Foundation 04: Das galaktische Imperium
Vorsitzender würde, dann bekäme ich eine Chance,
unsere langjährige Politik in neue Bahnen zu lenken, ehe es zu
spät ist. Leider verfüge ich nur nicht über dieselbe
persönliche Popularität wie Fastolfe. Mir fehlt sein
Talent, Dummheit mit einem Heiligenschein zu verbrämen.
Demzufolge würde es nicht gut aussehen, wenn der Anschein
entstünde, als würde ich unfair über einen Toten
triumphieren. Keiner darf sagen, ich hätte, weil Fastolfe mich
zu Lebzeiten besiegt hat, sein Testament nach seinem Tode aus
kleinlichem Neid umgestoßen. Etwas so Lächerliches darf
die großen Entscheidungen auf Leben und Tod, die Aurora treffen
muß, nicht belasten. Verstehen Sie das? Sie werden ohne Giskard
auskommen müssen!«
Vasilia stand auf. Sie wirkte steif, und ihre Augen hatten sich
verengt. »Das werden wir ja sehen!«
»Das haben wir bereits gesehen. Diese Unterredung ist
beendet. Und falls Sie noch den Ehrgeiz haben sollten, meine
Nachfolgerin zu werden, dann will ich nie wieder erleben, daß
Sie mir drohen! Wenn Sie also jetzt die Absicht haben sollten, mir in
irgendeiner Weise zu drohen, so sollten Sie sich das gut
überlegen.«
»Ich drohe nicht«, sagte Vasilia, obwohl ihre
Körpersprache mit jeder Bewegung im Widerspruch zu ihren Worten
stand – und ging hinaus, wobei sie ihrem Roboter
unnötigerweise mit einer weit ausholenden Handbewegung
bedeutete, ihr zu folgen.
50
Die Notsituation, oder besser gesagt, die Summe von Problemen,
begann einige Monate später, als Maloon Cicis Amadiros Büro
zu der üblichen Morgenbesprechung betrat.
Gewöhnlich freute sich Amadiro darauf. Cicis war stets ein
beruhigender Kontrast zu dem ansonsten hektischen Tag. Er war das
einzige ranghohe Mitglied des Instituts ohne jeden Ehrgeiz, der keine
Spekulationen auf Amadiros Tod oder Pensionierung anstellte. Cicis
war tatsächlich der perfekte Untergebene. Er war glücklich,
dienen zu können, und entzückt, das Vertrauen des Direktors
zu genießen.
Aus diesem Grund hatte Amadiro schon seit mehr als einem Jahr den
beginnenden Verfall seines perfekten Untergebenen beobachtet, das
Steiferwerden seiner Schritte, seine gebeugte Haltung. Ob Cicis wohl
anfing, alt zu werden? Schließlich war er doch nur ein paar
Dekaden älter als Amadiro.
Amadiro kam unangenehmerweise in den Sinn, daß vielleicht
auch die Lebenserwartung der Spacer zurückging, im gleichen
Maße, wie auch so viele andere Dinge degenerierten. Er nahm
sich vor, in den Statistiken nachzusehen, vergaß es aber immer
wieder – oder hatte er unbewußt davor Angst?
Diesmal freilich wurden die Alterserscheinungen Cicis’ von
heftigen Emotionen überdeckt. Sein Gesicht war rot (was das
Ergrauen seines ansonsten bronzefarbenen Haares noch betonte), und er
schien vor Verblüffung förmlich zu explodieren.
Amadiro brauchte gar nicht zu fragen, was es für Neuigkeiten
gäbe; Cicis platzte förmlich damit heraus.
Als seine Explosion beendet war, sagte Amadiro verblüfft:
»Alle Radiowellen-Emissionen aufgehört? Alle?«
»Alle, Chef. Sie müssen alle tot sein – oder
weg. Keine bewohnte Welt kann es vermeiden, irgendwelche elektromagnetischen Strahlungen zu emittieren, wenn sie
einmal…«
Amadiro gebot ihm mit einer Handbewegung Schweigen. Vasilia hatte
behauptet, die Solarianer wären im Begriff, ihre Welt zu
verlassen. Damals war ihm das unsinnig erschienen; alle vier Punkte,
die sie vorgebracht hatte, waren das mehr oder weniger gewesen. Er
hatte gesagt, daß er darüber nachdenken würde, hatte
es aber natürlich nicht getan. Und jetzt erwies sich das allem
Anschein nach als Fehler.
Was die Behauptung damals hatte unsinnig erscheinen lassen, war es
auch heute noch. Er stellte die Frage, die er damals auch gestellt
hatte, obwohl er keine Antwort darauf erwartete. (Wie hätte sie
auch lauten sollen?) »Wohin in der ganzen Galaxis könnten
sie denn gehen, Maloon?«
»Davon ist nichts bekannt, Chef.«
»Nun denn – wann sind sie gegangen?«
»Auch darüber ist nichts bekannt. Wir haben die
Nachricht heute morgen bekommen. Das Ärgerliche ist, daß
die Strahlungsintensität ohnehin so gering ist. Solana ist nur
sehr dünn besiedelt, und seine Roboter sind gut abgeschirmt. Die
Intensität liegt eine Größenordnung niedriger als die
jeder anderen Spacer-Welt; zwei Größenordnungen niedriger
als die unsrige.«
»Also hat eines Tages jemand festgestellt, daß das
Wenige auf Null abgesunken war, aber niemand hat das Absinken
bemerkt. Wer hat es
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