Foundation 04: Das galaktische Imperium
Welt?«
»Die meisten von uns wollen es so haben, ja.«
»Wie ich höre, gibt es auf der Erde auch unterirdische
Städte.«
»Ja, so ist es tatsächlich, my Lady. Die sogenannten
Stahlhöhlen.«
»Und das imitieren Sie hier?«
»Das ist keine einfache Imitation. Wir fügen unsere
eigenen Vorstellungen hinzu und… Wir halten jetzt an, my Lady.
Man wird uns gleich auffordern, auszusteigen. Ich würde mir
meinen Overall zuhalten, wenn ich Sie wäre. Der Wind, der im
Winter über die Plaza pfeift, ist legendär.«
Gladia tat, wie man ihr empfohlen hatte, und hatte einige
Mühe, die Ränder ihres Overalls aneinanderzudrücken.
»Das ist also keine einfache Imitation, sagen Sie.«
»Nein. Bei der Konstruktion unserer unterirdischen
Lebensräume haben wir an das Wetter gedacht. Da unser Klima im
ganzen betrachtet rauher ist als das der Erde waren einige
Modifikationen in der Architektur notwendig. Bei richtiger Bauweise
bedarf es fast keines Energieaufwandes, um den Komplex im Winter warm
und im Sommer kühl zu halten. In gewisser Weise heizen wir im
Winter sogar mit der aufgespeicherten Wärme des vorangegangenen
Sommers und kühlen im Sommer mit der Kälte des vor
angegangenen Winters.«
»Und wie steht es mit der Lüftung?«
»Das zehrt einiges von dem auf, was wir speichern, aber nicht
alles. Es funktioniert, my Lady, und eines Tages wird das hier sein
wie auf der Erde. Das ist natürlich unser ehrgeiziges Ziel
– Baleys Welt soll ein Abbild der Erde werden.«
»Ich wußte gar nicht, daß die Erde etwas so
Bewundernswertes ist und es wünschenswert sein könnte, sie
zu imitieren«, meinte Gladia sarkastisch.
D. G. drehte sich halb zu ihr um und sah sie scharf an.
»Solche Witze sollten Sie in Gegenwart von Siedlern nie machen,
my Lady – nicht einmal in meiner Gegenwart. Die Erde ist nichts,
worüber man Witze macht.«
»Tut mir leid, D. G. Ich wollte Ihnen nicht zu
nahetreten«, sagte Gladia.
»Sie haben es ja nicht gewußt. Aber jetzt wissen
Sie es. Kommen Sie, steigen wir aus!«
Die Wagentür glitt lautlos zur Seite, und D. G. drehte sich
in seinem Sitz herum und stieg aus. Dann streckte er Gladia die Hand
hin, um ihr zu helfen, und sagte: »Sie werden zum Planetarischen
Kongreß sprechen, wissen Sie, und jeder Regierungsbeamte, der
sich hineinzwängen kann, wird das auch tun.«
Gladia, die die Hand ausgestreckt hatte, um nach der D. G.s zu
greifen, und die bereits den eisigen Wind im Gesicht spürte,
fuhr plötzlich zurück. »Ich muß eine Rede
halten? Das hat man mir nicht gesagt.«
D. G. sah sie überrascht an. »Ich hatte eigentlich
angenommen, das wäre für Sie
selbstverständlich.«
»Nun, das ist es nicht. Ich kann keine Rede halten. So etwas
habe ich noch nie getan.«
»Sie müssen aber. Daran ist doch nichts so Schlimmes.
Schließlich brauchen Sie bloß ein paar Worte zu sagen,
nach ein paar langen und langweiligen
Begrüßungsreden.«
»Aber was kann ich denn sagen?«
»Gar nichts Besonderes, ganz bestimmt nicht. Einfach Frieden
und Freundschaft und Blabla – eine halbe Minute reicht. Wenn Sie
wollen, schreibe ich Ihnen ein paar Sätze auf.«
Gladia stieg aus dem Wagen, gefolgt von ihren Robotern. In ihrem
Innern herrschte Aufruhr.
IX. DIE REDE
33
Beim Betreten des Gebäudes entledigten sie sich ihres
Overalls und reichten sie bereitstehenden Helfern. Auch Daneel und
Giskard legten sie ab, und die Helfer warfen letzterem scharfe Blicke
zu und näherten sich ihm nur vorsichtig.
Gladia schob sich nervös die Nasenfilter zurecht. Sie hatte
sich noch nie zuvor in Gegenwart so vieler großer kurzlebiger
menschlicher Wesen befunden – teilweise deshalb kurzlebig, wie
sie wußte (oder wie man ihr immer gesagt hatte), weil sie
chronische Infektionen und Heerscharen von Parasiten mit sich
herumtrugen.
»Bekomme ich meinen eigenen Overall zurück?«
flüsterte sie.
»Sie werden nicht den Overall von jemand anders tragen
müssen«, versicherte D. G. »Man wird ihn separat
aufbewahren und strahlsterilisieren.«
Gladia blickte vorsichtig in die Runde. Irgendwie hatte sie das
Gefühl, daß selbst der optische Kontakt gefährlich
sein könnte.
»Wer sind diese Leute?« Sie deutete auf einige Menschen,
die auffällig bunte Kleidung trugen und offensichtlich bewaffnet
waren.
»Sicherheitswachen, Madam«, sagte D. G.
»Selbst hier? In einem Regierungsgebäude?«
»Unbedingt. Und wenn wir auf dem Podium sind, wird uns ein
Kraftfeld-Vorhang vom Zuhörerraum
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