Foundation 04: Das galaktische Imperium
wo sie jetzt ist?«
»Wir haben ihren Reiseplan.«
»Holen Sie sie zurück, Dr. Amadiro.«
Amadiro runzelte die Stirn. »Ich bezweifle, daß das so
ohne weiteres geht. Ich nehme an, sie will sich so lange von Aurora
fernhalten, bis ihr Vater stirbt.«
»Warum?« fragte Mandamus überrascht.
Amadiro zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Es ist mir
auch gleichgültig – ich weiß lediglich, daß
Ihre Zeit jetzt abgelaufen ist. Verstehen Sie? Kommen Sie zur Sache
oder gehen Sie!« Er wies grimmig auf die Tür, und Mandamus
hatte das Gefühl, daß er die Geduld Dr. Amadiros nicht
länger strapazieren durfte.
»Also gut«, sagte er. »Es gibt noch einen dritten
Aspekt, in dem die Erde einmalig ist…«
Er redete ruhig und knapp, als würde er einen Vortrag halten,
den er mehrfach eingeübt und für den Zweck, ihn Amadiro zu
halten, poliert hatte. Und Amadiro ertappte sich dabei, wie sein
Interesse wuchs.
Das war es! Amadiro empfand zuerst ein Gefühl ungeheurer
Erleichterung. Es war richtig gewesen, darauf zu bauen, daß der
junge Mann kein Verrückter war; er war durch und durch bei
Trost.
Und dann kam der Triumph. Natürlich würde es
funktionieren. Selbstverständlich wich die Ansicht des jungen
Mannes, so wie er sie jetzt dargelegt hatte, etwas von dem Weg ab,
den Amadiro für richtig hielt; aber das sollte keine Probleme
bereiten. Modifikationen waren immer möglich.
Und als Mandamus dann geendet hatte, meinte Amadiro, bemüht,
seiner Stimme keine Erregung anmerken zu lassen: »Wir werden
Vasilia nicht brauchen. Es gibt hinreichend Erfahrungen im Institut,
um sofort beginnen zu können. Dr. Mandamus« – Amadiros
Stimme drückte jetzt so etwas wie formellen Respekt aus –
»sorgen Sie dafür, daß diese Sache sich so
entwickelt, wie Sie es geplant haben – und ich habe irgendwie
das sichere Gefühl, daß sie das wird. Dann sind Sie
Direktor des Instituts, wenn ich Vorsitzender des Rates
bin.«
Mandamus lächelte dünn, während Amadiro sich in
seinem Sessel zurücklehnte und sich einen Augenblick den Luxus
gestattete, befriedigt und zuversichtlich in die Zukunft zu blicken;
etwas, wozu er zwanzig lange, müde Dekaden lang nicht imstande
gewesen war.
Wie lange würde es dauern? Dekaden? Eine Dekade? Weniger?
Nicht lange. Nicht lange. Der Vorgang mußte mit allen
Mitteln beschleunigt werden, damit er noch erlebte, wie die alte
Entscheidung umgestoßen wurde, und er dann Herr von Aurora war
– und damit Herr der Spacer-Welten. Und deshalb (wenn die Erde
und die Siedler-Welten dem Untergang geweiht waren), selbst noch vor
seinem Tode, Herr der bewohnten Galaxis.
48
Als Dr. Han Fastolfe starb – sieben Jahre, nachdem Amadiro
und Mandamus sich begegnet waren und ihr Projekt eingeleitet hatten
–, trugen die Hyperwellen die Nachricht mit explosiver Gewalt in
jeden Winkel der bewohnten Welten. Man widmete ihr überall die
größte Aufmerksamkeit.
Auf den Spacer-Welten war Fastolfe mehr als zwanzig Dekaden lang
der mächtigste Mann auf Aurora und damit in der Galaxis gewesen.
Auf den Siedler-Welten und der Erde, weil Fastolfe ein Freund gewesen
war – soweit ein Spacer ein Freund sein konnte – und sich
jetzt die Frage erhob, ob die Politik der Spacer sich ändern
würde, und wenn ja, wie.
Auch Vasilia Aliena erreichte die Nachricht, und die Bitterkeit,
die ihre Beziehung zu ihrem biologischen Vater von Anfang an
getrübt hatte, komplizierte sie.
Sie hatte sich darauf eingestellt, bei seinem Tode nichts zu
empfinden, und doch hatte sie zu dem Zeitpunkt, an dem das Ereignis
stattfand, nicht auf der gleichen Welt mit ihm sein wollen. Sie
wollte den Fragen entgehen, die man ihr überall stellen
würde; aber am nachdrücklichsten und häufigsten auf
Aurora.
Die Eltern-Kind-Beziehung bei den Spacern war im besten Fall eine
schwache und gleichgültige; das ergab sich logisch aus ihrer
langen Lebensspanne. Deshalb hätte sich auch normalerweise aus
diesem Grunde niemand für Vasilia interessiert, wenn Fastolfe
nicht ein so anhaltend prominenter Parteiführer gewesen
wäre und Vasilia eine fast ebenso prominente Parteigängerin
der Opposition. Es war unerträglich. Sie hatte sich sogar die
Mühe gemacht, Vasilia Aliena zu ihrem gesetzlichen Namen
erklären zu lassen und ihn auf allen Dokumenten, bei allen
Interviews zu verwenden – und doch wußte sie, daß
sie für die meisten Leute dennoch Vasilia Fastolfe war. Es war
gerade, als könnte nichts jene durch und durch
bedeutungslose Beziehung
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