Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
entfernter Lebewesen. Dann war da auch die
Illusion von Sternen über ihm und gelegentlich eine
dahintreibende Wolke, die kaum sichtbar war.
»Schalte das Licht wieder ein!«
Der Raum wurde mit Licht überflutet.
»Daneel«, sagte Baley. »Ich will davon nichts. Ich
will keine Sterne, keine Wolken, keine Geräusche, keine
Bäume, keinen Wind – und auch keine Gerüche. Ich will
Dunkelheit – sonst nichts. Könntest du das
arrangieren?«
»Sicherlich, Partner Elijah.«
»Dann tu das! Und zeig mir, wie ich selbst das Licht
ausmachen kann, wenn ich so weit bin, daß ich schlafen
möchte.«
»Ich bin hier, um Sie zu schützen, Partner
Elijah.«
Darauf Baley mürrisch. »Ich bin sicher, daß du das
ebensogut von der anderen Seite der Tür aus tun kannst. Und
Giskard, stelle ich mir vor, wird vor den Fenstern stehen, falls
hinter den Vorhängen tatsächlich Fenster sind.«
»Ja, da sind welche. – Wenn Sie über jene Schwelle
gehen, Partner Elijah, finden Sie ein Personal, das
ausschließlich für Sie reserviert ist. Jenes Stück
Wand ist nicht materiell, und Sie werden sich ganz leicht
hindurchbewegen können. Das Licht wird angehen, wenn Sie das
Personal betreten und wieder ausgehen, wenn Sie es verlassen –
und es gibt dort keine Dekoration. Wenn Sie es wünschen, werden
Sie duschen können oder alles andere, das Sie tun möchten,
ehe Sie sich zur Ruhe begeben oder nach dem Aufwachen.«
Baley wandte sich in die angegebene Richtung. Er sah keinen Bruch
in der Wand, aber der Bodenbelag an jener Stelle wirkte verdickt, als
gäbe es da eine Schwelle.
»Wie sehe ich es im Dunkeln, Daneel?« fragte er.
»Jenes Stück Wand – das keine Wand ist – wird
schwach leuchten. Was die Raumbeleuchtung angeht, so gibt es am
Kopfteil Ihres Bettes eine Vertiefung. Wenn Sie den Finger
hineinlegen, dann wird der Raum verdunkelt, wenn es hell ist, oder
hell gemacht, wenn es dunkel ist.«
»Danke. Jetzt kannst du gehen.«
Eine halbe Stunde später war er im Personal fertig und lag
eingekuschelt unter der Decke, das Licht ausgeschaltet und
eingehüllt von warmer, den Geist umarmenden Dunkelheit.
Wie Fastolfe gesagt hatte, war es ein langer Tag gewesen. Es war
fast unglaublich, daß er erst an diesem Morgen auf Aurora
angekommen war. Er hatte eine ganze Menge erfahren, und doch hatte
ihm nichts davon das Geringste genützt.
Er lag in der Dunkelheit und ging die Ereignisse des Tages
nacheinander in Gedanken durch, in der Hoffnung, irgend etwas
könnte ihm auffallen, das ihm vorher entgangen war – aber
nichts dergleichen geschah.
Soviel für den auf stille Art nachdenklichen, scharf
blickenden, subtil denkenden Elijah Baley des Hyperwellendramas.
Die Matratze hüllte ihn halb ein, und es war wie eine
Umarmung. Er bewegte sich leicht, und sie richtete sich unter ihm
gerade und paßte sich dann langsam seiner neuen Liegehaltung
an.
Es hatte wenig Sinn, jetzt mit seinem nach Schlaf suchenden,
müden Bewußtsein den Tag noch einmal durchzugehen, aber er
konnte einfach nicht anders, er mußte es ein zweites Mal
versuchen, und all seinen Schritten auf diesem seinem ersten Tag auf
Aurora folgen – vom Raumhafen zu Fastolfes Niederlassung, dann
zu der Gladias und dann zurück zu Fastolfe.
Gladia – schöner, als er sie in Erinnerung hatte, aber
hart – da war irgend etwas Hartes an ihr – oder hatte sie
sich vielleicht nur einen Schutzpanzer wachsen lassen? – die
arme Frau. Er dachte mit innerlicher Wärme an ihre Reaktion, als
ihre Hand seine Wange berührt hatte. Wenn er bei ihr hätte
bleiben können, dann hätte er sie lehren können –
die dummen Auroraner – ihre ekelhaft beiläufige Einstellung
zum Sex – alles erlaubt – das bedeutet, daß in
Wirklichkeit gar nichts erlaubt ist – nicht der Mühe wert
– dumm – zu Fastolfe, zu Gladia, zurück zu Fastolfe
– zurück zu Fastolfe.
Er bewegte sich ein wenig und spürte dann wie entrückt,
daß die Matratze sich neu anpaßte. Nun zu Fastolfe. Was
war auf dem Weg zurück zu Fastolfe geschehen? Etwas, das
ausgesprochen worden war? Unausgesprochen? Und auf dem Schiff, ehe er
überhaupt Aurora erreichte – etwas, das dazu
paßte…
Baley befand sich in der Niemals-Niemals-Welt des Halbschlafs, in
der der Geist befreit ist und seinen eigenen Gesetzen folgt. Es ist,
als flöge der Körper, als schwebte er durch die Lüfte,
von der Schwerkraft befreit.
Und jetzt nahm sein Bewußtsein sich die Ereignisse aus
eigenem Antrieb vor – kleine Aspekte, die ihm nicht
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