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Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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denke wenigstens an dich selbst. Je länger du ihn
hierbehältst, desto größer wird die Gefahr, ertappt
zu werden. Du schickst Schwartz morgen abend nach Hause, genau wie
ursprünglich geplant, hast du mich verstanden? – Ich gehe
jetzt runter und frage ihn, ob er vor dem Abendessen noch einen
Wunsch hat.«
    Knapp fünf Minuten später war sie schon wieder da. Jetzt
war sie kreidebleich, und der Schweiß stand ihr auf der Stirn.
»Vater, er ist weg!«
    »Wer ist weg?« fragte er erschrocken.
    »Schwartz!« rief sie unter Tränen. »Du
mußt vergessen haben, die Tür abzuschließen, als du
aus seinem Zimmer gegangen bist.«
    Shekt war aufgesprungen und streckte einen Arm aus, um das
Gleichgewicht nicht zu verlieren. »Wie lange?«
    »Ich weiß nicht, aber allzu lange kann es nicht sein.
Wann warst du denn bei ihm?«
    »Vor einer Viertelstunde vielleicht. Als du gekommen bist,
war ich erst wenige Minuten wieder hier.«
    »Schön.« Sie hatte einen Entschluß
gefaßt. »Ich sehe draußen nach. Vielleicht irrt er
irgendwo ganz in der Nähe herum. Du bleibst hier. Wenn er
von jemand anderem aufgegriffen wird, darf man ihn nicht mit dir in
Verbindung bringen. Verstanden?«
    Shekt konnte nur nicken.
     
    Joseph Schwartz fiel nicht etwa ein Stein vom Herzen, als er die
Mauern seines Krankenhausgefängnisses hinter sich ließ und
die Luft der Freiheit atmete. Er gab sich auch nicht der Illusion
hin, irgendeinen Plan zu haben, denn er wußte nur zu genau,
daß er lediglich improvisierte.
    Wenn es überhaupt eine rationale Grundlage für seine
Handlungsweise gab (und nicht nur den blinden Wunsch, sich aus
Langeweile in irgendeiner Form zu betätigen), dann war es die
Hoffnung, durch Zufall auf irgendeine Seite des Alltagslebens zu
stoßen, die ihm sein verlorenes Gedächtnis
zurückbringen würde. Inzwischen war er fest davon
überzeugt, unter Amnesie zu leiden.
    Sein erster Eindruck von der Stadt war nicht gerade ermutigend. Es
war später Nachmittag, und im Sonnenschein erstrahlten Chicas
Mauern milchigweiß. Wie das Farmhaus, das er gleich zu Anfang
entdeckt hatte, so schienen die Gebäude auch hier aus Porzellan
zu bestehen.
    In den Tiefen seines Bewußtseins flüsterte etwas,
Städte hätten eigentlich braun und rot zu sein. Und sehr
viel schmutziger. Vor allem letzteres.
    Er ging langsam. Irgendwie spürte er, daß man keine
offizielle Fahndung nach ihm einleiten würde, ja, er wußte
es, ohne zu wissen, woher. Überhaupt hatte er in den letzten
Tagen festgestellt, daß er für alles
›Atmosphärische‹, für das, was ringsum ›in
der Luft lag‹, zunehmend empfänglicher wurde. Es war ein
Teil der Veränderung seines Bewußtseins, die sich
seit… seit…
    Er führte den Gedanken nicht zu Ende.
    Auf jeden Fall war die ›Atmosphäre‹ in jenem
Krankenhausgefängnis von Heimlichkeit geprägt; Heimlichkeit
vermischt mit Angst. Folglich konnte man ihn nicht mit großem
Trara verfolgen. Das wußte er. Aber woher konnte er es
wissen? Gehörte diese gesteigerte Aktivität des Gehirns bei
Amnesie zum Krankheitsbild?
    Er überquerte die nächste Straßenkreuzung. Es gab
verhältnismäßig wenige Fahrzeuge. Die
Fußgänger waren – nun, wie alle Fußgänger.
Nur ihre Kleidung kam ihm komisch vor: ohne Nähte, ohne
Knöpfe und sehr bunt. Aber er war selbst nicht anders angezogen.
Während er noch überlegte, wo seine eigenen Sachen
geblieben sein könnten, war er auf einmal nicht mehr sicher, die
Kleider, an die er sich erinnerte, jemals besessen zu haben. Wenn man
erst anfängt, seinem Gedächtnis grundsätzlich zu
mißtrauen, zieht man bald alles in Zweifel.
    Aber seine Frau, seine Kinder standen ihm so klar und deutlich vor
Augen, daß sie keine Hirngespinste sein konnten. Plötzlich überwältigten ihn seine Gefühle,
und er blieb mitten auf dem Gehweg stehen, um sich zu beruhigen.
Vielleicht waren sie verzerrte Erinnerungen an wirkliche Menschen in
diesem scheinbar so unwirklichen Leben. Er mußte sie
finden.
    Passanten drängten sich an ihm vorbei, einige murrten
verdrossen. Er ging weiter. Jäh überfiel ihn die
Erkenntnis, daß er hungrig war oder es bald sein würde,
und daß er kein Geld hatte.
    Er sah sich um. Weit und breit war kein Restaurant in Sicht. Aber
woher wußte er das? Er konnte doch die Schilder nicht
lesen.
    Im Vorübergehen spähte er in jedes Schaufenster.
-Endlich sah er einen Raum mit kleinen Nischen und mehreren Tischen.
Einer der Tische war mit zwei Männern, ein zweiter mit einem
einzelnen

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