Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
sprechen,
schließlich kann man keinen von Ihnen unbedingt als loyal
bezeichnen. Mit Lingane werden wir auf bewährte Weise verfahren
und dem nächsten Autarchen sehr viel engere Bindungen an das
Khanat verordnen. Lingane wird seinen Status als
›Verbündeter‹ verlieren, und Klagen gegen Linganer
kommen künftig nicht mehr in jedem Fall vor linganischen
Gerichten zur Verhandlung. Alle an der Verschwörung Beteiligten,
einschließlich derer, die wir derzeit festhalten, werden auf
Welten verbannt, die näher an Tyrann liegen. Dort können
sie nicht viel Schaden anrichten. Sie selbst werden nicht nach
Nephelos zurückkehren und können auch nicht damit rechnen,
Ihre Besitzungen wiederzubekommen. Sie werden, genau wie Oberst
Rizzett, auf Rhodia bleiben.«
»Schön«, sagte Biron. »Aber was ist mit
Fräulein Artemisias Vermählung?«
»Sie möchten sie verhindern?«
»Dazu sollten Sie vielleicht wissen, daß wir beide den
Wunsch haben zu heiraten. Sie sagten einmal, es gebe eine
Möglichkeit, die Verbindung mit dem Tyrannier zu
umgehen?«
»Damals verfolgte ich mit dieser Bemerkung einen ganz
bestimmten Zweck. Wie lautet das alte Sprichwort? ›Verliebten
und Diplomaten verzeiht man jede Lüge.‹«
»Aber die Möglichkeit besteht tatsächlich,
Hochkommissar. Man brauchte den Khan nur darauf aufmerksam zu machen,
daß ein angesehener Höfling womöglich nur deshalb in
eine hochgestellte Untertanenfamilie einheiraten möchte, weil er
damit hochgesteckte Ziele verfolgt. Ein Untertanenaufstand kann
ebenso gut von einem ehrgeizigen Tyrannier angeführt werden wie
von einem ehrgeizigen Linganer.«
Diesmal lachte Aratap tatsächlich. »Sie argumentieren
wie einer von uns. Aber es würde nicht funktionieren. Darf ich
Ihnen einen anderen Rat geben?«
»Und wie würde der lauten?«
»Heiraten Sie sie, und zwar schnell. Damit hätten Sie
Tatsachen geschaffen, die sich, wie die Dinge liegen, nicht so ohne
weiteres ungeschehen machen ließen. Für Pohang würde
sich sicher eine andere Frau finden.«
Biron zögerte. Dann streckte er Aratap die Hand entgegen.
»Vielen Dank, Sir.«
Aratap schüttelte sie. »Ich kann Pohang ohnehin nicht
besonders gut leiden. Doch eines möchte ich Ihnen ans Herz
legen: Lassen Sie sich nicht vom Ehrgeiz verführen. Auch wenn
Sie die Tochter des Administrators heiraten, werden Sie selbst
niemals Administrator werden. Sie sind nicht der Typ, den wir
suchen.«
Aratap beobachtete auf dem Sichtschirm, wie die Gnadenlos immer kleiner wurde, und war froh, daß die Entscheidung
gefallen war. Der junge Mann war frei, eine entsprechende Meldung
befand sich bereits über Sub-Äther-Funk auf dem Weg nach
Tyrann. Major Andros würde vermutlich der Schlag treffen, und
bei Hof würde es sicher nicht an Stimmen fehlen, die seine
Ablösung als Hochkommissar forderten.
Notfalls mußte er eben selbst nach Tyrann fliegen. Irgendwie
würde es ihm schon gelingen, beim Khan vorgelassen zu werden und
Gehör zu finden. Wenn der König der Könige erst alle
Fakten kannte, mußte er wohl oder übel einsehen, daß
sein Hochkommissar nicht anders hatte handeln können. Danach war
Aratap gegen jede nur denkbare Konstellation von Gegnern gefeit.
Inzwischen war die Gnadenlos nur noch ein heller Punkt,
kaum zu unterscheiden von den Sternen, die jetzt, da sie aus dem
Nebel auftauchte, ringsum erstrahlten.
Rizzett beobachtete auf dem Sichtschirm, wie das tyrannische
Flaggschiff immer kleiner wurde. »Der Mann hat uns also
tatsächlich laufen lassen!« sagte er. »Wissen Sie,
wenn alle Tyranni so wären wie er, dann würde ich, verdammt
noch mal, doch glatt in ihre Flotte eintreten. Dieser Hochkommissar
hat mich zutiefst verunsichert. Ich hatte recht genaue Vorstellungen,
wie ein Tyrannier zu sein hat, aber er fällt einfach aus dem
Rahmen. Glauben Sie, er kann hören, was bei uns gesprochen
wird?«
Biron stellte die Steuerung auf Automatikbetrieb und schwenkte
seinem Pilotensessel herum. »Nein. Natürlich nicht. Er kann
uns zwar immer noch durch den Hyperraum verfolgen, aber ich glaube
nicht, daß er einen Lauschstrahl auf uns richten kann. Erinnern
Sie sich nicht mehr? Als er uns gefangennahm, wußte er nur das,
was er auf dem vierten Planeten mit angehört hatte, aber nichts
sonst.«
Artemisia kam auf die Brücke und legte den Finger auf den
Mund. »Nicht so laut«, mahnte sie. »Ich glaube, er ist
endlich eingeschlafen. Nicht wahr, Biron, es dauert nicht mehr lange,
bis wir Rhodia erreichen?«
»Wir
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