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Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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für sie sind die
folgenden Erklärungen bestimmt.
    Ein Sprung ist genau das, was der Name sagt. Innerhalb des
normalen Raum-Zeit-Gefüges ist es nicht möglich, sich
schneller fortzubewegen als mit Lichtgeschwindigkeit. Dieses
Naturgesetz wurde wahrscheinlich von einem unserer Vorväter, dem
legendären Einstein entdeckt, wobei zu bedenken ist, daß
ihm sehr viele Entdeckungen zugeschrieben werden. Selbst bei
Lichtgeschwindigkeit würde es natürlich – in Realzeit
gemessen – Jahre dauern, um die Sterne zu erreichen.
    Aus diesem Grund verläßt man das Raum-Zeit-Gefüge
und begibt sich in das wenig erforschte Reich des Hyperraums, wo Zeit
und Entfernung ohne Bedeutung sind. Es ist etwa so, als würde
man, um von einem Ozean zum anderen zu gelangen, eine schmale
Landbrücke überqueren, anstatt, um die gleiche Entfernung
auf See zu überwinden, einen ganzen Kontinent zu umrunden.
    Natürlich ist ein gewaltiger Energieaufwand erforderlich, um
in den ›Raum im Raum‹ einzutreten, wie der Hyperraum
bisweilen auch genannt wird, und es bedarf höchst komplizierter
und langwieriger Berechnungen, um genau am gewünschten Punkt
wieder in die normale Raum-Zeit zurückzukehren. Diesem Einsatz
von Energie und Intelligenz ist es freilich zu verdanken, daß
wir imstande sind, unermeßliche Entfernungen in Nullzeit
zurückzulegen. Ohne den Sprung wäre keine interstellare
Raumfahrt möglich.
    Unser erster Sprung findet in etwa zehn Minuten statt. Man wird
Sie rechtzeitig davon in Kenntnis setzen. Ein geringfügiges,
momentanes Unbehagen ist alles, was Sie empfinden werden; also
bewahren Sie bitte Ruhe. Vielen Dank.«
    Damit erlosch die Schiffsbeleuchtung vollends, und nur die Sterne
waren zu sehen.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die knappe Meldung kam:
»Noch eine Minute bis zum Sprung.« Dann begann die Stimme,
die Sekunden herunterzuzählen. »Fünfzig…
vierzig… dreißig… zwanzig… zehn…
fünf… drei… zwei… eins…«
    Es war wie ein kurzer Riß in der Realität, ein kleines
Stolpern nur, das allen durch Mark und Bein ging, doch in diesem
unermeßlich kleinen Sekundenbruchteil waren hundert Lichtjahre
vorübergezogen, und das Schiff, das sich eben noch am Rand des
Sonnensystems befunden hatte, schwebte nun in den Tiefen des
interstellaren Raums.
    Neben Biron sagte jemand mit zittriger Stimme: »Seht doch
nur! Die Sterne!«
    Die leisen Worte verbreiteten sich wie ein Lauffeuer im Saal, an
allen Tischen flüsterte es: »Seht doch nur! Die
Sterne!«
    Denn in diesem winzigen Sekundenbruchteil hatte sich auch der
Sternenhimmel radikal verändert. Das Zentrum der großen
Galaxis, die sich von einem Ende zum anderen über
dreißigtausend Lichtjahre erstreckte, war näher
gerückt, und die Sterne standen nun sehr viel dichter
beieinander. Wie feiner Puder waren sie über das schwarzsamtene
Vakuum verstreut, eine grandiose Kulisse, vor der hin und wieder
einzelne Sonnen aufblitzten.
    Unwillkürlich kamen Biron die ersten Zeilen eines Gedichts in
den Sinn, das er selbst als gefühlsseliger Neunzehnjähriger
anläßlich seines ersten Weltraumflugs geschrieben hatte.
Damals war die Erde sein Ziel gewesen, letzt ließ er sie hinter
sich. Er sprach die Verse stumm vor sich hin:
     
    Überall Sterne, Sterne wie Staub
    durchziehen in Wolken die Nacht;
    Das weite All, es breitet sich aus
    In unbeschreiblicher Pracht.
     
    Dann gingen die Lichter an, und Biron wurde jäh aus seiner
Betrachtung des Weltalls gerissen. Er saß wieder im Speisesaal
eines großen Raumschiffs, das Dinner ging allmählich
seinem Ende entgegen, und der Geräuschpegel strebte rasch seiner
üblichen Höhe zu.
    Er sah auf seine Armbanduhr, hob den Kopf, richtete den Blick
bewußt langsam abermals auf sein Handgelenk hinab. Eine volle
Minute lang starrte er die Uhr an. Es war dieselbe, die er in jener
Unglücksnacht in seinem Schlafzimmer vergessen hatte; sie hatte
die tödliche Strahlung der Bombe überstanden, und am
nächsten Morgen hatte er sie mit seinen übrigen
Habseligkeiten abgeholt. Wie oft hatte er seitdem auf das Zifferblatt
geschaut? Wie oft hatte er die Uhr gesehen und nur die Zeit
registriert, die sie anzeigte, obwohl ihn eine andere Information
förmlich anschrie?
    Denn das Plastikarmband war weiß, nicht blau. Es
war weiß!
    Langsam fügten sich die Ereignisse, sämtliche Ereignisse jener Nacht zu einem Bild zusammen. Seltsam, wie ein
einziges Faktum alle Unklarheiten beseitigen konnte.
     
    Abrupt stand er auf und verließ mit

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