Foundation 04: Das galaktische Imperium
Positronenbahnen?«
»My Lady«, antwortete Giskard, »ich habe das nur als Möglichkeit vorgeschlagen, als sonst gar nichts. Ich dachte, es könnte gut sein, Ihre Rolle bei der Unschädlichmachung des Aufsehers hervorzuheben.«
»Aber wie konntest du annehmen, daß er das glauben würde? So leicht brennen Roboter nicht aus.«
»Er weiß nur sehr wenig über Roboter, Madam. Vielleicht handelt er mit ihnen, aber er stammt von einer Welt, die sie nicht nutzt.«
»Aber ich weiß sehr viel über sie und du auch. Der Aufseher hat keinerlei Anzeichen erkennen lassen, daß seine Positronenbahnen in kritischer Balance wären; er hat weder gestottert noch gezittert und überhaupt keine Verhaltensschwierigkeiten an den Tag gelegt. Er… er blieb einfach stehen.«
»Mag sein«, sagte Giskard. »Und da wir die exakten Spezifikationen nicht kennen, nach denen er gebaut wurde, müssen wir uns wohl damit zufriedengeben, daß wir die Gründe für die Blockade nie erfahren werden.«
Gladia schüttelte den Kopf. »Trotzdem – verblüffend ist es!«
Dritter Teil
Baleys Welt
VIII. DIE SIEDLERWELT
29
D. G.s Schiff war wieder im Weltraum, umgeben von der grenzenlosen Ewigkeit des Vakuums.
Gladia hatte dem Start entgegengebangt und voll Angst und nur mit Mühe die Vorstellung unterdrückt, ein zweiter Aufseher mit einem zweiten Verstärker könnte plötzlich auftauchen. Die Tatsache, daß es ein schneller Tod sein würde, wenn es dazu kam, ein Tod, dem keine Wahrnehmung voranging, war nicht gerade befriedigend. Und diese Spannung und Angst hatten ihr die Freude an einem ansonsten luxuriösen Duschbad und verschiedenen anderen Formen der Entspannung verdorben.
Erst nach dem eigentlichen Start, nachdem das weiche, ferne Summen der Protonendüsen eingesetzt hatte, fand sie die innere Ruhe, die sie zum Schlaf brauchte. Eigenartig, dachte sie, als ihr Bewußtsein ihr zu entgleiten begann, daß der Weltraum ihr ein Gefühl größerer Sicherheit vermitteln sollte als die Welt ihrer Jugend und daß sie Solana das zweite Mal mit noch größerer Erleichterung verließ als das erste Mal.
Aber Solana war auch nicht länger die Welt ihrer Jugend. Es war eine Welt ohne Menschheit, behütet von pervertierten Nachäffungen von Menschen; humanoiden – nicht nur humaniformen – Robotern, die wie eine Parodie auf den sanften Daneel und den nachdenklichen Giskard wirkten.
Endlich schlief sie ein – und während sie schlief, konnten Daneel und Giskard wieder miteinander sprechen.
Daneel sagte: »Freund Giskard, ich bin ganz sicher, daß du den Aufseher zerstört hast.«
»Ich hatte gar keine andere Wahl, Freund Daneel. Es war ein reiner Zufall, daß ich rechtzeitig eintraf, denn meine Sinne waren völlig damit beschäftigt, nach menschlichen Wesen zu suchen, und ich habe keine gefunden. Ich hätte auch gar nicht erkannt, welche Bedeutung diese Ereignisse hatten, wenn Lady Gladias Zorn und Verzweiflung nicht gewesen wären. Ich habe diese Gefühle aus der Ferne bemerkt und bin sofort an den Schauplatz des Geschehens gerannt und kam gerade noch rechtzeitig. In dieser Beziehung hat Lady Gladia tatsächlich die Situation gerettet, zumindest soweit es die Existenz des Captains und die deine betrifft. Das Schiff hätte ich, glaube ich, selbst dann noch retten können, wenn ich zu spät gekommen wäre, um euch zu retten.« Er hielt einen Augenblick lang inne und fügte dann hinzu: »Es wäre für mich höchst unbefriedigend gewesen, Freund Daneel, wenn ich zu spät gekommen wäre, um dich zu retten.«
Daneel antwortete darauf bedächtig und förmlich: »Ich danke dir, Freund Giskard. Es freut mich, daß das menschliche Aussehen des Aufsehers dich nicht behindert hat. Meine Reaktionen hat das verlangsamt, so wie mein Aussehen die seinen verlangsamt hatte.«
»Freund Daneel, mir bedeutete ihr physisches Aussehen nichts, da ich ihr Gedankenmuster wahrnahm. Und dieses Muster war so beschränkt und so völlig anders als der volle Bereich menschlicher Muster, daß ich mir gar keine Mühe zu geben brauchte, sie positiv zu identifizieren. Die Negativ-Identifikation als Nichtmensch war so klar, daß ich sofort handelte. Tatsächlich wurde mir mein Handeln erst bewußt, nachdem es bereits stattgefunden hatte.«
»Das hatte ich gedacht, Freund Giskard, wollte aber eine Bestätigung, um nicht mißzuverstehen. Darf ich dann annehmen, daß du kein Unbehagen darüber empfindest, etwas getötet zu haben, was dem Aussehen nach ein
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