeugen, so wählt er
auf völlig unvorhersehbare Weise das eine oder das andere und
folgte diesem Weg dann ohne zu fragen. Jedenfalls begibt er sich nicht in einen Mentalblock.«
»Wollen Sie damit sagen, daß es für Jander
unmöglich ist, den Mentalblock zu erleiden? Sie haben doch die
ganze Zeit gesagt, Sie hätten eine solche Blockierung
erzeugen können.«
»Im humaniformen Positronengehirn gibt es eine
Möglichkeit, den Zufallsgenerator auszuschalten, und diese
Möglichkeit hängt einzig und allein von der
Konstruktionsweise jenes Gehirns ab. Selbst wenn man die Basistheorie
kennt, ist es sehr schwierig und langwierig, den Roboter sozusagen
vermittels einer geschickten Folge von Fragen und Befehlen auf einen
Weg zu führen, der schließlich den Mentalblock erzeugt. Es
ist unvorstellbar, daß das zufällig geschieht, und die
bloße Existenz eines scheinbaren Widerspruchs, wie er durch
gleichzeitige Liebe und Scham erzeugt werden könnte, könnte
das niemals ohne die sorgfältigsten quantitativen Anpassungen
bewirken. Und somit verbleibt uns, wie ich immer wieder erkläre,
nur der Zufall als einzige Möglichkeit.«
»Aber Ihre Gegner werden darauf bestehen, daß Ihre
eigene Schuld wahrscheinlicher ist. Könnten wir nicht
unsererseits darauf bestehen, daß Jander durch den von Gladias
Liebe und Scham herbeigeführten Konflikt in den Mentalblock
getrieben wurde? Würde das nicht plausibel klingen? Und
würde es nicht die öffentliche Meinung zu Ihrem Vorteil
beeinflussen?«
Fastolfe runzelte die Stirn. »Mr. Baley, Sie sind zu eifrig.
Überlegen Sie doch einmal ernsthaft. Wenn wir versuchten, auf
diese recht unehrenhafte Art aus unserem Dilemma herauszukommen,
welche Folgen würde das denn haben? Einmal ganz abgesehen von
der Schande und dem leid, das das für Gladia bedeuten
würde, die ja nicht nur unter dem Verlust Janders, sondern auch
unter dem Gefühl leiden würde, selbst jenen Verlust
herbeigeführt zu haben, dann nämlich, wenn sie derartige
Scham tatsächlich empfunden und sie sich irgendwie hatte
anmerken lassen. Das würde ich nicht tun wollen. Aber lassen wir
das doch einmal für den Augenblick beiseite. Überlegen Sie
statt dessen, daß meine Gegner sagen würden, ich
hätte ihr Jander genau deshalb geliehen, um das
herbeizuführen, was geschehen ist. Sie würden sagen, ich
hätte das getan, um eine Methode für den Mentalblock in
humaniformen Robotern zu entwickeln, die es mir erlaubte, mich selbst
von jeder offenkundigen Verantwortung freizuhalten. Wir wären
dann noch viel schlimmer dran, als wir das jetzt sind, denn dann
würde man mir nicht nur vorwerfen, daß ich ein
raffinierter Intrigant bin, wie man das jetzt tut, sondern
außerdem auch noch, daß ich mich gegenüber einer
arglosen Frau gemein benommen habe, unter dem
Weitere Kostenlose Bücher