Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
»Der Kragen ist zu eng und scheuert am Hals.«
Major Andros – sein Kragen war nicht weniger eng, und ihn hatte man seit Menschengedenken nicht mehr in Zivil gesehen – hatte darauf nur eine Antwort: »Wenn Sie allein sind, ist es durchaus im Rahmen der Vorschrift, den Kragen zu öffnen. Doch in Gegenwart von Offizieren oder Mannschaften geben Sie mit derartigen Verstößen gegen das Reglement ein schlechtes Beispiel.«
Aratap rümpfte die Nase. Das war die zweite Zumutung bei dieser quasi-militärischen Expedition. Nicht genug damit, daß man ihn in eine Uniform zwängte, mußte er sich auch noch ständig die Phrasen seines zunehmend dominierenden Adjutanten anhören. Angefangen hatte es schon vor dem Abflug von Rhodia.
Andros hatte nicht lange um den heißen Brei herumgeredet.
»Hochkommissar«, hatte er gesagt, »wir brauchen zehn Schiffe.«
Aratap hatte verärgert aufgeblickt. Er traf eben die letzten Vorbereitungen, um dem jungen Widemos mit einem einzigen Schiff zu folgen. Nun legte er die Briefkapseln mit seinem Bericht beiseite, die an die Kolonialbehörde des Khan weitergeleitet werden sollten, falls er von dieser Expedition unglückseligerweise nicht zurückkehrte.
»Zehn Schiffe, Major?«
»Jawohl, Sir. Das ist das Minimum.«
»Wieso?«
»Ich gedenke, mich an vernünftige Sicherheitsstandards zu halten. Der junge Mann ist irgendwohin unterwegs. Sie behaupten, es existiere eine ausgewachsene Widerstandsbewegung. Beides gehört aller Wahrscheinlichkeit nach zusammen.«
»Und deshalb?«
»Und deshalb müssen wir auf eine ausgewachsene Widerstandsbewegung vorbereitet sein. Auf eine Bewegung, die womöglich imstande ist, mit einem einzelnen Raumschiff fertigzuwerden.«
»Oder mit zehn Raumschiffen. Vielleicht auch mit hundert. Wo hört Ihr Sicherheitsbedürfnis auf?«
»Es gilt, Entscheidungen zu treffen. Bei militärischen Fragen bin ich dafür verantwortlich. Mein Vorschlag lautet: Zehn.«
Aratap zog die Augenbrauen hoch. Im Schein der Wandleuchten blitzten seine Kontaktlinsen unnatürlich hell. Das Militär spielte auf Tyrann eine wichtige Rolle. An sich lag die Entscheidungsgewalt in Friedenszeiten zwar in den Händen von Zivilisten, doch auch hier konnte man sich über militärische Traditionen nicht so leicht hinwegsetzen.
So sagte er vorsichtig: »Ich werde darüber nachdenken.«
»Vielen Dank. Sollten Sie sich entschließen, meine Empfehlungen – und nur als solche sind meine Vorschläge zu verstehen, wie ich betonen möchte – zu mißachten…« – der Major schlug forsch die Hacken zusammen, eine unterwürfige Geste ohne jede Bedeutung, dessen war sich der Hochkommissar nur zu deutlich bewußt –, »so wäre das selbstverständlich Ihr gutes Recht. Mir bliebe dann allerdings keine andere Wahl, als meinen Abschied einzureichen.«
Nun lag es an Aratap, zu retten, was noch zu retten war. »Ich habe ganz gewiß nicht die Absicht«, lenkte er ein, »Sie bei rein militärischen Entscheidungen in irgendeiner Weise zu gängeln, Major. Ich hoffe nur, Sie werden meine Entscheidungen in rein politischen Angelegenheiten nicht weniger bereitwillig akzeptieren.«
»An welche Angelegenheiten denken Sie dabei?«
»Zum Beispiel an den Fall Hinrik. Erst gestern haben Sie mir widersprochen, als ich anregte, er solle uns begleiten.«
»Weil ich es für überflüssig halte«, erklärte der Major trocken. »Wenn unsere Streitkräfte im Einsatz sind, wirkt sich die Anwesenheit von Fremden nur ungünstig auf die Moral aus.«
Aratap seufzte unhörbar. Allerdings war Andros auf seine Art ein fähiger Mann. Es war wohl besser, wenn er ihn seine Ungeduld nicht spüren ließ.
»Auch darin bin ich Ihrer Meinung«, sagte er. »Ich möchte Sie nur bitten, die Lage auch einmal von der politischen Seite zu betrachten. Wie Sie wissen, war die Hinrichtung des alten Gutsherrn von Widemos politisch bedenklich und hat in den Reichen für unnötigen Wirbel gesorgt. Mag sein, daß das nicht zu umgehen war, dennoch wäre sehr zu wünschen, daß nicht auch noch der Tod des Sohnes auf unser Konto geht. Das Volk von Rhodia weiß nur, daß der junge Widemos die Tochter des Administrators entführt hat. Das Mädchen ist ein sehr bekanntes und beliebtes Mitglied der Familie Hinriad. Es wäre daher durchaus angemessen und für jedermann verständlich, wenn sich der Administrator an die Spitze dieser Strafexpedition stellte.
Außerdem wäre ein derart dramatisches Manöver sozusagen Wasser auf die Mühlen des
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