Foundation 04: Das galaktische Imperium
Stück
außerhalb der Ekliptik. Gut! Ein wenig riskant; wir hätten
uns noch ein Stückchen weiter von dem Zentralgestirn Auroras
entfernen sollen, ehe wir sprangen; aber wir hatten es eilig. –
Das ist die Sonne.«
»Dieser helle Stern, meinen Sie?«
»Ja. Was halten Sie davon?«
»Er ist hell«, sagte Gladia ein wenig verwirrt, weil sie
nicht wußte, mit was für einer Reaktion er rechnete.
Er drückte einen weiteren Kontaktknopf, und das Bild
verdunkelte sich. »Ja. Und es ist nicht gut für Ihre Augen,
wenn Sie ihn anstarren. Aber nicht die Helligkeit ist es, worauf es
ankommt. Dem Aussehen nach ist es auch nur ein Stern – aber
denken Sie einmal nach. Das hier war die ursprüngliche Sonne. Das war der Stern, dessen Licht auf einen Planeten fiel,
der einmal der einzige Planet war, auf dem menschliche Wesen
existierten. Er bestrahlte einen Planeten, auf dem sich langsam
menschliche Wesen entwickelten. Er bestrahlte einen Planeten, auf dem
sich vor Milliarden von Jahren Leben bildete; Leben, das sich einmal
in menschliche Wesen entwickeln würde. Es gibt dreihundert
Milliarden Sterne in der Galaxis und einhundert Milliarden Galaxien
im Universum. Und von all diesen Sternen gibt es nur einen einzigen,
der die Geburt der Menschen gesehen hat; und das ist dieser
Stern.«
Gladia wollte schon sagen: »Nun, irgendein Stern
mußte es ja schließlich sein«, überlegte es
sich aber anders. »Sehr eindrucksvoll«, sagte sie etwas
schwächlich.
»Es ist nicht nur eindrucksvoll«, sagte D. G., dessen
Augen im schwachen Licht nicht zu sehen waren. »Es gibt in der
ganzen Galaxis keinen Siedler, der diesen Stern nicht als den seinen
betrachtet. Die Strahlung der Sterne, die auf unsere verschiedenen
Heimatplaneten herunterscheint, ist geborgte Strahlung –
gemietete Strahlung, die wir benutzen. Da, dort vor uns, ist die
wirkliche Strahlung, die uns das Leben schenkte. Dieser Stern und der
Planet, der ihn umkreist, die Erde, sind es, die uns alle in einem
engen Band zusammenhalten. Wenn wir sonst nichts miteinander
gemeinsam hätten, würden wir jenes Licht auf dem Bildschirm
miteinander teilen; und das würde schon genug sein. – Ihr
Spacer habt es vergessen, und deshalb seid ihr auseinandergefallen,
und deshalb werdet ihr auf lange Sicht nicht
überleben.«
»Für uns alle ist Raum, Captain«, sagte Gladia mit
leiser Stimme.
»Ja, natürlich. Ich würde auch nichts tun, das den
Spacer ihr Nicht-Überleben aufzwingen könnte. Ich
glaube nur, daß genau das geschehen wird; und es würde
vielleicht nicht geschehen, wenn die Spacer ihre
Überheblichkeit, ihre Gewißheit, anderen überlegen zu
sein, aufgeben würden; ihre Roboter und das völlige
Aufgehen in einem langen Leben.«
»Sehen Sie mich auch so, D. C?« fragte Gladia.
»Sie haben auch Ihre Momente gehabt«, sagte D. G.
»Aber Sie haben sich verbessert, das muß ich Ihnen
einräumen.«
»Vielen Dank!« sagte sie mit unverhohlener Ironie.
»Und wenn es Ihnen vielleicht auch schwerfällt, das zu
glauben -Siedler haben auch ihre stolzerfüllte Arroganz. Aber
Sie haben sich auch gebessert, das will ich Ihnen
einräumen.«
D. G. lachte. »Bei alledem, was ich Ihnen so
liebenswürdig einräume und Sie mir so liebenswürdig
einräumen, wird daraus wahrscheinlich eine lebenslange
Feindschaft werden.«
»Wohl kaum«, sagte Gladia und lachte ihrerseits und
stellte plötzlich mit einiger Überraschung fest, daß
seine Hand auf der ihren lag. Und war dann noch mehr überrascht,
daß sie ihre Hand nicht wegzog.
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»Es beunruhigt mich, daß Madam Gladia nicht unter
unserer direkten Beobachtung steht, Freund Giskard«, sagte
Daneel.
»Das ist an Bord dieses Schiffes nicht nötig, Freund
Daneel. Ich kann keine gefährlichen Emotionen entdecken, und der
Captain ist im Augenblick bei ihr. Außerdem hätte es
Vorteile, wenn sie es angenehm fände, ohne uns zu sein –
wenigstens gelegentlich, wenn wir auf der Erde sind. Es ist
möglich, daß wir uns, du und ich, zu plötzlichem
Handeln gezwungen sehen könnten, ohne den Wunsch zu haben,
daß ihre Anwesenheit und Sicherheit als komplizierender Faktor
ins Spiel kommen.«
»Dann hast du ihre augenblickliche Trennung von uns
manipuliert?«
»Kaum. Seltsamerweise habe ich in ihr eine starke Tendenz
gefunden, in dieser Beziehung die Art der Siedler nachzuahmen. Sie
hat ein unterdrücktes Sehnen nach Unabhängigkeit, das
hauptsächlich von dem Gefühl beeinträchtigt wird,
daß sie darin ihr Spacertum verletzt.
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