Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Dr. Shekt wieder allein war, drückte er leise und
vorsichtig die Ruftaste, worauf, in blendend weißem Kittel, das
lange, braune Haar im Nacken ordentlich zusammengefaßt, sofort
ein junger Techniker eintrat.
»Hat Pola Ihnen gesagt…?« fragte der Physiker.
»Ja, Dr. Shekt. Ich habe ihn auf dem Schirm beobachtet, es
ist ohne jeden Zweifel ein echter Freiwilliger. Auf jeden Fall keine
von den Versuchspersonen, die man uns sonst zu schicken
pflegt.«
»Was meinen Sie, soll ich beim Rat rückfragen?«
»Ich weiß nicht, ob das zu empfehlen ist. Mit einer
Kontaktaufnahme auf normalem Wege wäre der Rat sicher nicht
einverstanden. Schließlich kann jeder Strahl angezapft
werden.« Eifrig fuhr er fort: »Und wenn ich ihn nun wieder
wegschickte? Ich könnte ihm ja sagen, wir nehmen nur Männer
unter dreißig. Er ist mindestens
fünfunddreißig.«
»Nein, nein. Ich spreche besser selbst mit ihm.« In
Shekts Kopf ging alles drunter und drüber. Bislang war man mit
größter Vorsicht zu Werke gegangen, hatte gerade so viel
veröffentlicht, um den Anschein von Aufrichtigkeit zu erwecken,
aber kein Wort mehr. Und nun kam tatsächlich ein Freiwilliger
daher – unmittelbar nach Ennius’ Besuch. Ob da ein
Zusammenhang bestand? Shekt hatte selbst nur eine vage Vorstellung
von den geheimnisvollen Kräften, die im Begriff waren, sich auf
der verwüsteten Erde eine gewaltige Schlacht zu liefern, aber
was er wußte, war genug. Genug, um sich ihnen ausgeliefert zu
fühlen, und gewiß mehr, als die Ahnen ahnten.
Doch was konnte er tun, ein Mensch, dessen Leben zweifach
gefährdet war?
Zehn Minuten später stand Dr. Shekt ratlos blinzelnd vor dem
Farmer, der seine Mütze in der Hand hielt, aber das
wettergegerbte Gesicht zur Seite wandte, wie um sich allzu
prüfenden Blicken zu entziehen. Der Mann, dachte Shekt, war
sicherlich noch keine vierzig Jahre alt, aber die harte Arbeit auf
den Feldern hatte deutliche Spuren hinterlassen. Seine ledrigbraunen
Wangen waren gerötet, und obwohl es im Raum kühl war,
zeigten sich Schweißtropfen am Haaransatz und an den
Schläfen. Er rieb sich verlegen die Hände.
»Nun, mein Bester«, sagte Shekt freundlich, »wie
ich höre, weigern Sie sich, uns Ihren Namen zu nennen.«
Arbin blieb verstockt. »Mir hat man gesagt, Sie suchen einen
Freiwilligen, und es würden keine Fragen gestellt.«
»Hm. Möchten Sie uns denn überhaupt irgend etwas
sagen? Oder wollen Sie nur sofort behandelt werden?«
»Ich? Hier, jetzt?« Das klang nach jäher
Panik. »Ich bin doch nicht der Freiwillige. Das habe ich
nie behauptet, mit keinem Wort.«
»Nein? Heißt das, der Freiwillige ist jemand
anderer?«
»Natürlich. Wie käme ich dazu…?«
»Ich verstehe. Haben Sie die Versuchsperson, diesen anderen
Mann, vielleicht mitgebracht?«
»Sozusagen«, antwortete Arbin vorsichtig.
»Schön. Passen Sie auf, Sie erzählen uns nur so
viel, wie Sie wollen. Alles, was Sie sagen, wird streng vertraulich
behandelt, und wir helfen Ihnen, wo immer es uns möglich ist.
Einverstanden?«
Der Farmer senkte den Kopf, eine rudimentäre Geste des
Respekts. »Danke. Die Sache ist nämlich folgende. Wir haben
einen Mann auf unserer Farm, einen entfernten… äh…
Verwandten. Er hilft uns bei der Arbeit, Sie
verstehen…«
Arbin schluckte hart, und Shekt nickte, ohne eine Miene zu
verziehen.
»Er ist sehr fleißig«, fuhr Arbin fort, »und
sehr tüchtig – wir hatten nämlich einen Sohn, aber der
ist gestorben – und meine Frau und ich, wir brauchen Hilfe
– sie ist nicht gesund – ohne ihn kämen wir kaum
zurecht.« Irgendwie hatte er das Gefühl, alles
durcheinandergebracht zu haben.
Doch der hagere Wissenschaftler nickte nur. »Und diesen
Verwandten wollen Sie nun von uns behandeln lassen?«
»Ja, sicher, ich dachte, das hätte ich schon gesagt
– Sie müssen verzeihen, aber bei mir geht das alles nicht
so schnell. Der arme Kerl ist nämlich – nun ja – nicht
ganz richtig im Kopf.« Hastig stürzte er sich in
Erklärungen. »Er ist nicht krank, verstehen Sie mich recht,
es ist nicht so schlimm, daß man ihn beseitigen
müßte. Er ist nur langsam. Das Problem ist vor
allem, er spricht nicht.«
»Er kann nicht sprechen?« fragte Shekt
überrascht.
»Oh – er kann schon. Er will nur einfach nicht. Und er
spricht nicht gut.«
Der Physiker machte ein skeptisches Gesicht. »Und nun soll
der Synapsifikator seine geistigen Fähigkeiten verbessern,
wie?«
Arbin nickte langsam. »Wenn er ein bißchen klüger
wäre,
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