Foundation 04: Das galaktische Imperium
die
Erdenmenschen sind; das wirkt dann so, als hätten Sie vor ihnen
Angst.«
»Ich brauche aber doch Schutz, Daneel«, sagte Gladia
beunruhigt. »Erinnere dich an das, was gestern abend
geschah.«
»Madam, wir hätten das, was gestern abend geschah, nicht
verhindern können und hätten Sie, falls es nötig
gewesen wäre, auch nicht beschützen können. Zum
Glück waren Sie gestern nacht nicht das Ziel. Der Blasterstrahl
war auf Giskards Kopf gerichtet.«
»Warum Giskard?«
»Wie könnte ein Roboter auf Sie oder irgendein
menschliches Wesen zielen? Der Roboter hat aus irgendeinem Grund auf
Giskard gezielt. Wenn wir daher in Ihrer Nähe sind, könnte
das die Gefahr für Sie sogar noch vergrößern. Sobald
sich die Nachricht von den gestrigen Ereignissen verbreitet, selbst
wenn die Erdregierung versucht, Einzelheiten zu unterdrücken,
wird es Gerüchte geben, wonach ein Roboter einen Blaster auf Sie
abgefeuert hat. Das wird dazu führen, daß die Abneigung
gegen Roboter wächst – gegen uns – und selbst
gegen Sie, wenn Sie darauf bestehen, mit uns gesehen zu werden. Es
wäre besser, wenn Sie ohne uns blieben.«
»Auf wie lange?«
»Mindestens so lange, wie Ihre Mission dauert, Madam. Der
Captain wird Ihnen in den bevorstehenden Tagen besser helfen
können als wir. Er kennt die Erdenmenschen, wird von ihnen
hochgeschätzt – und schätzt Sie sehr hoch,
Madam.«
»Kannst du feststellen, daß er mich
hochschätzt?« fragte Gladia.
»Ich bin zwar nur ein Roboter – aber so scheint es mir.
Und wenn Sie uns zurückhaben wollen, kommen wir natürlich
jederzeit zurück, aber im Augenblick glauben wir, daß wir
Ihnen am besten dienen und Sie am besten schützen, wenn wir Sie
Captain Baley anvertrauen.«
»Ich werde es mir überlegen«, sagte Gladia.
»Unterdessen werden wir zu Captain Baley gehen, Madam«,
sagte Daneel, »und ihn fragen, ob er uns zustimmt.«
»Tut das!« sagte Gladia und ging in ihr
Schlafzimmer.
Daneel drehte sich um und fragte Giskard leise: »Ist sie
bereit?«
»Mehr als bereit«, sagte Giskard. »Sie ist in
meiner Gegenwart immer etwas unruhig gewesen und hat unter meiner
Abwesenheit nie übermäßig gelitten. Für dich,
Freund Daneel, sind ihre Gefühle ambivalent. Du erinnerst sie
deutlich an Freund Jander, dessen Deaktivierung vor vielen Dekaden
für sie ein traumatisches Erlebnis war. Für sie war das
eine Quelle der Anziehung und zugleich des Abgestoßenseins;
also brauchte ich nicht viel zu tun. Ich habe die Anziehung
verringert, die sie für dich empfand, und habe ihre starke
Anziehung für den Captain gesteigert. Sie wird leicht ohne uns
zu Rande kommen.«
»Dann laß uns den Captain aufsuchen«, sagte
Daneel. Sie gingen gemeinsam hinaus und betraten den Korridor vor dem
Appartement.
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Sowohl Daneel als auch Giskard waren schon früher auf der
Erde gewesen; Giskard zuletzt. Deshalb verstanden sie das
Computer-Adreßbuch, das ihnen Sektion, Flügel und Nummer
der Wohnung lieferte, die man D. G. zugeteilt hatte. Und sie
verstanden auch die Farb-Codes in den Korridoren, die dafür
sorgten, daß sie an der jeweils richtigen Stelle abbogen oder
den Aufzug verließen.
Es war noch ziemlich früh, und der Verkehr war daher
dünn; aber diejenigen menschlichen Wesen, denen sie begegneten,
starrten Giskard erstaunt an und wandten dann gespielt
gleichgültig ihre Blicke wieder ab.
Als sie schließlich D. G.s Appartement erreichten, waren
Giskards Schritte etwas unregelmäßig. Es war nicht
besonders auffällig, aber Daneel bemerkte es.
»Fühlst du dich unbehaglich, Freund Giskard?«
fragte er leise.
»Ich mußte«, antwortete Giskard, »in einer
Anzahl von Männern und Frauen Erstaunen, Verblüffung, ja
sogar Aufmerksamkeit löschen, und einmal sogar in einem Kind
– und das war noch schwieriger. Ich hatte nicht viel Zeit, um
mich zu vergewissern, daß ich keinen Schaden bewirkt
habe.«
»Es war richtig, so zu handeln. Wir dürfen nicht
aufgehalten werden.«
»Das verstehe ich. Aber das Nullte Gesetz funktioniert in mir
nicht so gut. Ich verfüge in dieser Beziehung nicht über
deine Leichtigkeit.« Dann fuhr er fort, als wollte er sich
selbst ablenken: »Ich habe schon oft festgestellt, daß
sich eine Hyperresistenz in den Positronenbahnen zuerst beim Stehen
und Gehen und erst später beim Sprechen bemerkbar
macht.«
Daneel tippte an das Türsignal. »In meinem Fall war es
genauso, Freund Giskard«, meinte er. »Auf zwei Stützen
das Gleichgewicht zu halten, ist
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