Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Dein Kollege Tamwile Elar war zum Beispiel
unglaublich aktiv.«
Seldon zog die Stirn in Falten.
»Was hast du gegen Elar?« fragte Dors.
»Er nennt mich ständig ›Maestro‹.«
Dors schüttelte den Kopf. »Was für ein
schändliches Verbrechen.«
Seldon überhörte die Bemerkung und fuhr fort: »Und
er ist jung.«
»Das wird ja immer schlimmer. Komm, Hari, du wirst lernen
müssen, in Würde zu altern – und zu diesem Zweck wirst
du jetzt gleich einmal zeigen, daß dir die ganze Sache
Spaß macht. Das wird die anderen freuen, sie werden das Fest
noch mehr genießen, und das ist doch gewiß in deinem
Sinne. Nun komm schon. Mach die Runde. Versteck dich nicht hinter
mir. Sag allen guten Tag. Lächle. Erkundige dich, wie es ihnen
geht. Und vergiß nicht, daß du nach dem Bankett eine Rede
halten mußt.«
»Ich hasse Banketts, und Reden hasse ich erst
recht.«
»Trotzdem wird dir nichts anderes übrigbleiben. Und
jetzt marsch!«
Seldon stieß einen theatralischen Seufzer aus und gehorchte.
Wie er so im Torbogen zur Aula stand, machte er durchaus eine gute
Figur. Die wallende Robe des ehemaligen Kanzlers war verschwunden,
ebenso die heliconische Tracht, die er in seiner Jugend bevorzugt
hatte. Nun drückte sich Seldons gehobene Stellung schon in
seiner Garderobe aus: schmale Hosen mit scharfen Bügelfalten,
darüber eine maßgeschneiderte Tunika. Über dem Herzen
war mit Silberfaden in großen Lettern SELDON-PROJEKT FÜR
PSYCHOHISTORIK AN DER UNIVERSITÄT VON STREELING eingestickt, und
die Schrift blitzte nur so vor dem würdevollen Titangrau des
Untergrunds. In Seldons faltig gewordenem Gesicht, das ebenso wie
sein weißes Haar seine sechzig Jahre erkennen ließ,
funkelten zwei hellwache Augen.
Nun betrat er den Raum, den man für die Kinder vorgesehen
hatte und der bis auf ein paar Schragentische mit Speisen und
Getränken völlig leer war. Die Kinder stürmten ihm
entgegen, sobald sie ihn erkannten – sie waren sich sehr wohl
bewußt, daß er der Anlaß für dieses Fest war
– und Seldon wußte sich vor ihren neugierigen Fingern kaum
zu retten.
»Wartet, Kinder, wartet doch«, mahnte er. »Tretet
zurück.«
Er zog einen kleinen, computergesteuerten Roboter aus der Tasche
und stellte ihn auf den Fußboden. In einem Imperium ohne
Roboter konnte er sicher sein, damit Aufsehen zu erregen. Das Ding
hatte die Form eines Pelztierchens, konnte aber unversehens seine
Gestalt verändern (womit es den Kindern jedesmal entzücktes
Gelächter entlockte) und damit auch seine Geräusche und die
Art, wie es sich bewegte.
»Seht ihn euch an«, sagte Seldon. »Ihr dürft
auch damit spielen, aber paßt auf, daß ihr ihn nicht
kaputtmacht. Später bekommt jeder einen eigenen.«
Er stahl sich in den Verbindungsgang zur Aula hinaus, merkte aber,
daß Wanda ihm folgte.
»Großpapa«, sagte sie.
Nun, Wanda war natürlich eine Ausnahme. Er bückte sich,
schwang sie hoch in die Luft, wirbelte sie herum und stellte sie
wieder ab.
»Gefällt es dir, Wanda?« fragte er.
»Ja«, sagte sie, »aber geh da nicht
hinein.«
»Warum nicht, Wanda? Das ist mein Zimmer, das Büro, wo
ich arbeite.«
»Dort habe ich meinen schlimmen Traum gehabt.«
»Ich weiß, Wanda, aber jetzt ist doch alles vorbei. Er
zögerte, dann ging er mit der Kleinen zu einem der Stühle
an der Wand, setzte sich und hob sie auf seinen
Schoß.«
»Wanda«, sagte er, »bist du sicher, daß es
ein Traum war?«
»Ich glaube, es war ein Traum.«
»Hast du wirklich geschlafen?«
»Ich glaube schon.«
Sie redete offenbar nicht gern darüber, und Seldon
beschloß, es dabei zu belassen. Es hatte keinen Sinn, sie zu
bedrängen.
»Ob es nun ein Traum war oder nicht«, sagte er, »es
waren jedenfalls zwei Männer da, und sie redeten von Tod mit
Limonade, nicht wahr?«
Wanda nickte zögernd.
»Und du bist ganz sicher, daß sie ›Limonade‹
sagten?«
Wieder nickte Wanda.
»Vielleicht haben sie etwas anderes gesagt, und du hast nur
Limonade verstanden?«
»Sie haben Limonade gesagt.«
Damit mußte Seldon sich zufriedengeben. »Nun lauf zu
den anderen und amüsiere dich gut, Wanda. Vergiß den
Traum.«
»Mach’ ich Großpapa.« Ihre Miene hatte sich
aufgehellt, sobald er das Thema gewechselt hatte, und schon war sie
im Trubel verschwunden.
Seldon machte sich auf die Suche nach Manella. Es dauerte eine
Ewigkeit, bis er sie fand, weil ihn auf Schritt und Tritt Gäste
aufhielten, die ihn begrüßen oder mit ihm plaudern
wollten.
Endlich entdeckte er sie in der
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