Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Ferne. Unaufhörlich
»Verzeihung… Verzeihung… Ich muß dort mit
jemandem… Verzeihung…« murmelnd, arbeitete er sich
mühsam zu ihr vor.
»Manella!« Er zog sie beiseite, während er
mechanisch nach allen Seiten lächelte.
»Ja, Hari«, sagte sie. »Stimmt irgend etwas
nicht?«
»Es geht um Wandas Traum.«
»Sag bloß nicht, daß sie immer noch davon
redet.«
»Nun, zumindest läßt er ihr keine Ruhe. Hör
zu, es gibt doch hier irgendwo Limonade, nicht wahr?«
»Natürlich, die Kinder sind ganz versessen darauf, ich
habe zwei Dutzend verschiedene mykogenische Geschmacksessenzen auf
verschieden geformte Gläschen verteilt, und die Kinder probieren
sie nun nacheinander aus, um zu sehen, welche am besten ist. Auch die
Erwachsenen trinken davon. Warum kostest du nicht auch einmal, Hari?
Es schmeckt ausgezeichnet.«
»Ich muß nachdenken. Wenn es kein Traum war, wenn das
Kind wirklich zwei Männer von ›Tod mit Limonade‹ reden
hörte…« Er hielt inne, als schäme er sich seiner
Gedanken.
»Du glaubst doch nicht etwa, jemand hätte die Limonade
vergiftet?« fragte Manella. »Das ist einfach
lächerlich. Dann müßten inzwischen sämtliche
Kinder im Umkreis krank sein oder im Sterben liegen.«
»Ich weiß«, murmelte Seldon. »Ich
weiß.«
Er schlenderte weiter und wäre fast an Dors vorbeigegangen,
ohne sie zu bemerken. Sie faßte ihn am Ellbogen.
»Was machst du für ein Gesicht?« fragte sie.
»Du wirkst bedrückt.«
»Ich denke über Wandas ›Tod mit Limonade‹
nach.«
»Ich auch, aber bisher kann ich nichts damit
anfangen.«
»Ich werde den Verdacht nicht los, daß es etwas mit
Gift zu tun haben könnte.«
»Bestimmt nicht. Ich kann dir versichern, daß jeder
Bissen, der auf diesem Fest verzehrt wird, zuvor bis auf das letzte
Molekül überprüft wurde. Jetzt wirst du mir bestimmt
wieder meine typische Paranoia vorhalten, aber ich habe nun einmal
die Aufgabe, über dich zu wachen, und dazu gehören auch
solche Dinge.«
»Und nirgendwo…?«
»Keine Spur von Gift. Ehrenwort!«
Seldon lächelte. »Na schön. Das beruhigt mich.
Eigentlich habe ich auch gar nicht…«
»Das hoffe ich«, sagte Dors trocken. »Etwas anderes
bereitet mir viel mehr Kopfzerbrechen als dieses Giftmärchen.
Ich habe gehört, daß du in ein paar Tagen diesen Unhold
von Tennar aufsuchen wirst.«
»Du solltest ihn nicht als Unhold bezeichnen, Dors. Nimm dich
in acht. Die Wände haben Augen und Ohren.«
Sofort senkte Dors die Stimme. »Wahrscheinlich hast du recht.
Sieh dich nur um. Lauter lächelnde Gesichter – und doch
weiß niemand, wie viele von unseren sogenannten
›Freunden‹ bei unserem Staatsoberhaupt und seinen
Häschern zum Rapport erscheinen werden, wenn diese Nacht
vorüber ist. Ach, die Menschen. Kaum zu glauben, daß auch
nach so vielen Jahrtausenden gemeiner Verrat noch immer gedeiht.
Dabei erscheint mir dergleichen so überflüssig, auch wenn
ich weiß, wieviel Schaden damit angerichtet werden kann.
Deshalb muß ich dich begleiten, Hari.«
»Unmöglich, Dors. Das würde für mich alles nur
noch schwieriger machen. Ich werde allein gehen, und es wird keine
Probleme geben.«
»Du hast doch keine Ahnung, wie man diesen General
anpackt.«
Seldon sah sie böse an. »Aber du, wie? Du redest
schon genau wie Elar. Auch er hält mich für einen
hilflosen, alten Trottel. Auch er will mich begleiten – oder
besser gleich meine Stelle einnehmen. – Wie viele Leute auf
Trantor würden eigentlich sonst noch gern meine Stelle
einnehmen?« fragte er sarkastisch. »Dutzende? Oder gar
Millionen?«
12
Seit zehn Jahren war das Galaktische Imperium nun schon ohne
Kaiser, aber den Kaiserlichen Gärten war davon nichts
anzumerken. Sie wurden nach einer jahrtausendealten Tradition
gepflegt, die unabhängig war von der Gegenwart eines
Kaisers.
Natürlich führte nun auch bei bestimmten offiziellen
Anlässen keine Gestalt in kaiserlichen Gewändern mehr den
Vorsitz. Keine kaiserliche Stimme erteilte Befehle; keine
kaiserlichen Wünsche wurden geäußert; weder
kaiserliches Wohlwollen noch kaiserlicher Zorn machten sich
bemerkbar; keine kaiserlichen Vergnügungen erfüllten die
beiden Paläste mit Licht und Wärme; keine kaiserliche
Erkrankung warf ihren Schatten darüber. Die kaiserlichen
Privatgemächer im Kleinen Palast standen leer – die
Kaiserliche Familie existierte nicht mehr.
Dennoch garantierte ein Heer von Gärtnern, daß die
Anlagen bestens gepflegt waren. Ein Heer von Bediensteten hielt
Weitere Kostenlose Bücher