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Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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aber sie ist nicht fern, sondern ganz nahe, näher, als
uns lieb sein kann. Einer von Ihnen weiß bereits, wovon ich
spreche. Die anderen werden es in Kürze erfahren.«
    »Und wovon reden Sie?« fragte Bort barsch.
    »Von Hochverrat!« schoß Fife zurück.

 
10
DER FLÜCHTLING
     
     
    Merlyn Terens war kein Mann der Tat. Damit versuchte er sich immer
wieder zu trösten, denn seit er den Raumhafen verlassen hatte,
war sein Verstand wie gelähmt.
    Er mußte sein Schrittempo genau bemessen. Nicht zu langsam,
sonst sähe es so aus, als trödle er. Nicht zu schnell,
sonst sähe es so aus, als sei er auf der Flucht. Aber doch
dynamisch, wie ein Gendarm eben, ein Gendarm im Dienst auf dem Weg zu
seinem Bodenwagen.
    Wenn er nur einen Bodenwagen hätte! Leider lernten Floriner,
nicht einmal florinische Schultheißen, im Zuge ihrer Ausbildung
nicht, ein solches Vehikel zu fahren, also mußte er wohl zu
Fuß weitergehen und dabei nachdenken. Aber das war
unmöglich. Dazu brauchte er Zeit und Ruhe.
    Er hatte auch nicht mehr die Kraft für einen langen
Fußmarsch. Er mochte kein Mann der Tat sein, aber er hatte
immerhin einen Tag, eine Nacht und einen Vormittag kurz
entschlossenen Handelns hinter sich. Nun war er völlig mit den
Nerven fertig.
    Aber er wagte nicht, einfach stehenzubleiben.
    Wenn es dunkel gewesen wäre, hätte er sich vielleicht
ein paar Stunden Ruhe gegönnt. Doch es war früher
Nachmittag.
    Mit einem Bodenwagen wäre es möglich, ein paar Meilen
aus der Stadt hinauszufahren. Nur so lange, bis er ein wenig
nachgedacht und entschieden hatte, wie es weitergehen sollte. Doch er
war auf seine Beine angewiesen.
    Wenn er nur denken könnte. Das war es. Denken. Sich nicht
bewegen, nicht handeln. Das Universum zwischen zwei Augenblicken
erwischen, die Zeit anhalten, bis er alles gründlich erwogen
hatte. Irgendwie mußte das doch möglich sein.
    Dankbar tauchte er ein in das Schattenreich der Unteren Stadt.
Sein Gang war steif, wie er es bei den echten Gendarmen beobachtet
hatte, und er schwenkte seine Schockkeule energisch hin und her. Die
Straßen waren leer. Die Eingeborenen hatten sich in ihren
Hütten verkrochen. Umso besser.
    Der Schultheiß traf seine Wahl mit großer Sorgfalt.
Eins der besseren Häuser sollte es sein, mit Ziersteinen aus
buntem Plastik und lichtempfindlichem Fensterglas. Die unteren
Klassen waren ein störrisches Volk. Sie hatten nicht viel zu
verlieren. Wer ›etwas Besseres‹ war, würde sich
dagegen förmlich überschlagen, um ihm behilflich zu
sein.
    Da war ein solches Haus. Es stand, auch das ein Zeichen von
Wohlstand, etwas abseits der Straße und war über einen
kleinen Weg zu erreichen. Terens ging darauf zu. Es würde nicht
nötig sein, an die Tür zu hämmern oder sie gar
aufzubrechen. Sobald er in die Auffahrt eingebogen war, hatte sich an
einem Fenster etwas bewegt. (Seit Generationen in Abhängigkeit,
witterten die Floriner jeden Gendarmen schon von weitem.) Man
würde ihm öffnen.
    Die Tür ging auf.
    Ein junges Mädchen stand vor ihm, ein wenig schlaksig noch,
in einem Kleid mit vielen Rüschen, das verriet, wie wichtig es
ihren Eltern war, sich vom gewöhnlichen ›florinischen
Pöbel‹ abzuheben. Die Kleine starrte ihn mit weit
aufgerissenen Augen an und trat beiseite, um ihn eintreten zu lassen.
Die leicht geöffneten Lippen, die schnellen Atemzüge
verrieten ihre Angst.
    Der Schultheiß bedeutete ihr, die Tür zu
schließen. »Ist dein Vater zu Hause, Kind?«
    Sie schrie: »Pa!« dann hauchte sie: »Ja,
Wachtmeister!«
    ›Pa‹ kam mit gesenktem Kopf aus einem Zimmer geschlurft.
Er ließ sich Zeit. Natürlich war ihm nicht entgangen, wer
da vor der Tür stand, aber es war weniger gefährlich, wenn
seine Tochter dem Gendarmen öffnete. Ein junges Mädchen
würde er nicht so ohne weiteres niederknüppeln, selbst wenn
er zufällig schlechter Laune sein sollte.
    »Name?« fragte der Schultheiß.
    »Jacof, wenn’s beliebt, Wachtmeister.«
    In einer Tasche der Uniform steckte ein Notizbuch mit dünnen
Blättern. Der Schultheiß schlug es auf, warf einen kurzen
Blick hinein, hakte resolut etwas ab und sagte dann: »Jacof! Ja!
Rufe alle Bewohner des Hauses zusammen. Aber rasch!«
    Wenn seine Lage nicht so verzweifelt gewesen wäre, hätte
Terens sich vielleicht sogar amüsiert. Der Nervenkitzel der
Macht blieb auch auf ihn nicht ohne Wirkung.
    Da kamen sie schon. Eine magere, verhärmte Frau mit einer
zappelnden Zweijährigen auf dem Arm. Das Mädchen, das ihn
eingelassen

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