Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Druck
steigerte sich in winzigen Stufen.
Schwartz spürte, wie ihm die Augen aus dem Kopf quollen, wie
seine Stirnadern zuckend hervortraten. Im Geist des anderen baute
sich schon die schreckliche Gewißheit des Sieges auf…
In diesem Augenblick warf Arvardan, die Arme ausgestreckt, die
Finger gekrümmt, seinen steifen, störrischen Körper
nach vorne.
Noch stand der Sekretär im Bann von Schwartz’
Geisteskraft und war daher wehrlos. Der Archäologe riß ihn
mit sich, der Blaster flog zur Seite und schlitterte klirrend
über den harten Boden.
Fast gleichzeitig konnte der Sekretär die mentalen Fesseln
zerreißen. Schwartz fiel erschöpft zurück. In seinem
Kopf ging alles wirr durcheinander.
Nun setzte Balkis alles daran, sich von Arvardans schlaffem,
schwerem Körper zu befreien. Zuerst rammte er ihm das Knie in
die Leistengegend, dann schmetterte er ihm die geballte Faust von der
Seite gegen das Jochbein. Ein kräftiger Stoß nach oben
– und schon hatte er den schmerzgepeinigten Archäologen
abgeschüttelt.
Keuchend und sichtlich mitgenommen kam der Sekretär auf die
Beine, doch schon sah er sich dem nächsten Hindernis
gegenüber.
Shekt stand vor ihm. Obwohl er nach hinten zu kippen drohte,
obwohl die rechte Hand mit dem Blaster so heftig zitterte, daß
er sie mit der Linken stützen mußte, obwohl der Lauf der
Waffe haltlos hin- und herschwankte, zielte die Mündung auf
Balkis.
»Idiotenpack«, kreischte der Sekretär, vom
Jähzorn übermannt. »Ihr könnt nicht gewinnen! Ein
lautes Wort von mir…«
»Aber zumindest Sie…«, flüsterte Shekt,
»sind ein toter Mann.«
»Mit meinem Tod erreichen Sie gar nichts«, sagte der
Sekretär verbittert, »und das wissen Sie genau. Damit
können Sie das Imperium nicht retten, an das Sie uns so gern
verraten würden. Sie retten nicht einmal sich selbst. Geben Sie
mir die Waffe, und Sie sind frei.«
Er streckte eine Hand aus, aber Shekt lächelte nur
melancholisch. »Ich bin nicht so einfältig, Ihnen das zu
glauben.«
»Mag sein, aber dafür sind Sie halb gelähmt.«
Der Sekretär machte eine scharfe Wendung nach rechts, viel
schneller, als das schwache Handgelenk des Physikers mit dem Blaster
folgen konnte.
Doch während Balkis sich auf den entscheidenden Sprung
vorbereitete und sich mit allen Sinnen darauf konzentrierte, dem
Blaster auszuweichen, schlug Schwartz noch einmal, ein letztes Mal
mit geballter Geisteskraft zu. Der Sekretär stolperte und
stürzte wie von einem Knüppel getroffen zu Boden.
Arvardan hatte sich mühsam wieder aufgerappelt. Seine Wange
war rot und geschwollen, und er humpelte. »Können Sie sich
bewegen, Schwartz?« erkundigte er sich.
»Ein wenig«, antwortete eine erschöpfte Stimme.
Schwartz glitt von seiner Bank.
»Ist vielleicht noch jemand auf dem Weg hierher?«
»Ich kann nichts feststellen.«
Arvardan sah mit grimmigem Lächeln auf Pola hinab und strich
ihr mit der Hand über das weiche, braune Haar. Sie schaute mit
tränennassen Augen zu ihm auf. In den vergangenen zwei Stunden
hatte er mehrfach die Hoffnung aufgegeben, noch einmal ihr Haar zu
spüren oder in diese Augen sehen zu können.
»Vielleicht haben wir doch noch eine Zukunft, Pola?«
Doch sie schüttelte nur den Kopf und sagte: »Dafür
wird die Zeit nicht reichen. Dienstag morgen um sechs Uhr ist alles
vorbei.«
»Die Zeit reicht nicht? Das werden wir ja sehen.«
Arvardan beugte sich über den am Boden liegenden Ahnen und
riß ihm unsanft den Kopf nach hinten.
»Lebt er noch?« Er tastete den Hals nach einem Puls ab,
doch seine Fingerspitzen waren immer noch taub, und so schob er
schließlich die flache Hand unter die grüne Robe.
»Sein Herz schlägt jedenfalls«, sagte er. »Sie
sind gefährlich stark, Schwartz. Warum haben Sie das nicht
gleich gemacht?«
»Weil ich ihn in Stasis halten wollte.« Schwartz war die
Anstrengung deutlich anzumerken. »Ich dachte, wenn mir das
gelänge, könnten wir ihn vielleicht führen, ihn als
Köder benützen, uns hinter seiner Robe
verstecken.«
In Shekt kam plötzlich Leben. »Warum nicht? Die
Kaiserliche Garnison in Fort Dibburn ist nur gut fünfhundert
Meter entfernt. Sobald wir dort in Sicherheit wären,
könnten wir Ennius benachrichtigen.«
»Immer vorausgesetzt, wir kämen so weit! Da
draußen warten sicher an die hundert Soldaten, und auf dem Weg
zur Kaserne treiben sich noch ein paar Hundert weitere herum –
Was sollen wir überhaupt mit einem stocksteifen Grünrock
anfangen? Wollen wir ihn tragen? Oder
Weitere Kostenlose Bücher