Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Gnadenlos fiel zusehends in
die Hände der Linganer. Er überlegte kurz, ob Biron wohl
auch wisse, was er tat, doch dann dachte er an den neuen Planeten,
und darüber vergaß er alles andere.
Beim Eintritt in die Atmosphäre war Artemisia mit auf der
Brücke. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, sie
schien mit sich und der Welt zufrieden. Biron schaute gelegentlich in
ihre Richtung. Als sie eintrat, (sie kam so gut wie nie auf die
Brücke und hatte ihn richtiggehend überrascht) hatte er
»Guten Tag Artemisia« gesagt, aber keine Antwort
erhalten.
Gillbret dagegen hatte sie mit einem übertrieben munteren:
»Onkel Gil!« und der Frage begrüßt: »Ist es
wirklich wahr, daß wir landen?«
Und Gil hatte sich die Hände gerieben. »Scheint so,
meine Liebe. Vielleicht können wir schon in ein paar Stunden das
Schiff verlassen und bekommen wieder festen Boden unter die
Füße. Findest du das nicht amüsant?«
»Hoffentlich ist es auch der richtige Planet. Andernfalls
wird uns das Lachen schnell vergehen.«
»Wir haben noch eine Sonne auf der Liste«, sagte Gil,
doch auf seiner Stirn standen tiefe Falten.
Und dann wandte sich Artemisia an Biron und fragte kühl:
»Hatten Sie etwas gesagt, Mr. Farrill?«
Damit hatte sie ihn abermals überrumpelt. Biron zuckte
zusammen und stammelte: »Nein, eigentlich nicht.«
»Dann müssen Sie entschuldigen. Ich dachte, ich
hätte etwas gehört.«
Sie ging so dicht an ihm vorbei, daß der Saum ihres
Plastikkleides sein Knie streifte und ihr Parfüm ihn
einhüllte wie eine Wolke. Unwillkürlich biß er die
Zähne zusammen.
Rizzett war immer noch auf dem Schiff. Neben allen anderen
Vorteilen bot der Anhänger auch die Möglichkeit,
Logiergäste aufzunehmen. »Wir kennen inzwischen auch die
genaue Zusammensetzung der Atmosphäre«, gab er bekannt.
»Sauerstoff in rauhen Mengen, fast dreißig Prozent,
außerdem Stickstoff und Edelgase. Alles ganz normal. Kein
Chlor.« Dann hielt er inne und brummte: »Hmm.«
»Was ist?« fragte Gillbret.
»Auch kein Kohlendioxid. Das ist weniger
erfreulich.«
»Warum?« wollte Artemisia wissen. Sie stand in der
Nähe des Sichtschirms und beobachtete die
Planetenoberfläche, die mit einer Geschwindigkeit von
dreitausend Kilometern pro Stunde vorüberraste.
»Kein Kohlendioxid – kein pflanzliches Leben«,
lautete Birons knappe Antwort.
»Ach?« Sie schenkte ihm ein strahlendes
Lächeln.
Biron lächelte spontan zurück, doch plötzlich, ihre
Miene hatte sich so gut wie nicht verändert, lächelte sie
durch ihn hindurch, an ihm vorbei, als wäre er gar nicht
vorhanden; und er hatte immer noch dieses dümmliche Grinsen im
Gesicht. Er wurde sofort ernst.
Es war wohl doch das beste, ihr aus dem Weg zu gehen. Er ertrug es
einfach nicht, mit ihr zusammen zu sein. Sobald er sie sah,
ließ die betäubende Wirkung seiner Willenskraft nach, und
der Schmerz setzte ein.
Gillbret war todunglücklich. Das Raumschiff schwebte jetzt
über dem Planeten. Die tieferen Atmosphäreschichten waren
ziemlich dicht, und mit dem Anhänger bekam die Gnadenlos eine aerodynamisch ungünstige Form und war schwer zu
steuern. Biron hatte seine liebe Not mit den widerspenstigen
Schaltknöpfen.
»Kopf hoch, Gil«, sagte er.
Dabei war ihm selbst nicht gerade nach Singen zumute. Bislang
waren sämtliche Funksignale unbeantwortet geblieben, und wenn
dies nicht die gesuchte Welt war, dann hatte es auch keinen
Sinn, noch länger zu warten. Sein Plan stand fest!
»Sieht nicht so aus wie meine Rebellenweit«, sagte
Gillbret. »Nur tote Steine und auch nicht viel Wasser.« Er
wandte sich um. »Haben Ihre Leute noch einmal auf Kohlendioxid
untersucht?«
Enttäuschung spiegelte sich in Rizzetts rotem Gesicht.
»Ja. Nur eine winzige Spur. Ein tausendstel Prozent
vielleicht.«
»Man kann nie wissen«, meinte Biron. »Sie
könnten sich gezielt eine solche Welt ausgesucht haben, gerade
weil sie so hoffnungslos aussieht.«
»Aber ich habe landwirtschaftliche Betriebe gesehen«,
erinnerte ihn Gillbret.
»Schön. Glaubst du wirklich, daß man alles
erkennen kann, wenn man einen Planeten dieser Größe ein
paarmal umkreist? Verdammt, Gil, du weißt doch selbst,
daß sie, wer immer sie auch sein mögen, nicht
genügend Leute haben, um einen ganzen Planeten zu
bevölkern. Vielleicht haben sie sich irgendwo ein Tal gesucht,
wo die Luft, sagen wir, durch einen tätigen Vulkan, mit
Kohlendioxid angereichert ist, und wo es in der Nähe viel Wasser
gibt. Wir könnten in einem Abstand
Weitere Kostenlose Bücher