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Foundation 05: Das Foundation-Projekt

Foundation 05: Das Foundation-Projekt

Titel: Foundation 05: Das Foundation-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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man den Kaiser über die Situation
informiert?«
    »Professor, Sie träumen wohl. Sagt Ihre Psychohistorik
denn nicht, daß das Imperium zusehends verfällt? Wie ich
höre, nennt man Sie Seldon den Raben, nach einem Vogel, der aus
Sagen und Legenden als Unglücksbote bekannt ist.«
    »Es ist richtig, daß wir schlimmen Zeiten
entgegengehen.«
    »Glauben Sie, die Bibliothek bliebe von den Zeitläufen
unberührt? Professor, diese Bibliothek ist mein Leben, und ich
will, daß sie erhalten bleibt, aber das kann sie nur, wenn wir
Möglichkeiten finden, mit unseren schwindenden Mitteln
auszukommen. – Und da verlangen Sie eine offene Bibliothek und
wollen selbst als erster davon profitieren. Das geht nicht,
Professor. Das geht einfach nicht.«
    »Und wenn ich Ihnen die Credits beschaffe?« fragte
Seldon verzweifelt.
    »Aha. Und wie?«
    »Vielleicht könnte ich mit dem Kaiser sprechen. Immerhin
war ich einmal Kanzler. Er wird mich empfangen, und er wird mich auch
anhören.«
    »Und von ihm wollen Sie finanzielle Unterstützung
erhalten?« fragte Mummery mit einem hämischen Lachen.
    »Wenn es mir gelingt, wenn ich Ihre Zuwendungen erhöhe,
darf ich dann meine Kollegen hier unterbringen?«
    »Schaffen Sie zuerst die Credits heran«, sagte Mummery,
»dann werden wir weitersehen. Aber ich bezweifle sehr, daß
Sie Erfolg haben werden.«
    Er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein, und Seldon fragte
sich, wie oft sich die Galaktische Bibliothek wohl schon vergeblich
an den Kaiser gewandt hatte.
    Und ob er mit seinem Appell mehr Erfolg haben würde.

 
11
     
     
    Kaiser Agis XIV. hatte eigentlich kein Anrecht auf diesen Namen.
Er hatte ihn aber ganz bewußt angenommen, als er den Thron
bestieg, um eine Verbindung zwischen sich und den Agis-Kaisern
herzustellen, die vor zweitausend Jahren regiert hatten und zumeist
recht fähige Herrscher gewesen waren – insbesondere Agis
VI. der zweiundvierzig Jahre lang regiert und in seinem damals noch
blühenden Imperium mit fester Hand für Ordnung gesorgt
hatte, ohne deshalb zum Tyrannen zu werden.
    Agis XIV. hatte auch keine Ähnlichkeit mit einem jener alten
Agis-Kaiser – wenn die Holographien im Archiv irgendeinen Wert
hatten. In Wahrheit hatte Agis XIV. freilich auch mit seiner eigenen
offiziellen Holographie, die man in der Öffentlichkeit
verteilte, nicht viel gemein.
    Der alte Cleon, dachte Hari Seldon mit einem Anflug von Wehmut,
hatte trotz all seiner Fehler und Schwächen immerhin wie ein
Kaiser ausgesehen.
    Das konnte man von Agis XIV. nicht behaupten. Seldon hatte ihn nie
aus der Nähe gesehen, und die wenigen Holographien, die er
kannte, waren empörend unscharf. Der Kaiserliche Holograph
verstand sein Handwerk, dachte er ironisch.
    Agis XIV. war klein und hatte ein Allerweltsgesicht mit leicht
vorquellenden Augen. Seine entfernte Verwandtschaft mit Cleon war das
einzige, was ihn für den Thron qualifizierte.
    Man mußte ihm freilich zugute halten, daß er gar nicht
erst versuchte, sich als mächtiger Kaiser aufzuplustern. Es war
bekannt, daß er sich gern mit dem Beinamen
›Bürgerkaiser‹ schmückte, und daß ihn nur
das starre Protokoll des Kaiserhofes und der empörte Aufschrei
der Kaiserlichen Garde davon abhielten, das Palastgelände zu
verlassen und durch Trantors Straßen zu schlendern. Offenbar,
so erzählte man sich, war es sein größter Wunsch, den
Bürgern die Hände zu schütteln und sich ihre Klagen
persönlich anzuhören.
    (Ein Punkt für ihn, dachte Seldon, auch wenn das niemals
möglich sein würde.)
    Seldon verbeugte sich und murmelte: »Ergebensten Dank, Sire,
daß Sie mich empfangen haben.«
    Agis XIV. hatte eine klare und recht angenehme Stimme, die zu
seinem Äußeren ganz und gar nicht passen wollte.
»Einem Ex-Kanzler«, sagte er, »steht doch wohl das
eine oder andere Privileg zu. Trotzdem muß ich zugeben,
daß es meinerseits ungeheuren Mut erforderte, Ihnen diese
Audienz zu gewähren.«
    Der Humor in seinen Worten war nicht zu überhören, und
Seldon ging plötzlich auf, daß ein Mensch nicht unbedingt
intelligent auszusehen brauchte, um intelligent zu sein.
    »Mut, Sire?«
    »Aber gewiß. Nennt man Sie nicht Seldon den
Raben?«
    »Ich habe den Ausdruck vor kurzem zum ersten Mal gehört,
Sire.«
    »Offenbar bezieht er sich auf Ihre Psychohistorik, die wohl
den Sturz des Imperiums vorhersagte.«
    »Sie zeigt nur die Möglichkeit auf, Sire…«
    »Und deshalb bringt man Sie mit einem mythischen
Unglücksvogel in Verbindung. Wobei ich

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