Foundation 04: Das galaktische Imperium
auf diese
Entfernung sagen?«
»Ich kann ihr Bewußtsein schwach ausmachen, Freund
Daneel, aber unverkennbar. Sie ist mit dem Captain beisammen, und ich
nehme eine deutliche Empfindung von Erregung und Freude
wahr.«
»Ausgezeichnet, Freund Giskard.«
»Für mich weniger ausgezeichnet, Freund Daneel. Ich
befinde mich in einem Zustand einiger Unordnung. Ich stand unter
großer Anspannung.«
»Es schmerzt mich, das zu hören, Freund Giskard. Darf
ich mich nach dem Grund erkundigen?«
»Wir sind jetzt schon seit einiger Zeit hier, während
der Captain mit dem auroranischen Schiff verhandelt hat.«
»Ja, aber jetzt ist das auroranische Schiff allem Anschein
nach verschwunden. Der Captain scheint also in seinen Verhandlungen
Erfolg gehabt zu haben.«
»Ja, aber in einer Art und Weise, die dir anscheinend nicht
bewußt ist; mir schon – in gewissem Ausmaß. Obwohl
der Captain nicht hier bei uns war, bereitete es mir keine
Schwierigkeiten, sein Bewußtsein zu fühlen: Es
verströmte eine überwältigende Anspannung und darunter
eine immer stärker werdende Empfindung des Verlusts.«
»Des Verlusts, Freund Giskard? Konntest du in Erfahrung
bringen, worin dieser Verlust hätte bestehen
können?«
»Ich kann die Methode nicht beschreiben, mit der ich solche
Dinge analysiere; aber bei dem Verlust schien es sich nicht um die
Art von Verlust zu handeln, die ich in der Vergangenheit mit leblosen
Gegenständen assoziiert habe. Da war ein Hauch – das ist
nicht das richtige Wort, aber ich kenne sonst keines, das auch nur
entfernt passen würde – des Verlusts einer ganz speziellen
Person.«
»Der Lady Gladia.«
»Ja.«
»Das wäre doch ganz natürlich, Freund Giskard. Er
sah sich der Möglichkeit ausgesetzt, sie an das auroranische
Schiff ausliefern zu müssen.«
»Dafür war das Gefühl zu intensiv. Zu
klagend.«
»Zu klagend?«
»Das ist das einzige Wort, das mir in diesem Zusammenhang
passend erscheint. Da war ein angespanntes Trauern, das mit dem
Gefühl des Verlusts in Verbindung stand. Es war nicht so, als
würde die Lady sich nur an einen anderen Ort begeben und deshalb
nicht mehr verfügbar sein; das würde man ja immerhin zu
irgendeinem zukünftigen Zeitpunkt möglicherweise
korrigieren können. Es war, als würde die Lady
aufhören zu existieren – sterben – und auf alle
Zeit nicht mehr verfügbar sein.«
»Dann hatte er das Gefühl, daß die Auroraner sie
töten würden? Das ist doch ganz sicher
unmöglich.«
»Ja, in der Tat unmöglich. Und das ist es nicht. Ich
fühlte den Faden eines Gefühls persönlicher
Verantwortung, mit dem sich diese tiefe Furcht vor dem Verlust
verband. Ich suchte die anderen Bewußtseinsinhalte an Bord des
Schiffes ab und gelangte, indem ich alles zusammenfügte, zu dem
Verdacht, daß der Captain ganz bewußt mit seinem Schiff
das auroranische Schiff rammen wollte.«
»Auch das ist unmöglich, Freund Giskard«, sagte
Daneel mit leiser Stimme.
»Ich mußte es akzeptieren. Mein erster Impuls war es,
die emotionale Einstellung des Captains derart zu verändern,
daß er gezwungen wurde, den Kurs zu wechseln; aber das konnte
ich nicht. Sein Bewußtsein war so fest entschlossen, so mit
Entschlossenheit gesättigt, trotz der Anspannung und der Furcht
vor dem Verlust so mit Zuversicht auf Erfolg
angefüllt…«
»Wie konnte es gleichzeitig Furcht vor Verlust durch Tod und
ein Gefühl der Zuversicht auf Erfolg geben?«
»Freund Daneel, ich habe es aufgegeben, mich über die
Kapazität des menschlichen Bewußtseins zu wundern,
gleichzeitig zwei einander entgegengerichtete Gefühle zu
empfinden. Ich akzeptiere das einfach nur. Wenn ich in diesem Fall
versucht hätte, das Bewußtsein des Captains so zu
manipulieren, daß er den Kurs des Schiffes änderte, so
hätte ihn das getötet; und das konnte ich nicht
tun.«
»Aber wenn du das nicht tatest, Freund Giskard, liefen doch
Dutzende menschlicher Wesen auf diesem Schiff, darunter auch Madam
Gladia, und weitere Hunderte auf dem auroranischen Schiff Gefahr, zu
sterben.«
»Wenn das Gefühl der Zuversicht auf den Erfolg, das der
Captain empfand, richtig war, brauchten sie nicht zu sterben. Ich war
nicht imstande, einen sicheren Tod herbeizuführen, um viele nur
wahrscheinliche zu verhindern. Das ist die Schwierigkeit, Freund
Daneel, in deinem Nullten Gesetz. Das Erste Gesetz befaßt sich
mit ganz speziellen Individuen und Sicherheiten. Dein Nulltes Gesetz
befaßt sich mit vagen Gruppen und
Wahrscheinlichkeiten.«
»Die
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