Foundation 05: Das Foundation-Projekt
nachtragend.«
»Genau wie ich«, sagte Dors, und dann gingen sie miteinander in Linns Büro.
15
Linn war die Höflichkeit in Person. »Würden Sie mir sagen, warum Sie gekommen sind, Dr. Venabili?«
Dors lächelte ihn an, nicht drohend, aber auch nicht unbedingt freundlich. »Erstens«, sagte sie, »bin ich gekommen, um Ihnen zu demonstrieren, daß ich dazu imstande bin.«
»Aha?«
»Ja. Mein Mann wurde von einer bewaffneten Eskorte in einem Dienstwagen zu einem Gespräch mit dem General abgeholt. Ich selbst habe das Hotel etwa zur gleichen Zeit verlassen wie er, zu Fuß und unbewaffnet – und ich glaube, ich bin noch vor ihm hier eingetroffen. Ich mußte mich – einschließlich des Mannes, dessen Wagen ich mir aneignete – mit fünf Gardisten herumschlagen, um bis zu Ihnen vorzudringen. Ich hätte es auch mit fünfzig aufgenommen.«
Linn nickte träge mit dem Kopf. »Wie ich höre, werden Sie manchmal das Tigerweib genannt.«
»Manchmal. – Nachdem ich nun endlich am Ziel angelangt bin, muß ich sicherstellen, daß meinem Mann nichts geschieht. Er wagt sich in die Höhle des Generals – um mich etwas theatralisch auszudrücken –, und ich möchte, daß er ohne Schaden an Leib und Seele wieder herauskommt.«
»Soweit es mich betrifft, bin ich sicher, daß Ihr Mann bei diesem Treffen nichts zu befürchten hat. Aber warum kommen Sie überhaupt zu mir, wenn Sie sich solche Sorgen machen? Warum gehen Sie nicht direkt zum General?«
»Weil Sie der intelligentere von beiden sind.«
Linn schwieg kurz, dann sagte er: »Solche Äußerungen wären äußerst gefährlich – wenn wir belauscht würden.«
»Gefährlicher für Sie als für mich, also sorgen Sie dafür, daß niemand mithört. – Und wenn Sie glauben, ich ließe mich so leicht beschwichtigen und abwimmeln, und ich könnte ohnehin nichts tun, falls man meinen Mann verhaften oder gar zum Tode verurteilen sollte, so wäre das ein schwerer Irrtum.«
Sie deutete auf die beiden Blaster, die vor ihr auf dem Tisch lagen. »Ich habe den Park mit leeren Händen betreten. Mit zwei Blastern traf ich bei Ihnen ein. Anstelle von Blastern hätten es auch Messer sein können, ich verstehe ausgezeichnet, damit umzugehen. Und selbst wenn ich weder Blaster noch Messer hätte, wäre mit mir nicht zu spaßen. Der Tisch, an dem wir sitzen, ist – ganz offensichtlich – aus Metall und sehr stabil.«
»Richtig.«
Dors hob beide Hände und spreizte die Finger, wie um zu zeigen, daß sie keine Waffe hatte. Dann legte sie die Handflächen auf den Tisch und strich damit über die Platte.
Jäh riß sie die Faust nach oben und ließ sie mit lautem Krachen niedersausen. Es klang fast, als träfe Metall auf Metall. Dann hob sie lächelnd die Hand.
»Keine Prellung«, sagte sie. »Kein Schmerz. Aber Sie werden bemerken, daß der Tisch an der Stelle, wo meine Faust ihn getroffen hat, eine flache Delle aufweist. Wäre der Schlag mit gleicher Wucht auf den Kopf eines Menschen niedergegangen, er hätte den Schädel einfach gesprengt. Ich habe so etwas noch nie getan, ich habe überhaupt noch nie einen Menschen getötet, verletzt habe ich allerdings schon mehrere. Gleichwohl, sollte Professor Seldon auch nur ein Haar gekrümmt werden…«
»Sie drohen ja noch immer.«
»Keine Drohung, nur ein Versprechen. Bleibt Professor Seldon unversehrt, so geschieht gar nichts. Andernfalls, Oberst Linn, sähe ich mich gezwungen, Sie zu verstümmeln oder zu töten und – ein zweites Versprechen – General Tennar die gleiche Behandlung angedeihen zu lassen.«
»Sie mögen eine Tigerin sein«, sagte Linn, »aber einer ganzen Armee könnten Sie nicht standhalten. Und was dann?«
»Wenn eine Geschichte von Mund zu Mund geht«, sagte Dors, »wird sie meist übertrieben. So weit ist es mit meiner Tigerhaftigkeit gar nicht her, über mich sind sehr viel mehr Anekdoten im Umlauf, als tatsächlich auf Wahrheit beruhen. Ihre Gardisten sind zurückgewichen, als sie mich erkannten, und sie werden, wiederum mit gewissen Ausschmückungen, weitererzählen, wie ich mich zu Ihnen durchgeschlagen habe. Danach würde womöglich sogar eine Armee zögern, mich anzugreifen, Oberst Linn, aber selbst wenn sie es täte, selbst wenn man mich liquidierte, sollten Sie sich vor dem gerechten Volkszorn hüten. Die Junta sorgt für Ruhe und Ordnung, aber es gelingt ihr nur mit Mühe, und an weiteren Störungen ist man ganz gewiß nicht interessiert. Dabei ist dergleichen ganz einfach zu vermeiden. Sie
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