Foundation 04: Das galaktische Imperium
durchaus
imstande, darauf zu reagieren.«
»Nein, bitte!« sagte Gladia beunruhigt. »Sie
sollten nicht einmal daran denken, das zu tun. Aurora hat ebenfalls
Schiffe, und ich bin sicher, daß man das Ihre
beobachtet.«
»Nur mit einem kleinen Unterschied, Gladia. Ich bezweifle
sehr, daß Aurora daran interessiert ist, Ihretwegen Krieg zu
führen; Baleys Welt andrerseits wäre das
durchaus.«
»Ganz sicher nicht. Ich würde nicht wollen, daß
man meinetwegen Krieg führt; und warum sollten sie das auch?
Weil ich mit Ihrem Vorfahren befreundet war?«
»Nein, deswegen nicht. Ich glaube nicht, daß jemand
wirklich annimmt, daß Sie so gut befreundet waren. Ihre
Urgroßmutter vielleicht, aber nicht Sie. Selbst ich glaube nicht, daß Sie das waren.«
»Sie wissen, daß ich es war.«
»Intellektuell betrachtet, ja; emotionell ist es mir
unmöglich, das zu glauben; das war vor zwanzig
Dekaden!«
Gladia schüttelte den Kopf. »Das ist die Ansicht eines
Kurzlebigen.«
»Vielleicht empfinden wir alle so, aber das ist jetzt nicht
wichtig. Was Sie für Baleys Welt wichtig macht, ist die Rede,
die Sie gehalten haben. Sie sind eine Heldin und müssen auf der
Erde präsentiert werden; nichts darf das verhindern.«
»Auf der Erde präsentiert?« sagte Gladia etwas
beunruhigt. »Mit vollem Zeremoniell?«
»Mit vollem Zeremoniell.«
»Warum sollte das so wichtig sein, daß es einen Krieg
wert wäre?«
»Ich bin nicht sicher, ob ich das einem Spacer erklären
kann. Die Erde ist eine ganz besondere Welt. Die Erde ist eine…
eine heilige Welt, die einzig wirkliche Welt, die es gibt. Dort sind
die menschlichen Wesen entstanden, und die Erde ist die einzige Welt,
auf der sie sich entwickelt und vor einem vollen Hintergrund des
Lebens gelebt haben. Wir haben auf Baleys Welt Bäume und
Insekten – aber auf der Erde gibt es so viele verschiedene Arten
von Bäumen und so viele verschiedene Arten von Insekten, wie wir
sie nie außer auf der Erde zu sehen bekommen. Unsere Welten
sind Imitationen, blasse Imitationen. Abgesehen von der
intellektuellen, kulturellen und spirituellen Kraft, die sie von der
Erde beziehen, existieren sie nicht und können auch gar nicht
existieren.«
»Das steht in völligem Gegensatz zu der Meinung von der
Erde, wie die Spacer sie haben«, meinte Gladia. »Wenn wir
von der Erde sprechen – und das tun wir selten –, dann
sprechen wir von einer Welt, die barbarisch ist und im Verlall
begriffen.«
D. G.s Gesicht rötete sich. »Deshalb sind auch die
Spacer-Welten immer schwächer geworden. Ihr seid wie Pflanzen,
die sich von ihren Wurzeln gelöst haben; wie Tiere, die ihre
Herzen herausgeschnitten haben.«
»Nun, ich freue mich darauf, die Erde selbst zu Gesicht zu
bekommen. Aber ich muß jetzt gehen. Bitte, behandeln Sie das
hier als Ihre eigene Niederlassung, bis ich zurückkehre.«
Sie ging schnell auf die Tür zu, blieb stehen und drehte sich
noch einmal um. »In dieser Niederlassung gibt es keine
alkoholischen Getränke, wie nirgends auf Aurora; keinen Tabak,
keine alkalische Stimulanzia, nichts Künstliches von… von
der Art, was Sie vielleicht gewöhnt sind.«
D. G. grinste säuerlich. »Das ist uns Siedlern bekannt.
Sie sind alle sehr puritanisch.«
»Überhaupt nicht puritanisch«, sagte Gladia und
runzelte die Stirn. »Dreißig oder vierzig Dekaden Leben
fordern ihren Preis, und das ist ein Teil davon. Sie glauben doch
nicht etwa, daß wir das mit Zauberei bewirken, oder?«
»Nun, ich werde mich dort mit gesunden Fruchtsäften und
coffeinfreiem Kaffee begnügen und an Blumen riechen.«
»Davon werden Sie genug vorfinden«, sagte Gladia
kühl, »und wenn Sie zu Ihrem Schiff zurückkehren,
können Sie sich ja sicher für alle Entzugserscheinungen
entschädigen, unter denen Sie vielleicht leiden
werden.«
»Leiden werde ich nur unter dem Entzug Ihrer Person,
my Lady.«
Gladia mußte lächeln. »Sie sind ein
unverbesserlicher Lügner, Captain. Ich werde zurückkommen
– Daneel – Giskard.«
60
Gladia saß steif in Amadiros Büro. Sie hatte Amadiro
viele Dekaden lang nur aus der Ferne oder auf einem Sichtschirm
gesehen und hatte es sich dabei immer zur Angewohnheit gemacht, sich
abzuwenden. In ihrer Erinnerung war er stets nur Fastolfes
großer Feind gewesen; und jetzt, wo sie sich zum erstenmal im
selben Raum mit ihm befand – von Angesicht zu Angesicht –,
mußte sie sich Mühe geben, ihr Gesicht in
Ausdruckslosigkeit erstarren zu lassen, um den Haß nicht
durchblicken zu
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