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Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asimov Isaac
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tyrannische Gefahr in seiner Generation bisher nur mit Mühe auf Distanz gehalten hatte. Auf Distanz. Bisher.
    Vielleicht war der Feind bereits im Anmarsch, um Lingane in die letzte tödliche Umarmung zu ziehen. Er selbst hatte ihm ja den Vorwand geliefert, auf den er seit langem wartete. So unzulänglich die Organisation, die er aufgebaut hatte, auch sein mochte, sie bot den Tyranni eine ausreichende Handhabe für jede Art von Vergeltungsaktion. Juristisch betrachtet wäre Lingane auf jeden Fall im Unrecht.
    War dieser Kreuzer der erste Schritt auf dem Weg zur tödlichen Umarmung?
    »Hat man auf dem Raumschiff eine Wache postiert?« fragte der Autarch.
    »Ich sagte, sie würden beobachtet. Zwei von unseren Frachtern« – Rizzett lächelte schief – »halten sich in Massometer-Reichweite.«
    »Wie denken Sie über die Sache?«
    »Ich weiß nicht. Der einzige mir bekannte Gillbret, dessen Name für sich allein von Bedeutung wäre, ist Gillbret oth Hinriad von Rhodia. Hatten Sie irgendwann mit ihm zu tun?«
    »Ich habe mich bei meinem letzten Besuch auf Rhodia mit ihm unterhalten«, sagte der Autarch.
    »Aber Sie haben ihm natürlich nichts erzählt.«
    »Natürlich nicht.«
    Rizzetts Augen wurden schmal. »Ich hatte schon befürchtet, Sie hätten es vielleicht an der nötigen Diskretion fehlen lassen. Wenn sich dieser Gillbret – die Hinriad von heute sind bemerkenswerte Schlappschwänze – nun seinerseits einer Indiskretion gegenüber den Tyranni schuldig gemacht hätte, könnte dies eine Falle sein, die Sie verleiten soll, sich selbst zu verraten.«
    »Das bezweifle ich. Der Zeitpunkt wäre doch sehr sonderbar. Ich war mehr als ein Jahr abwesend, bin erst vergangene Woche nach Lingane zurückgekehrt und reise in wenigen Tagen schon wieder ab. Und diese Botschaft erreicht mich genau dann, wenn ich auch zu erreichen bin.«
    »Sie halten das nicht für einen Zufall?«
    »Ich glaube nicht an Zufälle. Es gibt eine mögliche Erklärung, bei der man nicht auf den Zufall zurückzugreifen braucht. Deshalb werde ich das Schiff aufsuchen. Allein.«
    »Unmöglich, Sir.« Rizzett war erschrocken. Die kleine, gezackte Narbe über seiner rechten Schläfe färbte sich plötzlich rot.
    »Wollen Sie es mir verbieten?« fragte der Autarch trocken.
    Er war immer noch der Autarch. Rizzett machte ein langes Gesicht. »Wie Sie wünschen, Sir«, sagte er.
     
    An Bord der Gnadenlos wurde das Warten immer mehr zur Nervenprobe. Seit zwei Tagen kreiste das Schiff nun schon im Orbit.
    Gillbret beobachtete mit nicht nachlassender Konzentration die Kontrollanzeigen. Seine Stimme klang scharf: »Meinst du nicht auch, daß sie sich bewegen?«
    Biron blickte kurz auf. Er war gerade beim Rasieren, und das tyrannische Enthaarungsspray nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.
    »Nein«, sagte er. »Sie bewegen sich nicht. Warum sollten sie auch? Sie beobachten uns, und sie werden uns weiter beobachten.«
    Er nahm den schwierigen Bereich der Oberlippe in Angriff und zog gereizt die Stirn in Falten, als er den säuerlichen Geschmack des Sprays auf der Zunge spürte. Alle Tyrannier handhabten die Sprühdosen mit müheloser Eleganz. Dies war zweifellos das schnellste und sauberste Rasierverfahren, das es gab – wenn man genug Übung hatte. Im Grunde ging es nur darum, sich mit Druckluft einen besonders feinen Schmirgelsand ins Gesicht zu blasen, der die Haare abschliff, ohne die Haut zu verletzen. Man spürte nicht mehr als ein sanftes Streicheln.
    Dennoch war Biron die Sache nicht ganz geheuer. Die Behauptung, mochte sie nun wahr sein oder erfunden, daß die Tyranni häufiger zu Gesichtskrebs neigten als andere Rassen, war weit verbreitet, und so mancher machte das tyrannische Rasierspray dafür verantwortlich. Nun überlegte Biron zum ersten Mal, ob eine radikale Gesichtsenthaarung – in manchen Teilen der Galaxis eine Selbstverständlichkeit – nicht vorzuziehen wäre. Doch er ließ den Gedanken rasch wieder fallen. Eine Depilation wäre unwiderruflich, und womöglich kamen Schnurrbarte oder Backenbärte irgendwann doch wieder in Mode.
    Biron betrachtete sich gerade im Spiegel und stellte sich vor, wie er wohl mit Koteletten aussehen würde, die bis zum Kinn reichten, als Artemisia von der Tür her sagte: »Ich dachte, du wolltest ein Nickerchen machen.«
    »Ich hatte ja auch geschlafen«, antwortete er. »Aber irgendwann bin ich aufgewacht.« Er blickte zu ihr auf und lächelte.
    Sie strich ihm sanft mit den Fingerspitzen über die Wange.

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