Foundation 05: Das Foundation-Projekt
erinnerte
ihn Seldon.
»Nein! Ich wollte die Leitung über das Projekt, um es
weiter auf dem Kurs zu halten, den es nehmen mußte, die
Verwaltungsdinge hätte ich mit Sicherheit anderen
übertragen.«
Amaryl begann zu röcheln, dann wurde er noch einmal unruhig,
öffnete die Augen, starrte Hari an und fragte: »Was wird
aus der Psychohistorik, wenn ich nicht mehr bin? Hast du dir das
überlegt?«
»Ja, das habe ich. Und ich möchte auch mit dir
darüber sprechen. Vielleicht freust du dich. Yugo, ich glaube,
daß die Psychohistorik im Moment eine Revolution
erlebt.«
Amaryl runzelte matt die Stirn. »Inwiefern? Für mich
hört sich das nicht gut an.«
»Paß auf. Die Idee stammt von dir. Vor Jahren hast du
mir geraten, zwei Foundations zu gründen. Unabhängig
voneinander – an einem entlegenen, sicheren Ort – und so
strukturiert, daß sie den Grundstock für ein Zweites
Galaktisches Imperium abgeben könnten. Erinnerst du dich? So
lautete deine Idee.«
»Die psychohistorischen Gleichungen…«
»Ich weiß. Sie haben die Anregung gegeben. Ich leite
derzeit alles in die Wege, Yugo. Als erstes ist es mir gelungen, ein
Büro in der Galaktischen Bibliothek zu ergattern…«
»Die Galaktische Bibliothek.« Amaryls Miene wurde noch
finsterer. »Ich kann diese selbstzufriedenen Idioten nicht
ausstehen.«
»Las Zenow, der Chefbibliothekar, ist nicht so übel,
Yugo.«
»Hast du jemals einen Bibliothekar namens Mummery
kennengelernt, Gennaro Mummery?«
»Nein, aber ich habe von ihm gehört.«
»Ein unerträglicher Mensch. Ich bekam einmal Streit mit
ihm, weil er behauptete, ich hätte irgend etwas verlegt. Ich
hatte nichts dergleichen getan, und ich wurde sehr wütend, Hari.
Ich fühlte mich mit einem Mal nach Dahl zurückversetzt.
– Eines muß man der dahlitischen Kultur lassen, Hari, sie
ist eine wahre Jauchegrube an Schimpfwörtern. Ich habe ihm
etliche an den Kopf geworfen und ihm gesagt, er störe die
Entwicklung der Psychohistorik und würde als Bösewicht in
die Geschichte eingehen. Wobei ich mich nicht mit
›Bösewicht‹ zufriedengab.« Amaryl lachte leise.
»Danach war er sprachlos.«
Seldon ahnte plötzlich, worauf Mummerys Feindseligkeit
gegenüber Außenseitern und höchstwahrscheinlich auch
gegenüber der Psychohistorik – wenigstens zum Teil –
zurückzuführen sein mochte, aber er sagte nichts.
»Der springende Punkt ist folgender, Yugo: Du wolltest zwei
Foundations, damit die eine das Werk fortsetzen kann, falls die
andere scheitert. Aber wir sind noch einen Schritt
weitergegangen.«
»Inwiefern?«
»Weißt du noch, wie Wanda vor zwei Jahren in dein
Bewußtsein eingedrungen ist und gesehen hat, daß mit
einem Teil der Gleichungen im Primärradianten etwas nicht
stimmte?«
»Ja, natürlich.«
»Nun, wir werden noch mehr Leute suchen, die so sind wie
Wanda. Wir werden eine Foundation gründen, die großenteils
aus Naturwissenschaftlern besteht, sie soll das Wissen der Menschheit
bewahren und als Keimzelle eines Zweiten Imperiums dienen. Daneben
wird es eine zweite Foundation geben, der ausschließlich
Psychohistoriker angehören – Menschen mit besonderer
psychischer Veranlagung, Psychohistoriker mit telepathischen
Fähigkeiten – die in einer Art Bewußtseinsverbund an
der Psychohistorik arbeiten und sie so viel rascher vorantreiben
können, als es einzelnen Denkern jemals möglich wäre.
Diese Gruppe wird im Laufe der Zeit die erforderlichen
Feinregulierungen vornehmen. Stets im Hintergrund, stets wachsam. Sie
werden die Hüter des Imperiums sein.«
»Großartig!« hauchte Amaryl.
»Großartig! Siehst du, ich habe mir die richtige Zeit zum
Sterben ausgesucht! Für mich bleibt nichts mehr zu
tun.«
»Sag das nicht, Yugo.«
»Nun mach bloß kein Theater, Hari. Ich bin einfach zu
müde, ich kann nicht mehr. Danke… danke… daß du
mir« – die Stimme wurde immer schwächer –
»von der Revolution erzählt hast. Das macht mich…
glücklich… glücklich… glück…«
Und das waren Yugo Amaryls letzte Worte.
Seldon beugte sich über das Bett. Die Tränen brannten
ihm in den Augen, rollten ihm über die Wangen.
Wieder hatte er einen alten Freund verloren. Erst Demerzel, dann
Cleon, Dors und jetzt Yugo… immer leerer, immer einsamer wurde
es um ihn.
Und die Revolution, die es Amaryl gestattet hatte, in Frieden zu
sterben, würde womöglich nie vollendet werden. Würde
er es schaffen, sich in der Galaktischen Bibliothek niederzulassen?
Konnte er genügend Menschen finden, die
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