Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
schieben wir ihn auf einem
Wägelchen vor uns her?« Arvardans Lachen klang bitter.
»Außerdem«, sagte Schwartz traurig, »konnte
ich ihn nicht sehr lange halten. Sie haben es gesehen – ich habe
versagt.«
»Weil das alles noch ungewohnt für Sie ist«,
beschwor ihn Shekt. »Passen Sie gut auf, Schwartz. Ich kann mir
in etwa vorstellen, wie Ihre Geisteskräfte wirken. Ihr Gehirn
ist nicht nur ein Empfänger für elektromagnetische Felder,
ich glaube, Sie können auch senden. Verstehen Sie, wie ich das
meine?«
Schwartz war offenkundig nicht ganz mitgekommen.
»Ich bin sicher, daß Sie es begreifen«, beharrte
Shekt. »Sie müssen sich ganz auf das konzentrieren, was Sie
von ihm wollen – und als erstes müssen wir ihm seinen
Blaster zurückgeben.«
»Was!« Ein dreifacher Aufschrei der
Empörung.
Shekt hob die Stimme. »Er muß uns hier
herausführen. Anders können wir diesen Raum nicht
verlassen, nicht wahr? Und wenn er unübersehbar bewaffnet
wäre, würde niemand Verdacht schöpfen.«
»Aber ich kann ihn nicht halten. Glauben Sie mir, ich kann es
nicht.«
Schwartz beugte und streckte seine Arme und klatschte in die
Hände, um die Taubheit endgültig zu vertreiben. »Was
nützen mir Ihre Theorien, Dr. Shekt? Sie haben ja keine Ahnung,
was für ein Gefühl das ist, glitschig und zugleich
schmerzhaft. Es ist nicht so einfach, wie Sie glauben.«
»Ich weiß, aber wir müssen es riskieren. Machen
Sie doch zumindest einen Versuch, Schwartz. Befehlen Sie ihm, den Arm
zu bewegen, sobald er wieder zu sich kommt.« Shekts Stimme klang
flehentlich.
Der Sekretär wimmerte leise, und Schwartz spürte, wie
sein Geist wieder zum Leben erwachte. Schweigend, fast ängstlich
wartete er, bis die Signale kräftiger wurden – dann sprach
er mit ihm. Es war ein Sprechen ohne Worte; ein stummer Befehl, wie
man ihn an seinen Arm schickt, damit er sich bewegt, ein Befehl, den
nicht einmal das eigene Bewußtsein registriert.
Und nicht Schwartz’ Arm bewegte sich, sondern der des
Sekretärs. Der Erdenmensch aus der Vergangenheit sah mit
triumphierendem Lächeln auf, doch die anderen hatten nur Augen
für Balkis. Der Liegende hob den Kopf, seine Augen verloren ihre
glasige Starre, und dann streckte er seltsam ruckartig den Arm im
rechten Winkel nach oben.
Jetzt ging Schwartz aufs Ganze.
Der Sekretär stand mit eckigen Bewegungen auf, wobei er fast
nach vorn gestürzt wäre. Und dann begann ein seltsames
Schauspiel: ein unfreiwilliger Tanz.
Es war ein Tanz ohne Rhythmus, nicht schön, aber für die
drei Zuschauer und für Schwartz, der Körper und Geist
beobachten konnte, unglaublich eindrucksvoll. In diesen Augenblicken
wurde der Körper des Sekretärs von einer Kraft beherrscht,
die in keinerlei materieller Verbindung zu ihm stand.
Langsam und vorsichtig näherte sich Shekt dem menschlichen
Roboter und hielt ihm – nicht ohne Bedenken – die flache
Hand hin, auf der mit dem Griff nach vorne der Blaster lag.
»Befehlen Sie ihm, die Waffe zu nehmen, Schwartz«, sagte
der Physiker.
Balkis streckte die Hand aus, umfaßte unbeholfen den Griff.
Ein scharfes, gieriges Glitzern trat in seine Augen, erlosch jedoch
sofort wieder. Langsam, ganz langsam wurde der Blaster in den
Gürtel gesteckt, dann sank die Hand herab.
Schwartz lachte schrill. »Jetzt wäre er mir beinahe
entschlüpft.« Er war kreidebleich geworden.
»Und? Können Sie ihn noch halten?«
»Er wehrt sich wie der Teufel. Aber es ist nicht mehr ganz so
schlimm wie vorher.«
»Weil Sie jetzt wissen, was Sie tun«, sagte Shekt,
obwohl er sich dessen keineswegs sicher war. »Und nun senden
Sie. Versuchen Sie nicht, ihn zu führen; stellen Sie sich nur
vor, Sie handelten selbst.«
»Können Sie ihm befehlen, daß er spricht?«
fragte Arvardan dazwischen.
Eine Weile geschah gar nichts, dann stieß der Sekretär
ein heiseres Krächzen aus. Wieder trat eine Pause ein, dann
krächzte er ein zweites Mal.
»Das ist alles«, keuchte Schwartz.
»Warum funktioniert es nicht?« Pola machte ein besorgtes
Gesicht.
Shekt zuckte die Achseln. »Zum Sprechen ist ein kompliziertes
Zusammenspiel kleinster Muskeln erforderlich. Die langen Arm- und
Beinmuskeln lassen sich sehr viel leichter bewegen. Schon gut,
Schwartz. Ich denke, es geht auch ohne das.«
Die nächsten zwei Stunden dieser merkwürdigen Odyssee
hatte jeder der Beteiligten in anderer Erinnerung. Dr. Shekt zum
Beispiel war in eine atemlose Starre verfallen, alle seine
Ängste gingen unter in einer Woge
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