Foundation 05: Das Foundation-Projekt
lassen.«
»Wie bitte?« Seldon war verärgert. »Das war sehr anmaßend – und außerdem riskant.«
»Aber es hat funktioniert. Man hat die Besprechung verlegt, und Sie werden die Zeit brauchen.«
»Wofür sollte ich eine Woche Zeit brauchen?«
Elar zögerte. »Darf ich offen sprechen, Maestro?«
»Aber natürlich. Wann hätte ich jemals verlangt, daß man anders mit mir spricht?«
Elar stieg eine leichte Röte in die Wangen, aber seine Stimme blieb fest. »Es fällt mir nicht leicht, Maestro. Sie sind ein genialer Mathematiker, und daran zweifelt niemand im ganzen Projekt. Daran würde auch im ganzen Imperium niemand zweifeln – niemand jedenfalls, der Sie kennt und etwas von Mathematik versteht. Aber kein Mensch kann auf allen Gebieten ein Genie sein.«
»Das weiß ich so gut wie Sie, Elar.«
»Gewiß. Sie haben jedoch besonders große Schwierigkeiten, wenn es gilt, mit gewöhnlichen – oder sagen wir, mit dummen Menschen umzugehen. Dazu fehlt Ihnen eine gewisse Verschlagenheit, eine gewisse Wendigkeit, und wenn Sie an einen mächtigen Regierungsangehörigen geraten, der zugleich ein ziemlich dummer Mensch ist, könnten Sie das Projekt und dazu noch Ihr eigenes Leben einfach dadurch gefährden, daß Sie zu frei heraus sind.«
»Was soll das? Bin ich plötzlich wieder zum Kleinkind geworden? Ich habe lange genug Erfahrungen im Umgang mit Politikern gesammelt. Vielleicht erinnern Sie sich freundlicherweise daran, daß ich zehn Jahre lang Kanzler war.«
»Aber kein besonders effektiver Kanzler, wenn Sie mir die Bemerkung verzeihen, Maestro. Obendrein hatten Sie damals mit Kanzler Demerzel zu tun, der dem Vernehmen nach hochintelligent, und mit Kaiser Cleon, der überaus gutmütig war. Jetzt müssen Sie mit Militärs verhandeln, die weder intelligent noch gutmütig sind – das ist etwas ganz anderes.«
»Ich habe auch schon mit Militärs verhandelt und lebe noch.«
»Nicht mit General Dugal Tennar. Der ist ein ganz spezieller Fall. Ich kenne ihn nämlich.«
»Sie kennen ihn? Sie sind ihm schon begegnet?«
»Ich kenne ihn nicht persönlich, aber er ist aus Mandanov, meinem Heimatbezirk, wie Sie ja wissen, und er war dort ein mächtiger Mann, ehe er sich der Junta anschloß und in ihren Reihen Karriere machte.«
»Und was wissen Sie von ihm?«
»Ein abergläubischer, gewalttätiger Ignorant. Er ist nicht leicht zu nehmen – und er ist gefährlich. Nützen Sie die nächste Woche, um sich einige Strategien zu überlegen.«
Seldon biß sich auf die Unterlippe. Elars Warnung hatte einiges für sich, und obwohl Seldon bereits seine Pläne gemacht hatte, sah er ein, daß es schwierig werden könnte, einen dummen, von sich überzeugten und dazu noch unbeherrschten Menschen mit unbegrenzten Machtbefugnissen nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.
So sagte er unsicher: »Ich werde schon irgendwie zurechtkommen. Die Militärjunta kann ohnehin nur existieren, weil das Trantor von heute derart instabil ist. Das System hält sich schon länger, als man hätte annehmen können.«
»Haben wir das untersucht? Mir war nicht bekannt, daß wir Stabilitätsbestimmungen für die Junta durchführen.«
»Nur Amaryl hat mit Hilfe Ihrer achaotischen Gleichungen ein paar Berechnungen angestellt.« Er hielt inne. »Übrigens ist mir mehrfach die Bezeichnung Elar-Gleichungen zu Ohren gekommen.«
»Nicht von mir, Maestro.«
»Sie sind mir hoffentlich nicht böse, aber das will ich nicht. Alle Bestandteile der Psychohistorik sollten nach ihrer Funktion benannt werden und nicht nach Personen. Sobald Individuen ins Spiel kommen, entsteht unweigerlich Mißgunst.«
»Ich verstehe, Maestro, und bin ganz Ihrer Meinung.«
»Eigentlich«, fuhr Seldon ein wenig schuldbewußt fort, »habe ich es auch nie für richtig gehalten, die elementaren Gleichungen der Psychohistorik als Seldon-Funktionen zu bezeichnen. Leider hat sich der Terminus schon seit so vielen Jahren eingebürgert, daß es einfach unpraktisch wäre, ihn jetzt zu ändern.«
»Sie sind da auch eine Ausnahme, Maestro, wenn ich das sagen darf. Ich glaube, niemand möchte ihnen das Verdienst absprechen, die Psychohistorik als Wissenschaft begründet zu haben. – Aber wenn Sie erlauben, würde ich gerne auf Ihr Treffen mit General Tennar zurückkommen.«
»Was gibt es dazu noch zu sagen?«
»Ich werde das Gefühl nicht los, daß es für Sie vielleicht besser wäre, ihn nicht aufzusuchen, nicht mit ihm zu sprechen, überhaupt nicht mit ihm in Berührung zu
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