Foundation 05: Das Foundation-Projekt
durchaus bewußt, daß er Raych auf eine gefährliche Mission schickte.
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Wer wäre frei von Illusionen? Cleon, Kaiser der Galaxis und König von Trantor – die lange Reihe weiterer wohlklingender Titel, deren er sich rühmen durfte, wurde nur bei seltenen Anlässen aufgezählt – hielt sich im Grunde seines Herzens für einen Mann von demokratischer Gesinnung.
So war es ihm stets ein Ärgernis, wenn ihm Demerzel (oder später Seldon) von irgendwelchen Maßnahmen mit der Begründung abrieten, man könne darin ein Zeichen von ›Tyrannei‹ oder ›Despotismus‹ sehen.
Cleon war überzeugt, weder tyrannisch noch despotisch veranlagt zu sein; er wollte nur hart und entschlossen durchgreifen.
So sprach er oft voll Wehmut von den Zeiten, als die Kaiser sich noch ohne Bedenken unters Volk mischen konnten, während man heutzutage, da – geglückte oder gescheiterte – Putsche und Attentate zu traurigen Alltagserscheinungen geworden waren, als Herrscher notgedrungen in völliger Weltabgeschiedenheit leben müsse.
Es sind Zweifel angebracht, ob Cleon, der sein ganzes Leben lang im Umgang mit anderen Menschen durch strengste protokollarische Vorschriften eingeengt worden war, spontane Kontakte mit Fremden wirklich als angenehm empfunden hätte, aber er stellte sich eben vor, daß sie ihm Freude machen würden. So fand er es schon aufregend, wenn sich, selten genug, eine Gelegenheit ergab, in seinem eigenen Park mit einem seiner Untergebenen zu sprechen, ihn anzulächeln und für ein paar Minuten alle Attribute des Kaisertums abzulegen. Dabei fühlte er sich immer wie ein wahrer Demokrat.
Da war zum Beispiel dieser Gärtner, von dem Seldon ihm erzählt hatte. Es wäre nicht nur angemessen, sondern geradezu ein Vergnügen, ihn, wenn auch verspätet, für seine Treue und Tapferkeit zu belohnen – noch dazu in höchsteigener Person, nicht etwa stellvertretend durch irgendeinen Höfling.
Folglich vereinbarte er ein Treffen mit dem Mann, und zwar im Rosengarten, der gerade in voller Blüte stand. Ein sehr sinniger Gedanke, wie Cleon fand, aber natürlich würde man den Gärtner zuerst hinbestellen. Es wäre schließlich undenkbar, den Kaiser warten zu lassen. Demokratische Gesinnung war eine Sache, aber wenn einem daraus Unannehmlichkeiten entstünden, ginge das doch zu weit.
Der Gärtner stand mit weit aufgerissenen Augen und bebenden Lippen zwischen den Rosenbüschen. Cleon hielt es für möglich, daß ihn niemand über den Grund für diese Zusammenkunft aufgeklärt hatte. Nun, er würde ihn huldvoll beruhigen – nur war ihm leider, wie ihm plötzlich einfiel, der Name des Mannes entfallen.
Er wandte sich an einen der Höflinge an seiner Seite und fragte: »Wie heißt der Gärtner doch noch?«
»Mandell Gruber, Sire. Er ist seit dreißig Jahren in den Palastgärten tätig.«
Der Kaiser nickte und sagte: »Ja, richtig, Gruber. Ich bin überaus froh, einen so tüchtigen und fleißigen Gärtner zu haben.«
»Sire«, murmelte Gruber mit klappernden Zähnen. »Ich bin kein Mann von großen Gaben, aber ich habe mich stets bemüht, für Euer Gnaden mein Bestes zu geben.«
»Gewiß, gewiß.« Der Kaiser überlegte, ob der Gärtner das Lob am Ende als Ironie aufgefaßt hatte. Diesen Leuten aus der Unterschicht fehlte eben jenes feine Gespür, das erst durch Bildung und gute Manieren zur Entfaltung gebracht wurde, und das machte es immer so schwierig, sich demokratisch zu geben.
»Mein Kanzler«, fuhr Cleon fort, »hat mir erzählt, mit welcher Loyalität Sie ihm einst zu Hilfe eilten und wie vorbildlich Sie meinen Park pflegen. Des weiteren berichtete mir der Kanzler, daß Sie beide gut freund miteinander sind.«
»Sire, der Kanzler ist zu gütig, aber ich weiß, was sich gehört. Niemals richte ich das Wort an ihn, wenn er mich nicht vorher angesprochen hat.«
»Ganz recht, Gruber. Das zeigt, daß Sie sich zu benehmen wissen, aber der Kanzler ist, genau wie ich, ein demokratisch gesinnter Mann, und ich setze großes Vertrauen in seine Menschenkenntnis.«
Gruber verneigte sich tief.
»Wie Sie wissen, Gruber«, kam der Kaiser zu Sache, »hat Chefgärtner Malcomber ein stattliches Alter erreicht und möchte sich zur Ruhe setzen. Die Pflichten des Amtes gehen allmählich über seine Kräfte.«
»Sire, der Chefgärtner genießt bei allen Gärtnern höchsten Respekt. Möge er noch lange unter uns weilen, auf daß uns allen auch in Zukunft seine Weisheit und sein Urteilsvermögen zugute kommen.«
»Schön
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