Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
gutes Recht, ja, seine
Pflicht. Ich bin hier, um in diesen schwierigen Zeiten Trantors
Interessen zu wahren. Für mich besteht kein Zweifel daran,
daß es sich bei diesem Mann, der sich Rik nennt, um den
verschollenen Weltraumanalytiker handelt. Wir können diesen
Punkt der Tagesordnung sofort abschließen, wenn Sie sich
bereiterklären, den Mann an Dr. Junz zu übergeben, damit
der den Fall weiter prüfen und unter anderem einen Vergleich der
besonderen Kennzeichen veranlassen kann. Natürlich
benötigen wir Ihre Unterstützung auch weiterhin,
schließlich gilt es nicht nur, den Psychosondierer dingfest zu
machen, sondern auch Vorsorge zu treffen, damit sich derartige
Übergriffe gegen eine interstellare Behörde, die es
immerhin stets konsequent vermieden hat, sich in regionale Belange
einzumischen, nicht wiederholen können.«
»Was für eine Ansprache!« höhnte Fife.
»Doch Tatsachen lassen sich nicht aus der Welt schaffen, und
Ihre Pläne sind mehr als durchsichtig. Was würde denn
passieren, wenn ich den Mann tatsächlich auslieferte? Mir
schwant, die Untersuchungen des I.A.W. würden genau das ergeben,
was sie ergeben sollen. Das Amt tritt zwar als interstellare
Behörde ohne regionale Bindungen auf, aber Sie können wohl
nicht leugnen, daß Trantor für zwei Drittel seines
jährlichen Budgets aufkommt. Ob Sie in der Galaxis von heute
einen vernünftigen Menschen finden würden, der diesem Amt
echte Neutralität bescheinigt, möchte ich bezweifeln. Die
Erkenntnisse in bezug auf diesen Mann wären Trantors imperialen
Gelüsten sicher nur förderlich.
Und wie werden diese Erkenntnisse aussehen? Auch das steht bereits
fest. Der Mann wird langsam sein Gedächtnis wiedererlangen. Das
I.A.W. wird jeden Tag ein neues Bulletin herausgeben. Eine
willkommene Information wird sich an die andere reihen. Zuerst
erinnert er sich an meinen Namen, dann an mein Aussehen und
schließlich an meine genauen Worte. Man wird mich in aller Form
schuldig sprechen und Wiedergutmachung fordern. Trantor wird nicht
umhin können, Sark vorübergehend zu besetzen, und ganz
unmerklich wird daraus ein Dauerzustand werden.
Es gibt Grenzen, jenseits derer eine Erpressung nicht mehr
funktioniert. Bei mir, Herr Botschafter, ist diese Grenze jetzt
erreicht. Wenn Sie Ihren Mann haben wollen, soll Trantor mit einer
Flotte kommen und ihn sich holen.«
»Von Gewalt war nie die Rede«, sagte Abel. »Eines
fällt mir jedoch auf. Sie haben es sorgsam vermieden, den
unausgesprochenen Vorwurf hinter den letzten Worten des
Weltraumanalytikers zurückzuweisen.«
»Ich wüßte nicht, welchen unausgesprochenen
Vorwurf Sie meinen, und deshalb lasse ich mich auch zu keinem Dementi
herbei. Er erinnert sich an ein Wort, jedenfalls behauptet er das. Na
und?«
»Und daß er sich daran erinnert, hat gar nichts zu
bedeuten?«
»Nicht das geringste. Der Name Fife ist auf Sark jedem ein
Begriff. Selbst wenn wir unterstellen wollen, daß Ihr
sogenannter Weltraumanalytiker aufrichtig ist, hatte er auf Florina
ein ganzes Jahr lang Gelegenheit, diesen Namen zu hören. Nach
Sark kam er mit einem Schiff, auf dem sich meine Tochter befand, auch
dort wird mein Name wohl gefallen sein. Das Wort ›Fife‹
könnte sich ohne weiteres mit seinen Erinnerungsfragmenten
vermischt haben. Andererseits läßt sich seine
Aufrichtigkeit natürlich auch in Zweifel ziehen. Vielleicht hat
jemand diese schrittweisen Enthüllungen vorher mit ihm
geprobt.«
Darauf wußte Abel nichts zu erwidern. Hilfesuchend sah er in
die Runde. Junz machte ein finsteres Gesicht und strich sich mit der
rechten Hand das Kinn. Steen führte mit affektiertem
Lächeln leise Selbstgespräche. Der florinische
Schultheiß starrte teilnahmslos auf seine Knie nieder.
Rik entzog sich Valonas Umarmung, richtete sich auf und ergriff
das Wort.
»Hören Sie«, sagte er. Sein blasses Gesicht war
verzerrt. Tiefer Schmerz stand in seinen Augen.
»Jetzt ist wohl die nächste Enthüllung
fällig«, höhnte Fife.
»Hören Sie!« wiederholte Rik. »Wir saßen
an einem Tisch. Der Tee enthielt ein Betäubungsmittel. Wir
hatten gestritten. Worüber, weiß ich nicht mehr. Dann
konnte ich mich nicht mehr bewegen. Ich saß nur noch da. Ich
konnte nicht mehr sprechen. Ich dachte nur: Beim endlosen All, man
hat mich betäubt. Ich wollte schreien und toben und wegrennen,
aber es ging nicht. Dann kam der andere, Fife. Er hatte mich
angeschrien. Aber jetzt schrie er nicht mehr. Jetzt hatte er es nicht
mehr nötig. Er kam um den
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