Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
spontaner Entschlüsse. Obendrein
ertappte er sich auch noch dabei, wie er sie anlächelte.
Granz mischte sich abrupt ein. »Was hat er denn angestellt?
Er hat doch wohl nicht gegen ein Sittengesetz
verstoßen?«
»Nein, nein«, antwortete sie hastig. »Er ist nur
nicht ganz gesund, das ist alles.«
Messter sah den beiden lange nach. »Nicht ganz gesund?«
wiederholte er argwöhnisch, schob sich die Schirmmütze in
den Nacken und rieb sich das Kinn. »Nicht ganz gesund. Was sagst
du dazu, Granz?«
Er sah seinen Kollegen von der Seite an.
»Was ist denn in dich gefahren?« fragte Granz
beklommen.
»Die Sache ist mir nicht geheuer. Der Bursche muß
schnurstracks aus dem Krankenhaus gekommen sein. Die Kleine, die nach
ihm gesucht hat, war Krankenschwester, und sie war ziemlich aus dem
Häuschen. Warum sollte sie so aus dem Häuschen sein, nur
weil er nicht ganz gesund ist? Er konnte kaum sprechen, und er
hat so gut wie nichts verstanden. Das ist dir doch bestimmt
aufgefallen?«
In Granz’ Augen glomm Panik auf. »Du glaubst doch nicht,
daß es das Fieber ist?«
»Natürlich ist es das Strahlenfieber – und es hat
ihn voll erwischt. Du, er war höchstens dreißig Zentimeter
von uns entfernt. Es lohnt sich eben doch nicht…«
Ein kleiner, dünner Mann stand plötzlich neben ihnen.
Ein kleiner dünner Mann mit blanken, stechenden Augen und einer
aufgeregten Stimme. Er war wie aus dem Nichts aufgetaucht. »Wie
war das, Leute? Wer hat hier das Strahlenfieber?«
Er wurde abschätzig beäugt. »Wer sind Sie
denn?«
»Hoho!« Der kleine Mann reagierte schnell. »Das
möchtet ihr also gern wissen? Wie es der Zufall will, stehe ich
als Kurier im Dienst der Bruderschaft.« Er klappte seinen
Jackenaufschlag hoch und ließ ein kleines, glänzendes
Abzeichen sehen. »Und nun, im Namen der Gesellschaft der Ahnen,
heraus damit: was soll das Gerede über Strahlenfieber?«
Eingeschüchtert brummte Messter: »Ich weiß
überhaupt nichts. Eine Krankenschwester hat nach einem Patienten
gesucht, und da hab ich mich gefragt, ob er vielleicht Strahlenfieber
haben könnte. Das ist doch noch kein Verstoß gegen das
Sittengesetz, oder?«
»Hoho! Du willst mir etwas über das Sittengesetz
erzählen? Geht ihr lieber wieder an eure Arbeit und
überlaßt das Sittengesetz mir.«
Der kleine Mann rieb sich die Hände, sah sich rasch um und
eilte nach Norden.
»Da ist er!« Pola umklammerte aufgeregt den Arm ihres
Begleiters. Es war ganz schnell gegangen, der Zufall war ihnen zu
Hilfe gekommen. Nach Minuten der Verzweiflung hatten sie den
Gesuchten überraschend keine drei Straßen von der
Autoküche entfernt vor dem Haupteingang eines
Selbstbedienungskaufhauses entdeckt.
»Ich sehe ihn«, flüsterte Arvardan. »Bleiben
Sie zurück, ich gehe ihm nach. Wenn er Sie erkennt und im
Gedränge verschwindet, finden wir ihn niemals wieder.«
Es war wie in einem Alptraum. Äußerlich unbeteiligt
setzten die beiden die Jagd fort. Die Menschenmassen im Warenhaus
verhielten sich wie Treibsand. Das Opfer wurde langsam – oder
auch schnell – verschlungen, blieb eine Weile unsichtbar und
wurde unvermittelt wieder ausgespien. Immer wieder bauten sich
Barrieren auf, die sich einfach nicht überwinden ließen.
Man konnte fast den Eindruck gewinnen, es mit einem boshaften
Ungeheuer zu tun zu haben.
Arvardan ließ Schwartz soviel Bewegungsfreiheit wie ein
Angler dem Fisch, der bereits am Haken hängt. Doch irgendwann
schlich er behutsam um einen Ladentisch herum, streckte seine
Riesenhand aus und packte seinen Fang an der Schulter.
Schwartz fuhr erschrocken zurück und ließ einen
unverständlichen Wortschwall los. Doch gegen Arvardans Griff
hätten auch sehr viel kräftigere Männer keine Chance
gehabt, und so konnte sich der Archäologe damit begnügen,
freundlich zu lächeln und – der neugierigen Zuschauer wegen
– in ganz normalem Plauderton zu sagen: »Hallo, alter
Junge, Sie habe ich ja seit Monaten nicht gesehen. Wie geht es denn
immer so?«
In Anbetracht des Kauderwelschs, das der andere von sich gab, war
der Schwindel eigentlich mit Händen zu greifen, doch inzwischen
hatte auch Pola die beiden eingeholt.
»Schwartz«, flüsterte sie, »Sie müssen
mit uns kommen.«
Schwartz’ Körper spannte sich, als wolle er Widerstand
leisten, dann ließ er den Kopf hängen.
»Ich – gehen – mit«, sagte er müde, doch
in diesem Augenblick brüllten die Lautsprecher auf und
übertönten seine Worte.
»Achtung! Achtung! Achtung! Alle
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