Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
der Hand zu weisen. »Das ist Aufgabe der Techniker, Administrator«, sagte Aratap. »Hohe Offiziere brauchen sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Auch ich kenne mich mit diesen Dingen nicht so genau aus.«
»Aber als Expeditionsleiter muß ich doch Bescheid wissen. Ich bin doch der Expeditionsleiter, oder etwa nicht?« Er sah sich verstohlen um. »Übrigens habe ich Major Andros im Verdacht, meine Befehle nicht immer auszuführen. Ist er auch wirklich vertrauenswürdig? Natürlich gebe ich ihm so gut wie nie einen Befehl. Es käme mir doch zu komisch vor, einen tyrannischen Offizier herumzukommandieren. Aber ich muß schließlich meine Tochter finden. Meine Tochter heißt Artemisia. Man hat sie mir entführt, und daraufhin bin ich mit einer ganzen Flotte aufgebrochen, um sie zu befreien. Deshalb muß ich Bescheid wissen, das sehen Sie doch ein? Ich meine, ich muß wissen, wieso man behauptet, der Feind stünde vor Lingane. Meine Tochter wäre dann nämlich auch dort. Kennen Sie meine Tochter? Sie heißt Artemisia.«
Er richtete einen flehentlichen Blick auf den tyrannischen Hochkommissar. Dann bedeckte er die Augen mit der Hand und murmelte etwas, das sich anhörte wie: »Es tut mir leid.«
Aratap biß die Zähne zusammen. Er durfte nicht vergessen, daß dieser Mann seine Tochter verloren hatte. Selbst ein schwachsinniger Administrator von Rhodia war väterlicher Gefühle fähig. Es wäre grausam, ihn unnötig leiden zu lassen.
So sagte er freundlich: »Ich werde versuchen, es Ihnen zu erklären. Sie wissen doch, daß es ein Gerät namens Massometer gibt, mit dem man Schiffe im Weltraum aufspüren kann?«
»Ja, gewiß.«
»Dieses Gerät reagiert auf Veränderungen der Schwerkraft. Können Sie mir folgen?«
»O ja. Jeder Körper besitzt schließlich Schwerkraft.« Hinrik beugte sich noch dichter zu Aratap und rieb sich nervös die Hände.
»Das genügt. Nun läßt sich das Massometer natürlich nur dann verwenden, wenn das fragliche Schiff sich ganz in der Nähe befindet. Weniger als eine Million Meilen entfernt. Außerdem muß die Distanz zum nächsten Planeten groß genug sein, sonst ortet man nur den Planeten, der ja sehr viel größer ist.«
»Und sehr viel mehr Schwerkraft hat.«
»Genau erfaßt«, lobte Aratap. Hinrik lächelte geschmeichelt.
»Wir Tyrannier haben zu diesem Zweck ein anderes Gerät entwickelt«, fuhr Aratap fort. »Einen Sender nämlich, dessen Signale auch den Hyperraum nach allen Richtungen zu durchdringen vermögen. Diese Signale bestehen in einer ganz bestimmten Verzerrung der Raumstruktur, die aber nicht elektromagnetisch bedingt ist. Mit anderen Worten, es handelt sich weder um Licht, noch um Funkwellen, auch nicht um Sub-Äther-Funk. Klar?«
Hinrik antwortete nicht. Er schien verwirrt.
Aratap sprach rasch weiter. »Es ist jedenfalls etwas anderes, was genau, spielt keine Rolle. Wir können die Signale auffangen, und deshalb wissen wir immer, wo sich ein tyrannisches Schiff aufhält, selbst wenn es sich auf der anderen Seite der Galaxis oder hinter einem Stern befinden sollte.«
Hinrik nickte verständnisinnig.
»Wenn nun«, fuhr Aratap fort, »der junge Widemos mit einem gewöhnlichen Schiff geflüchtet wäre, hätten wir es sehr schwer gehabt, ihn zu verfolgen. Doch da er einen tyrannischen Kreuzer gewählt hat, wissen wir immer, wo er ist, ohne daß er etwas davon ahnt. Deshalb können wir auch mit Sicherheit sagen, daß er in einer Umlaufbahn um Lingane kreist. Mehr noch, er kann uns nicht entkommen, Ihre Tochter wird also mit Sicherheit gerettet werden.«
Hinrik lächelte. »Das ist ausgezeichnet. Ich gratuliere Ihnen, Hochkommissar. Das ist ungeheuer raffiniert.«
Aratap machte sich keine Illusionen. Hinrik hatte von seinen Erklärungen sicher kaum etwas verstanden, aber darauf kam es nicht an. Für ihn war in erster Linie wichtig, daß man seine Tochter retten würde, und irgendwo hatte er mit seinem schwachen Verstand wohl auch erfaßt, daß er diese Rettung einer technische Errungenschaft Tyranns verdanken würde.
Natürlich hatte er sich nicht nur deshalb so sehr um den Rhodianer bemüht, sagte sich der Hochkommissar, weil der sein Mitgefühl ansprach. Es gab schließlich handfeste, politische Gründe, möglichst zu verhindern, daß der Mann vollends zusammenbrach. Vielleicht besserte sich sein Zustand, wenn er seine Tochter zurückbekam. Aratap konnte es nur hoffen.
Wieder summte das Türsignal, und diesmal trat Major Andros ein. Hinrik umfaßte die
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