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Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asimov Isaac
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den jungen Mann, der ihm gegenübersaß, gut an. Jung war er ohne Zweifel. Hochgewachsen, mit prachtvoll breiten Schultern; ein aufmerksames, waches Gesicht, das Kopfhaar lächerlich kurz geschnitten, zweifellos eine Studentenmarotte. Insgeheim hatte Aratap sogar ein wenig Mitleid mit ihm. Der Junge war ganz offensichtlich verängstigt.
    Biron erkannte den Zustand, in dem er sich befand, nicht als ›Angst‹. Aufgefordert, ihn zu beschreiben, hätte er wohl gesagt, er sei ›nervös‹. Seit er denken konnte, waren die Tyranni für ihn die Herren der Welt. Sogar sein Vater, ein starker, vitaler Mann, dessen Wort überall auf seinen Gütern Gesetz war und auch anderswo respektvoll gehört wurde, war ihm in Gegenwart der Tyranni stets eingeschüchtert, ja fast unterwürfig erschienen.
    Hin und wieder waren Vertreter der Erobererkaste zu einem Höflichkeitsbesuch auf Widemos aufgetaucht, etwa, um Fragen über die jährlichen Tributleistungen zu klären, die sie als ›Steuer‹ bezeichneten. Auf Nephelos war nämlich der Gutsherr von Widemos für die Eintreibung und die Ablieferung dieser Gelder verantwortlich. Bei solchen Gelegenheiten pflegten die Tyranni auch einen flüchtigen Blick in seine Bücher zu werfen.
    Wenn sie mit ihren kleinen Schiffen landeten, war ihnen der Gutsherr persönlich beim Aussteigen behilflich. Bei den Mahlzeiten saßen sie auf dem Ehrenplatz und wurden als erste bedient. Sobald sie das Wort ergriffen, herrschte ringsum ehrfürchtiges Schweigen.
    Als Kind hatte er sich oft gefragt, wieso man diese häßlichen Zwerge so zuvorkommend behandelte, doch im Lauf der Jahre hatte er begriffen, daß sie für seinen Vater das gleiche darstellten wie dieser für einen seiner Rinderhirten. Des weiteren lernte er, in ihrer Gegenwart seine Stimme zu dämpfen und sie als ›Exzellenz‹ zu titulieren.
    Er war ein ausgezeichneter Schüler gewesen, und so zitterte er auch jetzt beim Anblick dieses tyrannischen Weltenherrschers vor ›Nervosität‹ an allen Gliedern.
    Mit der Landung auf Rhodia war das Schiff, das bislang nur in seiner Vorstellung ein Gefängnis gewesen war, auch offiziell zu einem solchen geworden. Ein kurzes Surren seines Türsignals, dann waren zwei stämmige Besatzungsmitglieder eingetreten und hatten ihn in die Mitte genommen. Hinter ihnen war der Kapitän erschienen und hatte mit ausdrucksloser Stimme erklärt: »Biron Farrill, hiermit stelle ich Sie kraft meiner Autorität als Kapitän dieses Schiffes bis zum Verhör durch den Hochkommissar des Großkönigs unter Arrest.«
    Der Hochkommissar war dieser kleine Tyrannier, der jetzt scheinbar so geistesabwesend und apathisch vor ihm saß. Der ›Großkönig‹ war der Khan der Tyranni, der immer noch auf dem tyrannischen Heimatplaneten in seinem sagenhaften Steinpalast residierte.
    Biron sah sich verstohlen um. Er konnte sich völlig frei bewegen, wurde jedoch von vier Bewachern in der schieferblauen Uniform der tyrannischen Außenpolizei flankiert. Sie waren bewaffnet. Ein fünfter Tyrannier mit den Abzeichen eines Majors saß neben dem Schreibtisch des Hochkommissars.
    Der Hochkommissar ergriff zum ersten Mal das Wort. »Wie Ihnen eventuell bekannt ist« – eine dünne, hohe Stimme – »wurde Ihr Vater, der alte Gutsherr von Widemos, als Hochverräter hingerichtet.«
    Die fahlen Augen waren starr auf Biron gerichtet. Der Mann wirkte, als könne er kein Wässerchen trüben.
    Biron bewahrte Ruhe, obwohl es ihm schwerfiel, nichts tun zu können. Viel befriedigender wäre es gewesen, draufloszuschreien und wild um sich zu schlagen, aber damit hätte er seinen Vater auch nicht wieder lebendig gemacht. Er glaubte zu wissen, warum ›sie‹ ihn mit dieser Offenbarung überfallen hatten. Sie wollten ihn erschüttern, damit er sich verriet. Nun, den Gefallen würde er ihnen nicht tun.
    Ruhig sagte er: »Ich heiße Biron Malaine und komme von der Erde. Falls Sie meine Identität in Zweifel ziehen, möchte ich mit dem Terrestrischen Konsul sprechen.«
    »Gewiß, aber zunächst führen wir ja nur eine ganz zwanglose Unterhaltung. Sie behaupten also, Biron Malaine von der Erde zu sein. Und doch…« – Aratap wies auf einen Stapel Papiere auf seinem Schreibtisch – »haben wir hier etliche Briefe von Widemos an seinen Sohn. Außerdem eine Immatrikulationsbescheinigung der Universität sowie die Berechtigung zum Besuch von Einführungskursen, beides auf den Namen Biron Farrill. Alle diese Dokumente wurden in Ihrem Gepäck gefunden.«
    Biron

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