Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Ausdruck
›Zwischenfall‹ klammerte! »Das kann ich gut
verstehen«, entgegnete Biron trocken. »Aber keine Sorge. An
polizeilichen Ermittlungen bin ich nicht interessiert. Ich gedenke
die Erde bald zu verlassen und möchte alles vermeiden, was meine
Pläne gefährden könnte. Also werde ich keine Anzeige
erstatten. Schließlich bin ich noch am Leben.«
Esbak war so erleichtert gewesen, daß es geradezu peinlich
war. Nichts anderes hatte er erreichen wollen. Nur keine
Unannehmlichkeiten. Der ›Zwischenfall‹ sollte so schnell
wie möglich in Vergessenheit geraten.
Früh um sieben konnte Biron wieder in sein altes Zimmer.
Alles war still, kein Gewisper mehr aus dem Schrank. Die Bombe war
verschwunden und mit ihr der Strahlungsmesser. Wahrscheinlich hatte
Esbak beides mitgenommen und in den See geworfen. So etwas nannte man
Unterschlagung von Beweismaterial, doch darüber mochte sich die
Universität den Kopf zerbrechen. Biron warf seine Habseligkeiten
in seine Koffer, dann rief er beim Empfang an und ließ sich ein
anderes Zimmer zuweisen. Das Licht funktionierte wieder, stellte er
fest, und das Visiphon natürlich auch. Nur die verzogene
Tür mit dem zusammengeschmolzenen Schloß erinnerte noch an
die vergangene Nacht.
Man gab ihm ein anderes Zimmer. Damit sollte er eigentlich
für alle eventuellen Lauscher glaubhaft gemacht haben, daß
er noch bleiben wollte. Nun bestellte er sich über das Telefon
im Korridor ein Lufttaxi. Beobachtet hatte ihn dabei wohl niemand.
Und was man an der Universität über sein plötzliches
Verschwinden dachte, war ihm egal.
Jonti hatte er am Raumhafen nur flüchtig gesehen. Sie waren
so dicht aneinander vorbeigegangen, daß sie sich streiften.
Jonti hatte kein Wort gesagt und sich auch sonst in keiner Weise
anmerken lassen, daß er ihn kannte, doch als er vorüber
war, hielt Biron eine Briefkapsel in Form einer kleinen, glatten
Kugel und einen Flugschein nach Rhodia in der Hand.
Er warf nur einen kurzen Blick auf die Kapsel. Sie war nicht
versiegelt. Den Brief las er erst später, in seiner Kabine. Es
war ein schlichtes, denkbar knapp gehaltenes
Einführungsschreiben.
Während Biron nun in der Panoramakanzel saß und zusah,
wie die Erde immer weiter schrumpfte, dachte er auch über Sander
Jonti nach. Sie hatten sich nur oberflächlich gekannt, bis Jonti
plötzlich wie ein Wirbelsturm über ihn hereingebrochen war.
Biron hatte kaum gewußt, wie der Mann hieß, der ihm
zuerst das Leben rettete, um es dann in eine neue und gänzlich
unbekannte Richtung zu lenken. Wenn sie sich begegneten, hatten sie
sich zugenickt, gelegentlich hatten sie ein paar belanglose Worte
gewechselt, aber das war auch schon alles. Biron hatte Jonti nie
besonders sympathisch gefunden, der Mann war ihm zu kalt, zu
aufgetakelt, zu affektiert. Aber das war jetzt alles nicht mehr von
Bedeutung.
Nervös fuhr sich Biron mit der Hand durch das kurzgeschorene
Haar und seufzte. Nun hatte er doch tatsächlich Sehnsucht nach
Jonti. Der Mann war wenigstens Herr des Geschehens. Er hatte
gewußt, was zu tun war, hatte gewußt, was Biron tun
sollte, hatte dafür gesorgt, daß Biron es auch tat. Und
jetzt war Biron allein und fühlte sich sehr jung, sehr hilflos
und sehr verlassen und hatte sogar ein wenig Angst.
Die ganze Zeit vermied er es peinlich, an seinen Vater zu denken.
Wozu sich das Leben noch schwerer machen, als es ohnehin war?
»Mr. Malaine.«
Der Name wurde zwei- oder dreimal wiederholt, dann spürte
Biron, wie ihm jemand diskret auf die Schulter tippte. Er fuhr
zusammen und blickte auf.
Der Roboter sagte noch einmal: »Mr. Malaine«, und Biron
starrte ihn sekundenlang verständnislos an, bis ihm wieder
einfiel, daß dies ja sein neuer Name war. Er hatte mit
Bleistift auf dem Flugschein gestanden, den Jonti ihm gegeben hatte.
Unter diesem Namen war auch eine Kabine für ihn reserviert.
»Ja, was ist? Ich bin Malaine.«
Ein wenig lispelnd spulte der Bote die Nachricht herunter, die man
ihm einprogrammiert hatte: »Ich bin beauftragt, Ihnen
mitzuteilen, daß man Sie in eine andere Kabine verlegen
mußte. Ihr Gepäck wurde bereits dorthin gebracht. Sie
werden gebeten, den Zahlmeister aufzusuchen und Ihren neuen
Schlüssel abzuholen. Wir hoffen, Ihnen mit diesem Wechsel keine
Unannehmlichkeiten bereitet zu haben.«
»Was soll das heißen?« Biron fuhr wütend
herum, und etliche von den Unentwegten, die immer noch die Aussicht
genossen – der Andrang hatte stark nachgelassen – blickten
auf, als sie
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